Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature
funktioniert.«
»Aber sicher«, mischte Joshua sich ein. »Mein Großvater war ein Monster. Warum der Rudelführer ihn nicht schon vor Jahren zur Ordnung gerufen hat, ist mir ein Rätsel, aber er hat meine Großmutter regelmäßig geschlagen und später auch seine Söhne. Du weißt, warum meine Mutter weggelaufen ist, oder?« Er wollte ihn dazu bringen, es laut zu sagen.
Remy runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich war ein paar Jahre weg. Wie die meisten von uns. Die Gerüchte über eine Tochter haben wir erst kürzlich gehört. Saria hat sie offenbar ein- oder zweimal im Sumpf getroffen. Ihr Name ist Evangeline. Wir haben geglaubt, ihre Mutter sei bei der Geburt gestorben, von einem Selbstmord haben wir nichts gewusst. Niemand wagt sich auf das Land der Tregres. Es grenzt an das der Merciers, aber nicht einmal Charisse und Armande betreten es.«
»Und niemand hat daran gedacht, einmal genauer hinzuschauen? Irgendein Lehrer? Oder sonst jemand?«, fragte Joshua barsch.
»Wohin denn?«, schnauzte Remy. »Die Jungen gingen in die Schule, und keiner ahnte, dass es noch ein Kind gab. Die Tregres schotten sich ab und man weiß, dass sie Eindringlinge gnadenlos davonjagen. Jeder hat das Recht zu leben, wie er will.«
»Aber nicht so«, blaffte Joshua. »Der Kerl hat Frauen missbraucht.«
»Und Männer«, fügte Remy hinzu. »Du hast recht, man hätte ihn aufhalten müssen. Aber was dort vorgefallen ist, haben wir erst erfahren, als der Alte gestorben war. Der Tod deines Vaters ist als Jagdunfall dargestellt worden. Hier im Sumpf passieren ständig solche Unfälle. Niemand mochte den alten Mann, und wir haben ihm alles Mögliche zugetraut, aber er ließ sich nur selten blicken und seine Söhne überhaupt nicht. Alles, was pere je über ihn gesagt hat, war, dass wir uns von ihm fernhalten sollen. Und Mercier hat seinen Kindern dasselbe geraten.«
»Das heißt, als Saria nach Hause kam und euch erzählte, dass es da draußen ein Mädchen gibt, eine junge Frau, von der keiner wusste, hast du es nicht für nötig gehalten, dir das mal näher anzusehen?«, wollte Joshua wissen.
Remy sah ihn unverwandt an. »Ich bin zu ihr gegangen. Sie ist zwanzig. Sie hat mir erzählt, dass sie zu Hause unterrichtet worden ist und dass ihre Brüder, ihr Vater und ihr Onkel auf sie aufpassen. Ja, manchmal fühlt sie sich einsam, aber sie sagt, sie sei mit Charisse befreundet und dürfe immer öfter aus dem Sumpf heraus. Sie ist recht unsicher, aber nachdem sie Saria getroffen hat, glaubt sie, dass sie ihr Leben meistern kann. Was hätte ich sonst noch tun sollen? Sie behauptet, niemand habe jemals Hand an sie gelegt. Sie hat den alten Buford ein- oder zweimal gesehen, er sie aber nie. Man hat ihr eingebläut, sich vor ihm versteckt zu halten.«
»Und du hast ihr geglaubt?«, fragte Drake nachdenklich, während Joshua abfällig schnaubte. »Der alte Tregre war ein Artgenosse. Wie zum Teufel haben sie den Geruch des Mädchens vor ihm verbergen können … ?« Er verstummte und sah Remy an.
»Ja, wie war das möglich?«, überlegte Remy. »Das ist eine verdammt gute Frage.«
»Könnten die Tregre-Brüder einen Weg gefunden haben, Leopardengeruch zu neutralisieren? Und was ist mit der DNA? Es muss doch noch etwas Speichel in den Bisswunden der gefundenen Leichen gewesen sein, irgendeine Spur, die auf einen Raubtierangriff hindeutet«, grübelte Drake.
Remy schüttelte den Kopf. »Deshalb habe ich ja geglaubt, dass die Überfälle simuliert waren. Wie sollte ein Leopard einen Kehlbiss anbringen, ohne eine Witterung oder Speichel zu hinterlassen?«
»Das ist unmöglich, oder?«, fragte Lojos. »Wir haben einen fabelhaften Spürsinn.«
»Ich denke, dass irgendjemand genau das getan hat«, fuhr Remy fort, »aber ich weiß nicht, wie das gehen soll.«
Saria schauderte und setzte sich neben Drake. »Dann könnte es sein, dass es doch nicht Armande war, der mich überfallen hat. Es hätte jeder sein können – auch der Killer. Vielleicht hat meine Leopardin deshalb nicht reagiert. Sie war verwirrt, weil es keinen Geruch und keine anderen Erkennungszeichen gab.«
Drake legte einen Arm um sie und gab sich große Mühe, bei der Bewegung nicht zusammenzuzucken. »Vielleicht sollten wir als Nächstes den Tregres einen Besuch abstatten.«
»Ich bringe dich hin«, sagte Remy. »Lass uns gleich morgen fahren. Meine Brüder und deine Männer kommen auch mit, nur um sicherzugehen, dass wir genug Leute haben, um uns richtig
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