Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature
waren auch nicht viel in der Schule. Allerdings haben die drei fest zusammengehalten. Wenn man sich mit einem Tregre anlegte, bekam man es stets gleich mit allen zu tun. Renard war der Älteste, und für ihn war es am schlimmsten. Er hat auf seine Mutter und seine beiden Brüder aufgepasst. Als er eine Weile fortging, waren wir alle ziemlich überrascht. Ich glaube, damals ist der Alte noch unerträglicher geworden.«
»Aber dann ist Renard mit einer Frau zurückgekommen. Einer Gestaltwandlerin«, drängte Drake den alten Mann, der in Schweigen verfallen war, zum Weiterreden.
Amos zuckte die Achseln. »Ja, er brachte eine wunderschöne Frau mit, was mir zeigte, dass ich alles falsch gemacht hatte. Ich hatte mein Leben mit Pauline geopfert und das Rudel seinem Untergang geweiht. Ich bin im Sumpf geboren und aufgewachsen und habe die meiste Zeit meines Lebens dort gearbeitet. Ich bin nie hier weggegangen, habe nicht einmal mit dem Gedanken gespielt. Ich glaubte, außer uns gäbe es keine Leopardenmenschen – bis Renard wieder nach Hause kam.«
»Auch seine Brüder haben Frauen von außerhalb geheiratet, ganz normale Frauen, oder?«, mutmaßte Drake.
»Buford verachtete alle, die keine Artgenossen waren. Das ging sogar so weit, dass er seine Frau und seine Kinder hasste – bis auf Renard; die anderen beiden Söhne, weil sie keine Gestaltwandlerinnen geheiratet hatten, und seine Frau, weil sie nicht seine wahre Gefährtin war.«
»Das hast du gewusst und nichts unternommen?«
»Ich habe es erst erfahren, als Renard zu mir kam und mir mitteilte, dass die Söhne vorhätten zu fliehen, alle drei. Er sagte, sein Vater sei geisteskrank. Und er behauptete, dass Buford seine Mutter getötet habe und eines Nachts, als Renard im Sumpf unterwegs war, seine Frau belästigt habe. Daraufhin hätten die anderen Frauen ihren Männern gestanden, dass es ihnen ähnlich ergangen sei und dass Buford gedroht habe, sie umzubringen, sollten sie davon was verraten.«
»Mein Gott. Was verdammt noch mal hast du getan, als alles schiefging und Renard starb?« Drake konnte sich den anklagenden Ton nicht verkneifen. Am liebsten wäre er quer durchs Zimmer gesprungen und hätte Amos geschüttelt. Renards Frau und seinem Sohn war die Flucht gelungen, seinen Brüdern und den Schwägerinnen jedoch nicht.
»Er wollte ja eingreifen«, mischte Pauline sich ein. Sie reichte Amos einen Teller und stellte sein Glas auf dem Couchtisch ab. »Aber am Ende hatte er kaum noch einen heilen Knochen im Leib und lag drei Monate im Koma.«
Drake atmete hörbar aus. Dieser Sumpf schien immer tiefer zu werden. Je mehr er erfuhr, desto mehr Fragen kamen auf. »Und Tregre wurde nicht verhaftet?«
»Damals war sein Bruder Chef der Polizei.« Amos seufzte. »Du wirbelst eine Menge Dreck auf, Donovon. Das alles ist viele Jahre her. Sie haben behauptet, ich hätte unbefugt das Grundstück betreten und Buford attackiert. Es gab eine Untersuchung, und er wurde von allen Anschuldigungen freigesprochen. Sie haben sogar angedeutet, dass ich Renard umgebracht haben könnte. Am Ende sind sie dann doch nicht so weit gegangen, aber ich hatte keine andere Wahl, als sie in Ruhe zu lassen. Verdammt, von den Monaten danach weiß ich nicht mehr allzu viel. In der Zeit brauchte ich Krankengymnastik und mein Leopard ließ sich lange Zeit nicht mehr blicken. Ich habe dem Rudel gesagt, das Tregre-Land sei tabu und es dabei belassen.«
Saria setzte sich in den Sessel neben Drake und reichte ihm einen Teller mit Essen. Als sein Magen knurrte, fiel ihm ein, dass er schon eine ganze Weile nichts mehr zu sich genommen hatte. Seine Gedanken überschlugen sich, versuchten, alles aufzunehmen, was Amos ihm erzählt hatte, und gleichzeitig zwischen den Zeilen zu lesen. Es konnte gut sein, dass Bufords Söhne ebenso grausam und verkommen waren wie ihr Vater. Und der alte Tregre hätte ganz sicher zum Serienmörder getaugt, denn das, was er am besten gekonnt hatte, war anscheinend hassen. Außerdem hatten Joshuas Onkel noch Söhne, die alt genug waren, um als Verdächtige infrage zu kommen. Drake schüttelte den Kopf. Das war alles so kompliziert, und er fühlte sich gerade so beschissen.
Saria dagegen roch himmlisch, sie hatte wieder diesen Duft an sich, der, wie er mittlerweile wusste, charakteristisch für sie war. Offensichtlich war sie unter der Dusche gewesen, sonst wäre es Pauline wahrscheinlich nicht gelungen, zuerst Amos mit Essen zu versorgen. Drake hatte das Warten nichts
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