Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
den Knoten, der das Seil um ihr Handgelenk festhielt, zu lösen. Nur noch ein-, zweimal am Baumstamm gerieben und das Seil fiel zu Boden. Schnell riss sie sich das Seil von den Händen und holte zitternd Luft.Dann befreite sie auch ihre Tochter von den Fesseln. Hinter sich hörte sie den Kampflärm und das Brüllen dieser Bestie. Sophie war immer noch bewusstlos. Alecs Männer hatten sich einen Spaß daraus gemacht, die beiden Frauen immer wieder zu treten. Sophie, die die Empfindungen der Männer nicht mehr aus ihrem Kopf verbannen konnte, fing irgendwann an, vor Schmerzen zu schreien, was die Männer nur noch mehr anstachelte, sie zu quälen. Sie hatte nichts tun können, Sophie nicht beistehen können, dachte Nola mit einem bitteren Geschmack im Mund. Schnell und gründlich untersuchte sie den Körper ihrer Tochter auf Verletzungen und atmete dann erleichtert auf. Bis auf eine kleine Kopfwunde, die noch immer leicht blutete, hatte Sophie nur blaue Flecken und leichte Prellungen davon getragen. Die Ohnmacht hatte sie vor weiteren Empfindungen bewahrt. Nola hatte sich die meiste Zeit ebenfalls ohnmächtig gestellt und dabei die Gespräche der Männer belauscht. Dadurch hatte sie einige aufschlussreiche Informationen aufgeschnappt.
Nachdem sie sicher war, dass es Sophie den Umständen entsprechend gut ging, drehte sie sich zu den Kriegern um, die gegen eine Bestie kämpften. Als Nola einen genaueren Blick auf das riesige Ungetüm warf, sog sie scharf die Luft ein. Ein Mantikor. Die Götter mögen ihnen beistehen. Nach allem, was sie in ihrer Jugend über dieses Monster gehört hatte, hatten die Gestaltwandler, die sich anscheinend nicht verwandeln wollten oder konnten, keine Chance gegen das Gift und die Kraft dieses durch Magie erschaffenen Wesens.
Befrei mich!
Schaudernd fuhr Nola sich über die Arme. Hatte sie das gerade wirklich gehört? Ein zweiter Mantikor schrie seine Wut in die Nacht hinaus. Er würde sie bald erreicht haben.
So erhöre und befreie mich!
Wieder diese Stimme. Es war definitiv die Stimme eines Mannes. Die Gestaltwandler versuchten weiter, den Mantikor in eine Ecke zu treiben und erlitten dabei immer wieder selbst schwere Verletzungen. Einzig der Anführer der kleinen Gruppe schien bis jetzt dem Gegner ebenbürtig zu sein. Doch nur, bis seine Kraft ihn verließ oder das Gift seine volle Wirkung zeigte. Nola überlegte fieberhaft. Was sollte sie tun? Als sie den Kopf hob und der Bestie in die Augen schaute, fühlte sie einen Sog, der sie wie unter Zwang zu dem Mantikor zog.
Conlan beobachtete erstaunt, wie die Menschenfrau an ihnen vorbeilief, direkt ihrem Tod entgegen. Der Mantikor hatte unterdessen mit seiner Raserei aufgehört, doch noch immer hatte er die Mähne aufgestellt, bereit, eine weitere Ladung Gift zu verteilen. Seine Mähne erinnerte eher an Tausende kleiner Schlangen, als an Haare. Die Frau, deren eigene Haare eine unnatürliche Rotfärbung aufwiesen, ging langsam auf die Bestie zu, bis sie direkt vor ihr stand. Die zweite Frau lag bewusstlos an den Baumstamm gelehnt in sicherer Entfernung, jetzt jedoch ohne Fesseln. Conlan machte sich automatisch bereit, die Bestie erneut anzugreifen, sobald die Frau entweder mit einem Bissen verschlungen war oder das Mistvieh zu abgelenkt war, um den Angriff zu bemerken. Nola, ganz gefangen im Blick des Mantikors, bemerkte nur am Rande den Krieger hinter sich, der kampfbereit sein Schwert hob.
Befrei mich!
Wieder diese Stimme. Jetzt, wo sie vor dem drei Meter hohen Tier stand, musste sie den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen schauen zu können. Der Mantikor senkte seinen Kopf, bleckte seine Zähne und knurrte sie mit seinem übel riechenden Atem an. Seltsamerweise verspürte sie keine Angst. Langsam, so, dass der Mantikor sie beobachten konnte, hob sie die rechte Hand und legte sie ihm auf die Schnauze. Auf das, was dann kam, war sie jedoch nicht vorbereitet. Ihr Körper schickte alles, was er an Kraftreserven besaß, durch ihre Hand zum Mantikor. Ihre Kopfhaut knisterte, als würden ihre Haare in Flammen stehen.
Ja.
Dieses eine Wort wurde mit so einer Erleichterung und Traurigkeit ausgesprochen, dass sich Nolas Herz zusammenzog und ihr Tränen die Wangen hinunter liefen. Wieder änderte sich das Antlitz des Tieres in das eines Mannes, dann wieder in das des Mantikors. Schwerfällig, wie ein alter Mann, ließ sich nun die Bestie auf den Boden nieder, seinen Kopf in seine Pfoten gestützt und noch immer den Blick auf Nola
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