Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
sie konnte weit und breit niemanden sehen. Der Nebel schien an ihr zu ziehen. Ihre Schultern, ihr Kopf, ihr gesamter Körper wurden schwer.
Mittlerweile konnte Savannah vor sich gar nichts mehr erkennen. Sie wusste nicht einmal mehr, in welche Richtung sie ging. Sie wusste auch nicht, wie lange sie nun schon unterwegs war, doch mit einem Mal tauchte vor ihr das Cottage ihrer Großmutter auf. Gerade, als sie einen weiteren Schritt vorwärtsgehen wollte, wurde sie durch irgendetwas oder irgendjemanden zur Seite gerissen, sodass sie hart auf dem felsigen Untergrund aufschlug. Der Aufprall trieb ihr den Atem aus der Lunge. Ihr Kopf schlug hart auf den Boden und kleine bunte Sterne tanzten für einige Sekunden vor ihren Augen. Doch als sie wieder sehen konnte, lief ihr erneut ein eisiger Schauer über den Rücken. Neben sich sah sie einen Mann liegen. Nein, nicht irgendeinen Mann, sondern der Mann, den sie auf der Fahrt zu Nola gesehen hatte. Anscheinend war er bewusstlos. Der Nebel war mittlerweile verschwunden. Ein Stück von ihnen entfernt stand ein Schild mit der Aufschrift
O'Brien's Tower
und einem Pfeil. Direkt vor ihr endete der Boden. Als sie sich etwas aufrichtete, sah Savannah, dass sie sich sehr nah an den Klippen befand. Als sie sich weiter umschaute, sah sie ein weiteres Schild, auf dem
Cliffs of Moher
und die Zahl
190m
stand. Das hieße dann also, wenn dieser Fremde sie nicht aufgehalten hätte, wäre sie 190 Meter die Klippen hinunter gefallen. An die Vision ihrer Mutter wollte sie erst einmal nicht denken. Noch immer bewegte der Fremde sich nicht. Der Nebel war zwar verschwunden, doch der Himmel war immer noch dunkel und der Wind frischte erneut auf, so, als ob etwas oder jemand seine Wut hinausschreien wollte. Die Erde erbebte unter den gewaltigen Donnerschlägen.
„Na dann mal los Fremder. Ich habe keine Lust, hier draußen zu bleiben.“
Savannah sammelte ihre Kraft, nahm den größten Stein vom Boden auf, den sie finden konnte und schnitt sich mit der spitzen Seite in ihren Daumen. Den roten Blutstropfen ließ sie mitten auf den Stein tropfen. Wie bei einem Schwamm verschwand die rote Flüssigkeit im Inneren des Steines und Savannah spürte, wie eine ungeheure Kraft durch ihren Körper schoss. Diesen kleinen Trick hatte sie durch einen Zufall als Kind beim Spielen herausgefunden. Nun konnte sie sich den Mann mühelos auf den Rücken heben. Leider war er viel größer als sie, sodass seine Beine auf dem Boden schleiften. Doch sie hatte keine Zeit, sich etwas anderes auszudenken. Ihre Kraft würde nur ein paar Minuten halten. Sie spürte bereits, dass der Stein, den sie sich in die Tasche gesteckt hatte, kleiner wurde. Je größer der Stein war, desto länger hielt ihre Kraft. Den Weg hinunter entdeckte sie eine kleine Hütte, die verriegelt war. An einer Seite des Cottages hatte jemand die Worte
Geister
und
Verwunschen
mit roter Farbe angeschrieben. Mit einer Hand brach Savannah das Schloss auf, mit der anderen hielt sie den Mann auf ihrem Rücken. Gerade, als die alte Holztür quietschend aufsprang, verließ die Kraft sie wieder und Savannah sackte japsend unter dem Gewicht des Mannes zusammen. Sie brauchte eine Weile, um ihn wieder von sich runter zu heben und noch mal doppelt so lange, um ihn auf das Bett, das am Ende des Raumes stand, zu schleifen und hinauf auf die Matratze zu legen. Zweimal hintereinander würde der Trick nicht funktionieren, das wusste sie aus Erfahrung. Das Innere der Hütte wurde kurz durch einen Blitz erhellt und Savannah schreckte alarmiert zurück.
Der Mann schaute sie mit weit geöffneten Augen an. Wie hypnotisiert konnte sie jede Farbe der ungewöhnlichen Iris erkennen. Da gab es die Farben Hellgrün, dann Grau, Rot, Azurblau, Ocker und ein helles Gelb. Und beim nächsten Blinzeln waren seine Augen mit einem Mal nur noch Azurblau. Auch wenn der Mann sie vor dem Sturz in die tödliche Tiefe bewahrt hatte, so wusste sie nicht, ob er ein Psychopath, ein Mörder oder etwas noch Schlimmeres war. So, als spüre er ihre Angst, richtete sich der Fremde langsam auf. Seine Augen waren weiterhin auf sie gerichtet. Sein Blick war nicht bedrohlich, doch Savannah spürte den Eindruck von Stärke und Entschlossenheit, die er aussandte. Erst jetzt fielen ihr die Muskeln unter seinem Hemd auf. Als sie ihn ins Haus geschleift hatte, war ihr schon aufgefallen, dass er mindestens 1,90m groß sein musste. Doch was sie am meisten erschreckte, waren die Narben. Sein Hemd hatte er sich
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