Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
herumwirbelnden Staubes niesen. Als sie die Kisten voller Farbtöpfchen und Pinsel sah, tanzte sie fast vor Glück. Vor ihrem Leben als `Savannah‘` hatte sie nie gemalt. Sie konnte es niemandem erklären, doch innerlich fühlte sie sich noch nicht richtig – noch nicht ganz. Jetzt, da ihre Seele vollständig war, würde ihre Energie nicht mehr lebensgefährlich ansteigen. Das wusste sie. Doch die Erinnerung an die innerliche Zufriedenheit beim Malen hatte sie hierher geführt. Vorsichtig legte sie die erste Leinwand auf die in einer Ecke stehende Staffelei. Sie atmete tief den Duft der Farben ein, als sie diese auf einer Palette verteilte. Aus den Tüchern, die zuvor die Möbelstücke bedeckt hatten, riss sie kleine Stofffetzen. Sie hoffte, dass Conlan nicht böse sein würde, wenn sie den Raum benutzte. Als sie den Pinsel zum ersten Mal über die Leinwand führte, atmete sie tief aus. Ihre Muskeln entspannten sich und in ihrem Kopf bildete sich ein Bild. Kein Geräusch außer dem ihrer Füße, das Rascheln ihres Rockes auf dem staubigen Boden und das Geklapper mit den Farbtiegeln störte die Ruhe. Savannah vermied bewusst die Gedanken an Tyrell und die drohende Gefahr für ihre Mutter.
Ays streifte gerade unruhig durch die Burg, als ihm ein seltsamer Geruch in der Nase kitzelte. Neugierig folgte er dem Geruch, bis er vor einer Holztür stehen blieb. Diese war nur angelehnt und nicht verschlossen, daher hörte er Savannah leise vor sich hinsummen. Er hatte sie das letzte Mal vor einigen Stunden gesehen. Ihre Augen sahen müde aus. Auch wenn sie sich äußerlich verändert hatte, so erkannte er doch noch die junge Frau, die ihn gerettet hatte. Als er sich durch den Türspalt quetschte, blieb er verwundert stehen. Savannah stand vor einer großen Staffelei am Fenster in der Ecke des großen Raumes. Ihr Kleid wies mehrere Farbflecken auf. In der Hand hielt sie einen Pinsel, den sie gleichmäßig über die Leinwand führte. Dabei tippte ihr rechter Fuß im Takt mit ihrem Summen auf den Boden.
Er schaute sich um und sah mehrere Leinwände in verschiedenen Größen an den Wänden gelehnt stehen. Er schlich sich näher. Auf den Bildern waren in Pastelltönen gemalte Portraits. Neben der Tür auf der ersten Leinwand erkannte er die Gestalt einer Fee. Er erkannte Aysa. Erstaunt stellte er fest, dass ihr Gesicht genau getroffen war. Erstaunlich. Auf dem Nächsten war ein Drache. Hier spürte er die Macht, die von dem Tier ausging. Ein anderes Bild zeigte einen Mann in einer Kutte. Ays wusste nicht, wer das sein sollte, doch er tippte auf Tyrell. Dann kam noch das Bild einer Frau ohne Augen, ein Hund mit drei Köpfen und gefletschten Zähnen – oh, das musste Alasar sein – und ein weiterer Mann mit Augen, die einem einen eisigen Schauer über den Rücken laufen lassen konnten. Anschließend ging er leise zu Savannah. Dabei warf er einen Blick auf die Leinwand, die sie gerade bemalte. Dort war die Rückseite einer Frau in einem roten Kleid zu sehen. Die Haare waren kürzer als Savannahs, ihre Haltung war gerade, ihr Rücken gestreckt. Sie schaute in die Ferne, in Dunkelheit.
Savannah arbeitete gerade am Kopf der Frau, die wohl sie darstellen sollte, als sie ihn bemerkte. Ohne zu zögern legte sie die Farbpalette und den Pinsel auf einen kleinen Tisch neben der Staffelei. Dann setzte sie sich auf den Boden und nahm ihn in den Arm. Instinktiv spürte er, dass sie nicht so ruhig war, wie sie schien. Also kuschelte er sich an sie. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er das Gefühl, dass seine Einsamkeit langsam wich. Ihre Hand streichelte seinen Kopf, was wiederrum ein Schnurren bei ihm auslöste. So saßen sie eine ganze Weile da.
Während Savannah sich zurückgezogen hatte, entschloss sich Aidan sich dazu, Alec aufzusuchen. Zum Glück beherbergte Conlans Burg einen Keller mit Zellen. Noch aus den letzten Jahrhunderten hingen dicke Eisenketten von den Wänden. Dies war kein einladender Ort. Conlans Clan hatte den unteren Bereich der Burg seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt. Doch nun saß Alec in einer der kleinen Zellen. Dort standen nur ein kleines schmales Bett und ein kleiner Hocker, der fast auseinander zu fallen schien. Als Aidan vor die Gitterstäbe trat, die ziemlich verrostet waren, unterdrückte er den Wunsch, die Zelle zu öffnen und dem Leben dieses Menschen ein Ende zu bereiten. Alec lag auf dem Bett, das Gesicht den Gitterstäben zugewandt. Die Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt. Um sie herum
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