Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
Savannah spürte, dass sie nun einen anderen Weg nehmen sollten. Es kostete sie einige Kraft, dem Sog zu entkommen. Alles erloschene Leben wurde in diesem Sog erfasst, denn die zurückbleibenden Seelen der Verstorbenen würden den Weg in die Unterwelt nie selbst finden. Die fünf reisenden Seelen, die nur als kleine weiße Kugeln für die Bewohner der Unterwelt zu sehen waren, folgten den Gängen durch die fremde Welt. Als sie an einem Abgrund vorbeikamen, der hell leuchtete und eine magische Anziehung auf sie ausübte, drängte Savannah die anderen, ihr weiterhin zu folgen. Die dunklen Gänge waren nur eine Verbindung zu den verschiedenen Ebenen. Nola fiel immer wieder zurück. Ihre Seele zog es zu den warmen und rufenden Tiefen, die ein Gefühl des Verlustes in ihr hervorriefen. Doch Savannah ließ nicht zu, dass sie dort blieb.
Als sie durch einen weiteren dunklen Gang zu einer Ebene mit saftigem grünem Gras kamen, hielt Savannah an. Zuerst schwebten sie noch als Energiebälle über der Erde, doch dann verfestigten sich die Körper wieder. Erstaunt schaute Laylah sich die Umgebung an, ehe sie an sich selbst hinunterblickte. Sie konnte durch ihren Körper hindurchsehen. Die anderen sahen sich mit offenen Mündern das Panorama an, das sich ihnen bot. Der Himmel war schwarz. Dagegen strahlte das Gras seltsam hell durch seine grüne Farbe. Aus der Ferne konnte man einen Bach rauschen hören. Doch es gab kein anderes Lebewesen. Auf einmal fing der Boden an zu beben.
„Was ist das?“, fragte Laylah.
„Einer der Wächter“, erwiderte Savannah. Nur die Götter wussten, dass die Unterwelt aus verschiedenen Ebenen bestand. Da die anderen mit ihren Worten nicht viel anfangen konnte, erklärte Savannah ihnen, wie die Wächter entstanden waren.
„Vor Jahrhunderten kämpften zwei Götter um die Herrschaft über die Unterwelt. Einer der Götter beschwor furchtbare Monster herauf, um den Kampf zu entscheiden. Die Monster schuf er aus Seelen, die weiterhin an ihrem alten Leben festhielten und sich weigerten, den nächsten Schritt zu gehen.“
„Du meinst die Wiedergeburt?“, fragte Laylah.
Savannah nickte zustimmend.
„Ja. Die Monster besaßen kein Gewissen, da ihre Seelen in den fremden Körpern eingeschlossen waren. Sie wurden wahnsinnig und verwüsteten die Unterwelt. Die zwei kämpfenden Götter merkten das allerdings zu spät. Der Gott, der die Wesen einst erschuf, sah seinen Fehler ein. Seine Macht reichte jedoch nicht aus, um sie unter Kontrolle zu bringen. Daher beendete er den Kampf um die Unterwelt als Unterlegener und bat die anderen Götter um Hilfe. So entstanden die Wächter. Jeder Gott gab einen Blutstropfen, mit dem er eines der Wesen bedachte. Somit hatte der Wahnsinn ein Ende und die Wesen waren wieder Herr über ihre Gedanken und Taten. Zur Strafe wurden sie dazu verbannt, die Ebenen der Unterwelt zu bewachen.“
Nola schüttelte den Kopf und sagte dann sarkastisch: „Die Dinger müssten dann ziemlich gut gelaunt sein.“
„Einige fanden sich mit ihrem Schicksal ab“, sagte Savannah, als eine große Gestalt am Horizont auftauchte. Ein Riese mit einer Peitsche in den Händen kam auf sie zugelaufen. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
„Andere taten dies jedoch nicht“, beendete Savannah ihren Satz. Conlan und Aidan stellten sich vor die Frauen. Savannah wusste, dass ihre Kräfte hier nicht wirken würden. Als sie Laylah anschaute, erkannte sie, dass es der Schamanin ebenso ging.
„Aidan, meine Kräfte funktionieren nicht“, sagte Laylah bemüht ruhig.
„Ja, das dachte ich mir “, erwiderte dieser.
Savannah lief ein eisiger Schauer den Rücken hinunter. Auch wenn sie nur durchscheinende Gestalten waren, so konnten sie verletzt und sogar getötet werden. Dies war der Ort der Seelen. Die Wächter waren nach dem Gott der Toten die mächtigsten Wesen. Es dauerte nicht lange, bis der Riese vor ihnen stand, die Peitsche mit der Spitze auf sie gerichtet.
„Was wollt ihr hier?“ Seine Stimme hallte über die leere Ebene.
„Wir möchten diesen Ort passieren“, antwortete Aidan. Als der Riese laut lachte, spannte sich Savannahs Körper an. Ihre Gedanken rasten. Sie überlegte, was sie tun sollte. Asha, der Gott, der über diese Wesen gebieten konnte, würde ihnen nicht zur Seite stehen, denn sonst wäre er bereits aufgetaucht. Er wusste bestimmt schon, dass sie sich in seinem Reich aufhielten. Was bezweckte er mit seiner Abwesenheit? Die Situation war wirklich gefährlich. Die
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