Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns
verbessert.
Herr Dr. Najjar kam am nächsten Morgen alleine und begrüßte meine Eltern wie alte Freunde. Nachdem man die Krankheit nun identifiziert hatte und wir wussten, dass ich kein Teratom hatte, war es Zeit herauszufinden, welche Behandlung mich würde retten können. Irrte er sich, konnte es sein, dass ich mich vielleicht nie wieder erholen würde. Er hatte die ganze Nacht darüber nachgedacht, was am besten zu tun sei, war schweißgebadet aufgewacht und hatte mit seiner Frau über alles gesprochen. Schließlich hatte er beschlossen, alles auf eine Karte zu setzen. Er wollte nicht warten, bis sich die Dinge verschlimmerten, ich war bereits zu nah am Rande des Abgrunds. Er gab seinen Handlungsplan bekannt, während er tief in Gedanken die Enden seines Bartes zwirbelte.
»Wir werden Sie auf eine aggressive Behandlung mit Steroiden, IVIG und Plasmapherese setzen«, sagte er. Er konnte wunderbar mit Patienten umgehen, erwartete aber gelegentlich von ihnen, ihm folgen zu können, als seien sie ausgebildete Neurologen.
»Was wird das alles bewirken?«, fragte meine Mutter.
»Dabei handelt es sich um einen dreigleisigen Angriff, bei dem nichts offenbleibt«, antwortete Dr. Najjar. »Die Entzündung im Körper wird mit Steroiden eingedämmt. Durch Plasmapherese werden die Antikörper ausgeschwemmt und mit der IVIG werden die Antikörper weiter reduziert und neutralisiert. Da bleibt kein Raum für Fehler.«
»Wann wird sie nach Hause kommen können?«, fragte mein Daddy.
»Soweit es mich betrifft, könnte sie morgen nach Hause«, antwortete Dr. Najjar. »Die Steroide kann sie oral einnehmen. Sie kann für den Plasmaaustausch ins Krankenhaus kommen und die IVIG-Behandlung könnte, wenn die Krankenversicherung zustimmt, durch eine Schwester zu Hause erfolgen. Mit der Kombination dieser Behandlungen glaube ich, dass Susannah wahrscheinlich zu 90 Prozent wiederhergestellt werden wird.«
Auch wenn ich mich an die Diagnose nicht erinnere, erzählten mir meine Eltern, dass sich mein Verhalten änderte, als ich das hörte, und mich die Nachricht, bald heimgehen zu können, aufzubauen schien. Frau Dr. Russo vermerkte in ihren Unterlagen, dass ich »fröhlicher« wirkte und mein Sprechen »besser« war.
Nach Hause. Ich werde nach Hause gehen.
Am nächsten Vormittag, Samstag, 18. April, wurde ich endlich entlassen. Ich war 28 Tage im Krankenhaus gewesen. Viele Schwestern und Pfleger – von denen mich einige gewaschen, andere mir Sedativa verabreicht und einige wenige mich gefüttert hatten, als ich nicht selbst essen konnte – kamen, um sich zu verabschieden. Schwestern und Pfleger erfahren selten etwas darüber, wie es einem Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus geht, und ich war noch immer in einem äußerst schlechten Zustand. Ein kleiner, vornüber gebeugter Mann betrat das Zimmer mit einigen Papieren in der Hand. Er hatte eine Schwester organisiert, die mich versorgen sollte, und eine Klinik empfohlen, in der ich eine Vollzeit-Reha erhalten würde. Meine Mutter nahm die Papiere, blätterte sie jedoch nur geistesabwesend durch; sie wollte sich später damit befassen. Jetzt fuhren wir erst einmal nach Hause, und das war das Einzige, was zählte.
Meine Mama, mein Daddy, Allen, Stephen und meine Collegefreundin Lindsey, die am Tag zuvor aus St. Louis eingeflogen war, packten meine Habseligkeiten – Stofftiere, DVDs, Klamotten, Bücher und Toilettenartikel – und stopften sie in durchsichtige Plastiktüten der NYU mit dem Aufdruck »Patientenbesitz«; Blumen und Zeitschriften nahmen sie nicht mit. Ein Mitarbeiter vom Krankentransportdienst half mir in einen Rollstuhl, während meine Mama mir flache Slipper anzog. Es war das erste Mal seit einem Monat, dass ich wieder Schuhe trug.
Am Vorabend hatte mein Daddy ein kleines Plakat geschrieben, um den Schwestern und Pflegern für ihre Unterstützung zu danken. Er hängte es bei den Aufzügen auf:
VIELEN DANK
Im Namen unserer Tochter Susannah Cahalan möchten wir uns bei dem gesamten Team der Epilepsie-Station des NYU Medical Center bedanken. Wir kamen in einer schwierigen und verzweifelten Lage hierher und Sie haben mit Können und Mitgefühl reagiert. Susannah ist eine wunderbare junge Frau, die Ihre harte Arbeit verdient hat. Ihre Mutter und ich werden stets in Ihrer Schuld stehen. Ich kann mir keine sinnvollere Arbeit vorstellen als die, die Sie tagtäglich leisten.
Rhona Nack
Tom Cahalan
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Meine Prognose war noch immer unklar – sie war nur
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