Feuer in eisblauen Augen
wunderbar.”
Er schenkte ihnen beiden ein Glas Merlot ein und wartete, bis Annie einen Schluck getrunken hatte. Erst dann öffnete er seinen Erste-Hilfe-Kasten.
Mark kniete sich vor Annie hin und tupfte vorsichtig das inzwischen feuerrote, abgeschürfte Knie mit einem Antiseptikum ab. Sie zuckte nur ab und zu zusammen, und Mark sah, dass sie eine Gänsehaut bekam. Aber sie ließ ihn gewähren. Er wickelte noch einen Verband um das Knie, erst dann war er zufrieden.
Annie wunderte sich, wie vorsichtig er ihr schmerzendes Knie versorgte. Mark fiel es ziemlich schwer, Annies glatte, warme Haut zu ignorieren und sich von ihrem verführerischen Duft nicht die Sinne verwirren zu lassen.
Als das Knie verbunden war, betrachtete er Annies Fuß. “Hier sind noch Splitter, die müssen entfernt werden”, sagte er und kramte in seinem Medizinkasten.
“Wofür sind die Nadel und die Pinzette?”, fragte Annie beunruhigt. “Das tut sicher weh.”
“Nein, nicht sehr. Trinken Sie einfach noch einen Schluck Rotwein, dann spüren Sie fast nichts”, riet Mark lächelnd.
“Das hat mein erster Freund auch behauptet”, entgegnete Annie.
Darauf wollte Mark lieber keine Antwort geben, stattdessen konzentrierte er sich auf seine Aufgabe. Annie hatte so hübsche Füße …
“Ich fand es großartig von Ihnen, dass Sie Emily den Hund gelassen haben”, sagte Annie plötzlich.
Mark sah ihr in die Augen. “Es war verrückt, wenn Sie mich fragen.”
“Nein, das war es nicht. Es hätte Emily das Herz gebrochen, wenn sie sich von dem Hund hätte trennen müssen.”
“Das Tier ist völlig nutzlos.”
“Nein, das sehe ich nicht so. Er wird uns auf jeden Fall vor gefährlichen Eichhörnchen schützen”, entgegnete Annie schmunzelnd.
Mark musste lächeln. “So, das wäre geschafft”, sagte er und ließ ihren Fuß sanft aus den Händen gleiten. Aufatmend setzte er sich neben Annie auf die Couch. “Meine größte Sorge sind nicht die Eichhörnchen”, gestand er.
“Sie machen sich viel zu viele Sorgen.”
Mark wurde ärgerlich. Wie konnte Annie seine Fürsorge für seine Nichte nur so auf die leichte Schulter nehmen?
“Ich habe es ihrer Mutter versprochen …”
“Ja, ja, das habe ich jetzt schon einige Male von Ihnen gehört. Aber meinen Sie wirklich, Ihre Schwester hätte gewollt, dass Sie Emily rund um die Uhr bewachen und Sie wie in einem Fort gefangen halten sollen? Wie soll das Mädchen denn das Leben eines Tages allein bewältigen, wenn Sie ihm jede Chance nehmen, es kennenzulernen?”
Mark schwieg.
“Das ganze Leben ist ein Risiko, Mark. Sie müssen Emily ihre eigenen Erfahrungen machen lassen.”
“Das sind wirklich gute Ratschläge von einer Frau, die am liebsten frei wie ein Vogel lebt und die viel zu ängstlich ist, um eine Verpflichtung einzugehen. Eine Frau, der sogar schon ein Bademantel eine zu große Belastung ist.”
Verärgert sah Annie ihn an. Mark stellte zufrieden fest, dass sie jetzt genau so ärgerlich war wie er. “Was hat mein Bademantel denn damit zu tun?”
“Viel, Annie. Sie sind nur für kurze Zeit hier und geben mir kluge Ratschläge. Dann verschwinden Sie auf Nimmerwiedersehen. Ich aber werde Emily mindestens die nächsten zehn Jahre begleiten. Sie sind bald wieder über alle Berge, und ich bezweifle, ob Sie es hier überhaupt eine Woche aushalten.”
Annie wollte etwas sagen, schwieg dann aber und senkte den Kopf. Zu seinem Entsetzen sah er, dass Annie weinte. “Sie haben recht, Mark, es läuft nicht gut mit uns.”
In letzter Sekunde erinnerte Mark sich an Plan B. Er war wirklich ein Idiot! Anstatt ihr zu schmeicheln, tat er alles, dass sie das Handtuch warf. Himmel, was war Plan B noch? Ach, ja, Annie bitten.
Sie holte tief Luft. “Mark, ich …”
Er durfte Annie nicht zu Wort kommen lassen. Sie durfte keine Möglichkeit haben, auszusprechen, dass sie gehen wolle. Er ergriff ihre kleine Hand. “Bitte, Annie, Sie können doch Emily nicht im Stich lassen. Sie braucht Sie so dringend. Es ist doch nur für einige wenige Wochen, bis Bea wieder gesund ist.”
Annie schüttelte traurig den Kopf. “Ich glaube nicht …”
“Dabei habe ich den verrückten Hund doch nur behalten, weil ich wusste, dass ich auf Sie zählen kann.” Lügner, dachte Mark.
Annie sah ihn mit großen Augen an. “Ist das wirklich wahr?”, fragte sie überrascht.
“Ja, Madam.”
“Wenn das so ist …”
Mark wusste, dass er ihr sein Vertrauen praktisch beweisen sollte, damit sie ihm auch
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