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Feuer um Mitternacht

Feuer um Mitternacht

Titel: Feuer um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boy Lornsen
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mit Umweg. Dann tauchte Jumbo auf. Gegen halb elf saß ich oben im Baum.“
    Er holte Notizbuch und Kugelschreiber heraus, blieb stehen, schrieb. Notierte die Uhrzeit, nahm ich an.
    „Und bis wann bliebst du im Baum?“
    „Bis zum Feuer.“ Jetzt hatte ich es zugegeben. Ich konnte nicht mehr zurück.
    „Du hast wirklich mitangesehen, wie das Feuer ausbrach, Markus?“
    „Ja.
    „Um welche Uhrzeit war das? Hast du zufällig auf die Uhr geschaut? Sonst versuch sie so genau wie möglich anzugeben. Es ist wichtig.“
    Die Uhrzeit war ihm wichtig. Warum fragte er nicht gleich, wer’s gewesen war!
    „Auf die Uhr geschaut hab’ ich nicht“, sagte ich. „Aber ich krieg’s ungefähr hin. Um fünf Minuten nach elf sah ich zum letzten Mal auf die Uhr, weil Peter Sönderup seinen Rundgang ums Haus immer kurz nach elf begann. Gleich darauf stand er auch schon in der Haustür. Zehn Minuten war er draußen — nicht länger. Dann gingen die beiden Sönderups ins Bett. Das hat eine Viertelstunde gedauert, höchstens eine Minute mehr oder weniger. Ich weiß das, weil ich früher mal ihre Zubettgehzeit gestoppt habe. Es war immer dasselbe — nach den Gewohnheiten der beiden konnte man die Uhr stellen. Danach besuchte mich Sönderups Kater — fünf Minuten. Dann noch drei bis vier Minuten... Zwischen zwanzig und fünfzehn vor zwölf muß es gewesen sein“, sagte ich, und er notierte.
    „Und wer war’s?“
    Ich hatte auf diese Frage gewartet, aber er knallte sie mir so plötzlich entgegen, daß mir die Antwort im Hals steckenblieb.
    „Wer war der Brandstifter? Raus damit!“
    „Ein Zigarrenstummel war’s!“
    „Wie...? Willst du damit sagen, daß ein Zigarrenstummel das Feuer auslöste?“
    „Ja.“
    „Und diesen Stummel steckte jemand in Sönderups Dach?“
    „Nein. So war es nicht. Er wurde von einer Windbö erfaßt und auf das Dach geweht.“
    Er blieb stehen, hielt mich fest, starrte mich aus zusammengekniffenen Augenschlitzen an. Jetzt kam die gefährliche Klippe...
    „Eine Bö trug einen Zigarrenstummel aufs Dach... Gut. Lassen wir es dabei. Doch Zigarrenstummel fliegen nicht von ungefähr in der Luft herum. Also dann — wer warf die Glut weg, Markus?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Aha. Er weiß es nicht...“ Graueule nickte bedauernd vor sich hin. „Und wenn du nun ein paar Minuten überlegst, wäre es möglich, daß es dir dann wieder einfällt?“
    „Mir kann nichts einfallen, was ich nicht gesehen habe.“
    „Aber du weißt genau, daß es sich um einen Zigarrenstummel handelte? Könnte es auch eine Zigarette gewesen sein?“
    „Für eine Zigarette war die Glut zu groß.“
    Es war ein Zigarrenstummel! Derjenige, der ihn wegwarf, rauchte nur Zigarren...
    „Eine Bö sagtest du? Ein Zigarrenstummel flog durch die Luft. Du sahst es. Wo landete er?“
    „Es war so: Zuerst sah ich die Glut auf der Straße liegen — nur einen Moment, dann faßte der Wind sie, schleuderte sie auf Sönderups Dach dicht neben den Giebel.“
    „Und das alles hast du durch dein Fernglas beobachtet, Markus?“
    „Das Fernglas war mir aus der Hand gefallen. Ich sah’s mit bloßen Augen.“
    „Soso — es fiel dir aus der Hand... Ein Zigarrenstummel fliegt durch die Luft! Und niemand hielt ihn in der Hand! Dafür fällt einem ein Fernglas aus den Händen! Ein bißchen viel auf einmal, Markus. Wir wollen es mal anders versuchen...“
    Graueule schaute sich suchend um, tat ein paar schnelle Schritte vom Ufer weg, zog einen dürren Stock aus dem lockeren Sand. Vor der Buhne, auf der feucht-glatten Fläche, ging er in die Hocke und ritzte zwei gerade, parallele Linien in den Sand.
    „Das ist die Straße zwischen Hageldorn und Sönderup“, erklärte er halblaut. „Wir schauen zu Sönderups Haus hinüber.“ Der Stock zeichnete ein langes Rechteck und zwei Querlinien ein, dazwischen ein Dreieck, so als wäre der Giebel auf das Haus gekippt. „Sönderups Haus mit Giebel“, sagte er. Gegenüber ritzte er wieder ein langes Rechteck ein, davor einen Kreis, der halb über die Straße ragte. Doch den Kreis wischte er wieder aus und legte dafür einen faustgroßen Stein an dieselbe Stelle. „Hageldorns Haus mit Kastanie. So richtig?“ erkundigte er sich.
    Ich verschob den Stein etwas nach links und rückte Hageldorns Haus-Rechteck weiter von der Straße weg. „Hageldorn hat mehr Vorplatz“, erklärte ich ihm. „Und die Kastanie steht nur halb vor dem Giebel. Der Wall verläuft so...“ Ich ritzte noch eine Linie, die neben

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