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Feuer um Mitternacht

Feuer um Mitternacht

Titel: Feuer um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boy Lornsen
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einlud, um rechtzeitig zu erfahren, ob und wann Markus Gefahr drohte. Lene Steenkamp mußte Markus beobachtet haben, als er in der Brandnacht aus dem Fenster kletterte. Das griffbereite Fernglas auf der Fensterbank... Dann war sie selber in die Nacht hinausgegangen, aus Unruhe und Sorge um ihren Liebling. Sie sah mehr, als sie zugab: Sah sie Flammen? Drückte sie den Feuermelder? Ich vermute es! Aber wer es auch war — der Feueralarm war nicht mehr wichtig... später mußte sie sich vor Angst und Sorge verzehrt haben, bei dem Gedanken, daß ihr Markus es vielleicht doch gewesen sein könnte... Darum die Einladung... Gut, daß Markus es nicht tat — sie hätte sonst einen Meineid geschworen.
    Lene Steenkamp war es auch nicht.
    Kollege Tackert war Zigarrenraucher.
    Kollege Tackert hatte Blut und Wasser geschwitzt. Kollege Tackert hatte sich um Markus Unschlitt gesorgt, wie Lene Steenkamp. Tackert war Polizeibeamter. Daß ein Junge die eigene Tochter vom Tode des Ertrinkens rettet, kann kein Vater vergessen. Und ein Polizeibeamter wird befangen und parteiisch, auch wenn ihm sein Verstand und seine Berufserfahrung immer wieder einflüstern: Er müßte es getan haben! Es spricht zuviel dafür! Kollege Tackert gab Informationen weiter, die er nicht verbergen durfte, weil er als Beamter nicht anders handeln konnte. Aber nicht mehr!
    Was der gute Jumbo wohl zu den Fingerabdruck-Heimlichkeiten seines Töchterleins sagen würde? Von mir würde er nichts erfahren. Es ist eine Vermutung, die ich noch nicht einmal in meinem Schlußbericht zu erwähnen brauche.
    Tackert war Zigarrenraucher und in der Brandnacht unterwegs gewesen.
    Polizeiobermeister Tackert war es auch nicht.
    David Küppers, der Feuerwehrchef, der Mann mit den vielen Berufen, der Schwätzer, der Unsympathische, rauchte Zigaretten. Das schloß nicht aus, daß er in der fraglichen Nacht doch eine Zigarre geraucht haben könnte. Küppers besuchte seinen Nachbarn Sellmer gegen 22 Uhr 50, betrat dessen Haus durch die Vordertür — das sah Markus Unschlitt von der Kastanie aus. Er verließ Sellmers Haus um 23 Uhr 25 durch die Hintertür und suchte nach einem kurzen Abstecher ans Kliff sein eigenes Haus und sein Bett auf. Für die Hintertür und die Uhrzeit zeugte Anton Sellmer . Für den Abstecher ans Kliff gab es keinen Zeugen, auch nicht für die Zeit, zu der Küppers das Bett aufgesucht haben wollte, nur seine eigene Aussage. Küppers war Witwer. Markus Unschlitt hatte Küppers in Sellmers Haus hineingehen, aber nicht herauskommen und danach überhaupt nicht mehr gesehen. David Küppers gehörte zu jenem Menschentyp, dem ich gern eine Brandstiftung zugetraut hätte.
    Aber David Küppers war es nicht.
    Der Antiquitätenhändler Anton Sellmer war Pfeifenraucher. Sellmer hatte Besuch empfangen, aber selber das Haus in der Brandnacht nicht verlassen. Seine Frau bezeugte das. Auch Markus Unschlitt hatte nicht beobachtet, daß Sellmer zu irgendeiner Zeit sein Haus verließ.
    Anton Sellmer war es nicht.
    Am nächsten Morgen befragte ich einen kreuzfidelen Niklas Hageldorn, der von dem Besuch seines Enkelkindes zurückgekehrt war. Das Schild hing nicht mehr im Schaufenster. Niklas Hageldorn war Nichtraucher. Er bot nur Zigarren an, bei besonderen Anlässen auch mal einen oder mehrere Schnäpse. In der Brandnacht hatte es einen besonderen Anlaß gegeben: das Großvatertelegramm! Gegen Viertel vor elf sei Tim Weppler mit dem sehnlichst erwarteten Telegramm gekommen, berichtete Hageldorn mir. Ja, ja — natürlich hätten sie darauf angestoßen. Mehr als einmal, oft. Er, Hageldorn sei wohl betrunken gewesen, aber der gute Tim Weppler noch mehr... Die Geburt des ersten Enkelkindes wäre schließlich ein Anlaß. Ja, der Briefträger sei kurz vor zwölf gegangen.
    Eine Viertelstunde vor?
    Ja, eine Viertelstunde ungefähr... Er, Hageldorn, habe nicht auf die Uhr geschaut. Tim Weppler verließ das Haus mit einer brennenden Zigarre — daran könne er sich erinnern. Ob das denn wichtig wäre? Es war wichtig! Markus Unschlitt sah und hörte, wie der Briefträger Hageldorns Haus betrat. Er wollte nicht gesehen haben, wie er Hageldorns Haus verließ. Und das mußte eine Lüge sein!
    Tim Weppler , der Briefträger von Tarrafal, war der Mann, den ich suchte. Er war betrunken gewesen, hatte geschwankt (da hatte Markus die Wahrheit gesagt), er verließ Hageldorns Haus mit brennender Zigarre.
    Aber Tim Weppler war kein Brandstifter!
    Es gab keinen Brandstifter in Tarrafal.
    Als ich

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