Feuer und Eis
ein Wort zu ihm gesagt. „Ich weiß, dass der heutige Tag schwer für dich ist.“
„So, weißt du das?“, spottete sie. Sie musste grausam zu ihm sein, sonst würde sie sich in seine Arme werfen und wieder anfangen zu weinen. Nur eine kleine Weile noch musste sie sich zusammenreißen. „Du kannst nicht einmal ansatzweise verstehen, was dieser Tag bedeutet.“
Nach dem Spiel bestand Xante darauf, sie nach Hause zu fahren. Während der Wagen die kiesbedeckte Einfahrt entlangrollte, begann sie, in ihrer Tasche zu kramen. Einen flüchtigen Moment entstand in Xantes Kopf die Vorstellung, sie würde ihm ein Trinkgeld in die Hand drücken, aber sie suchte nur nach ihrem Schlüssel.
„Vielen Dank.“ Sie schenkte ihm ein knappes Lächeln.
Karin starrte zum Anwesen hinauf. Wieder war es hell erleuchtet. Sie wusste, was sich hinter den herrschaftlichen Mauern abspielte. Am liebsten hätte sie Xante gebeten, einfach weiterzufahren.
Xante beobachtete, wie sie mit der Entscheidung rang, ob sie ihn hinein bitten sollte oder nicht. Warum, fragte er sich, bereitete es ihr so große Probleme, ihn auf eine Tasse Kaffee einzuladen? Selbst als er den Motor abstellte, blieb sie wie erstarrt auf ihrem Platz sitzen.
„Willst du mich hinein bitten?“
„Nein.“
„Warum steigst du dann nicht aus?“
„Du hast die Tür noch nicht für mich geöffnet!“ Eine so dumme Antwort konnte auch nur ihr einfallen! schalt sie sich.
„Erlaube“, sagte Xante. Natürlich würde ein Gentleman einer Lady die Tür aufhalten, aber er erledigte manche Dinge eben gerne auf seine Weise. Er beugte sich zu ihr und löste den Sicherheitsgurt. Seine plötzliche Nähe ließ sie zusammenzucken. Er spürte, dass sie ihn begehrte, und wusste, dass in diesem Augenblick ihr Verstand mit jeder Zelle ihres Körpers rang. Was hielt sie zurück?
Xante lehnte sich weiter vor und betätigte den Türöffner. Der hereinströmenden kalten Nachtluft gelang es nicht, die zwischen ihnen aufgeflackerte Hitze zu bändigen. Seine Haare streiften ihr Gesicht, als er sich sehr langsam wieder zurückzog. Karin hielt den Atem an. Das Bedürfnis, sich einfach fallen zu lassen, wuchs ins Unermessliche. Noch halb über sie gebeugt, sagte er kühl: „Gute Nacht, Karin.“
Sie befand sich in einer Zwickmühle. Die Tür stand offen, sie konnte problemlos aussteigen. Und eigentlich wollte sie auch, dass dieser schreckliche Tag endete, und sie Xante und sein dreckiges Geld nie wiedersah. Dennoch rührte sie sich keinen Zentimeter.
„Warum kämpfst du dagegen an, Karin?“
„Wogegen?“
„Das.“ Er presste seine Lippen auf ihre. Und so gerne sie der Liebkosung auch nachgegeben hätte, noch weigerte sie sich hartnäckig, den Kuss zu erwidern.
„Warum?“, fragte Xante. „Warum kämpfst du gegen etwas so Schönes an?“
Wieder küsste er sie, diesmal weniger zärtlich. Seine Zunge verlangte Einlass in ihren Mund. Die sanfte und fordernde Berührung fühlte sich fantastischer an, als alles, was sie bisher erlebt hatte. Karin schmeckte Whiskey und Leidenschaft. Aber intensiver noch schmeckte sie die Flucht, die seine Lippen versprachen.
Und als sie den Kuss endlich erwiderte, war es, als sei ein Schalter umgelegt worden, sodass die Energie, die sie gemeinsam entfachten, nun ungehindert fließen konnte.
In Xantes Repertoire gab es viele Küsse. Wie ein talentierter Zauberer rief er normalerweise einen nach dem anderen mit unbeschwerter Leichtigkeit ab, der doch ein genauer Plan zugrunde lag. Diesmal jedoch war alles anders. Mit diesem Kuss war nicht einmal er vertraut. Es gab keinen Masterplan, keine inneren Stimme – nur herrliche Empfindungen, die ihre Lippen ihm schenkten.
Als sie ihren Mund ein wenig öffnete, er seine Zunge hineingleiten ließ und ihre umschmeichelte, war die Berührung so intensiv, dass Karin erschauerte. Seine Arme, mit denen er sich bislang rechts und links von ihr abgestützt hatte, schlang er nun um ihren Leib. Oh, wie gerne hätte er den Kuss noch weiter intensiviert, doch er hielt sich zurück. Ging er die Sache jetzt zu schnell an, würde sie sich ihm für immer entziehen.
Karin hingegen wollte am liebsten bis in alle Ewigkeiten in seinem Wagen sitzen bleiben und Xante küssen, denn zum ersten Mal wirbelten keine Gedanken in ihrem Kopf. Sie verlor sich in seinem Kuss, und das fühlte sich wundervoll an.
Ohne den Kuss zu unterbrechen, fuhr er mit den Händen über ihre Arme, streichelte ihre Brüste durch den Mantel hindurch. Sie
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