Feuer und Eis
Athena sprechen. Und obwohl ihn das hätte beunruhigen müssen – schließlich wusste er, wie Athena sein konnte –, machte er sich keine Sorgen.
Zum ersten Mal also genoss Xante eine Familienfeier.
Bis er Karin mit seiner Mutter plaudern sah.
In Sekundenschnelle eilte er zu ihrer Rettung …
Nur dass seine Mutter nicht bloß lächelte – nein, viel schlimmer, sie lachte!
„Die Party ist vorbei …“ Sie sprach sogar Englisch. „Du bringst Karin jetzt nach Hause.“
Was als Nächstes gesagt wurde, verstand Karin nicht, aber das Wort Mykonos fiel einige Male. Und sie ahnte, das óchi wohl Nein bedeutete, zumindest schüttelte Xante jedes Mal den Kopf, wenn er es sagte. Doch jeder Widerspruch nützte dem mächtigen Tycoon nichts, hier in Griechenland hatte Despina das Sagen.
„Wir verbringen die Nacht im Haus meiner Mutter“, erklärte Xante endlich mit finsterer Miene.
Deutlich konnte Karin seine Anspannung spüren, als sie sich gemeinsam von den anderen Gästen verabschiedeten. Innerlich musste sie lachen … die Dinge verliefen also doch nicht immer so, wie er sie geplant hatte.
Bis zum Haus seiner Mutter war es nur ein kurzer Fußmarsch. Despina führte sie über eine kleine Straße mit Kopfsteinpflaster in ihr unverschlossenes Häuschen.
„Sie mag dich.“ Xante verdrehte die Augen, als seine Mutter kurz in die Küche verschwand, um noch einen Kaffee aufzusetzen.
„Tut mir leid für dich.“ Karin grinste.
„Jeder mag dich!“
„Nicht jeder“, erwiderte sie fröhlich. „Ich glaube, Athena hasst mich. Ich dachte, sie ist deine Ex.“
„Ist sie auch.“
„Und trotzdem ruft sie dich an?“
„Wären wir tatsächlich ein Paar, dann dürftest du mir diese Frage stellen.“
„Ohne Sex kannst du wirklich nicht leben, oder?“
„Warum sollte irgendjemand das wollen?“ Die Frage ließ sie schamhaft erröten. Wie sehr sie ihn um selbstbewusste Sexualität beneidete! „Warum, Karin?“
„Weil miteinander zu schlafen etwas bedeuten sollte“, stieß sie krächzend hervor.
Darauf besaß Xante keine Antwort. Denn insgeheim musste er ihr recht geben. Er war es leid, nur mit den Fingern schnippen zu müssen, um eine Frau in sein Bett zu locken. Er hatte es satt, sich auf die Seite zu rollen und zu versuchen, sich an den Namen seines One-Night-Stands zu erinnern. Es langweilte ihn, drei Monate in einer Beziehung zu verbringen, nur um herauszufinden, dass er sich langweilte. Verstohlen musterte er Karins blasse Schönheit. Sie war die einzige Frau, die er nicht mit Charme allein gewinnen konnte. Eine Frau, die er hatte bestechen müssen, damit sie mit ihm ins Bett ging. Eine Diebin, Trinkerin, Lügnerin.
Und doch strahlte sie eine Würde aus, die ihn faszinierte.
In diesem Moment rief seine Mutter ihn in die Küche. Mit Karin, das wusste er intuitiv, würde Sex etwas bedeuten.
Despina blühte sichtlich auf. Lachend zeigte sie Karin hunderte von Fotos, eines zeigte sogar ein süßes kleines Mädchen mit Ringellocken.
„Unruhestifterin“, meinte Despina und tippte auf das Bild.
„Ich dachte, du wärst auf Athenas Seite“, sagte Xante. „Bei meinem letzten Besuch hast du noch gehofft, ich würde zur Vernunft kommen und sie heiraten!“
„Das war vor einem Jahr, Xante.“
Es rührte Karin, dass sie vor ihr Englisch sprachen – auch wenn das Gespräch gerade eine unangenehme Wendung zu nehmen drohte, und es bestimmt viel leichter gewesen wäre, ins Griechische zu wechseln. „In einem Jahr ändert sich vieles … nicht, dass du davon etwas mitbekommen hättest.“
„Ich war beschäftigt.“
„Immer bist du beschäftigt.“ Despina verdrehte die Augen und blickte dann Karin an. „Ich hoffe, für dich hat er mehr Zeit.“
Darauf gab es keine richtige Antwort, also sagte sie auch nichts. Stattdessen lehnte sie sich zurück und beobachtete Xante, der weit weniger selbstsicher als sonst wirkte.
„Athena mag vor allem das …“, fuhr Despina fort und rieb Zeigefinger und Daumen aneinander, die international verständliche Geste für Geld. „Und im Ort wird erzählt, dass sie auch davon nicht genug bekommen kann …“ Diesmal deutete sie auf ihren Schoß, was Karin reichlich schockiert zur Kenntnis nahm. Xante hingegen lachte laut auf. „Und mit diesen beiden Dingen kannst du ja dienen“, schloss sie und zeigte auf ihren Sohn.
„Wie du siehst, nimmt meine Mutter kein Blatt vor den Mund.“ Xante grinste über Karins erschrockenen Gesichtsausdruck. „Hier in Griechenland
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