Feuer und Eis
Karin über die Antwort nach, doch als sie dann tatsächlich anfing zu sprechen, kamen die Worte wie von selbst.
„Dasselbe wie bei Athena und dir … ich war nicht die Frau, die ich zu sein schien. Und, wie du, konnte David nicht damit umgehen.“
„Du bist ganz und gar nicht wie Athena.“
„Nein?“, fragte sie herausfordernd.
„Nein“, bekräftigte er kopfschüttelnd. „Denn sobald du vergisst, dass du eine Zicke zu sein hast, bist du ein wirklich netter Mensch. Erzähl mir von dir, Karin.“
„Warum?“ Ihre Augen blitzten wütend auf. „Ich bin nicht zum Reden hier, erinnerst du dich?“
„Vielleicht möchte ich dich besser kennenlernen.“
„Vielleicht gefällt dir nicht, was du dann erfährst.“ Ängstlich hielt sie den Atem an. Sie konnte selbst kaum fassen, wie kurz davor sie stand, ihm alles anzuvertrauen. Mehr jedoch fürchtete sie sich vor Xantes Reaktion. Denn wie sollte sie ihm glaubhaft versichern, dass sie mit ihrem Geständnis keinen geheimen Plan verfolgte, dass ihre finanzielle Misere nichts mit ihren Gefühlen für ihn zu tun hatte.
Gefühle.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. O ja, da waren Gefühle im Spiel, echte Gefühle. Instinktiv ahnte sie, dass sie etwas für ihn seit ihrer ersten Begegnung empfand, denn sonst hätte sie dieser Reise niemals zugestimmt. „Vielleicht ruiniert es alles, wenn du die Wahrheit kennst.“
„Du hast recht.“ Einen Moment dachte Xante darüber nach, dann wiederholte er die Worte. „Du hast recht.“ Mit einer Hand fuhr er ihr Bein entlang und erinnerte sich an den eigentlichen Grund, weshalb er sie mitgenommen hatte. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich über Athena hinweg war. Aber letztlich hat sie mir einen Gefallen getan. Liebe ist etwas für Narren, Karin. Es gibt immer einen Hintergedanken. Und die Dinge sind nie, wie sie zu sein scheinen.“
„Nicht immer …“ Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, weil sie nicht die Frau sein wollte, die er beschrieb. Vielmehr wollte sie glauben, dass die Liebe letzten Endes doch immer gewann. „Schau dir deine Eltern an. Sie haben einander geliebt.“
„Dann gehörst du also zu den Narren. Meine Mutter wird den Rest ihres Lebens trauern.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich halte es für besser, gar nicht erst an diesen Unsinn zu glauben. Wenn beide wissen, was sie wollen, dann wird auch niemand verletzt.“
Das Problem war nur, dass sie bereits litt.
Schon jetzt vermisste sie ihn, weil er bald wieder fortgehen würde.
Seit Xante in ihr Leben getreten war, hatte sich alles verändert. Obwohl er eine so schlechte Meinung von ihr hatte, fühlte sie sich bei ihm geborgen. Zum ersten Mal seit dem Tod ihrer Großeltern gab ihr jemand das Gefühl, sie könne sich an ihn wenden, wenn es ihr schlecht ging.
Mit ihm an ihrer Seite fühlte sie sich sicher. Sicher genug, um ihn zu küssen. Und sie würde ihn küssen … nicht, weil er es befahl, sondern weil sie es wollte.
Sie wollte wissen, wie es sich anfühlte, in den Armen eines so leidenschaftlichen Mannes zu liegen, gehalten zu werden, mit ihm zu schlafen. Sie wollte, dass dieser Augenblick so lange wie möglich währte, damit sie ihn in einer einsamen Zukunft hervorholen und zumindest in der Erinnerung wieder genießen konnte.
Immer noch lag er neben ihr auf der Seite, den Kopf auf einen Ellenbogen aufgestützt. Als er die Hand nach der Wasserflasche ausstreckte, rutschte sein Hemd hoch und entblößte einen flachen Bauch, über den sich eine feine Linie aus dunklen Härchen zog. Und diesmal wandte Karin den Blick nicht ab.
„Ich beiße nicht“, murmelte er mit seiner samtigen Stimme, die sie so unwiderstehlich fand. Hier draußen im Wald gab es kein Versteck, in das sie flüchten konnte – und auf einmal wollte sie das auch gar nicht mehr.
Xante zog sie an sich und presste seine Lippen zärtlich auf ihre. Seine Zunge fühlte sich warm an, sinnlich, verführerisch. Karin hätte ihn für immer küssen mögen. Allerdings konnten Küsse nicht für immer andauern, zumindest keine, die so leidenschaftlich waren wie dieser. Schon versuchte Xante, seine Hände unter ihr Top zu schieben. Hastig schob sie sie beiseite, zerrte stattdessen an seinem Hemd und genoss endlich das herrliche Gefühl, seine weiche Haut unter ihren Fingerspitzen zu spüren.
Ohne den Kuss zu unterbrechen, rollte er sie auf den Rücken und kniete sich über sie. Sie war gefangen zwischen seinen Beinen. Ihre Arme hielt er in lockerem Griff über ihrem
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