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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ihm überallhin gefolgt, sofern er mich gelassen hat.«
    Er drehte sich um und ging zum Bücherregal. Ich wollte ihn einen Augenblick allein lassen und blieb am Fenster stehen.
    Von dort sah ich durch den Regen in der Ferne den Umriß eines felsigen Hügels mit einer flachen Graskuppe. Es erinnerte mich an meinen Zauberberg, wo ich durch einen gespaltenen Stein getreten war und auf der anderen Seite aus einer Kaninchenhöhle hervorgekrochen war. Das war erst sechs Monate her. Es schien wie eine Ewigkeit.
    Jamie hatte sich neben mich ans Fenster gestellt. Geistesabwesend schaute er in den Regen hinaus, bis er unvermittelt sagte: »Es gibt noch einen anderen Grund. Den Hauptgrund.«
    »Einen Grund?« wiederholte ich verständnislos.
    »Warum ich dich geheiratet habe.«
    »Und der war?« Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, vielleicht weitere Eröffnungen über verwirrte Familienverhältnisse. Was er dann aber sagte, war beinahe ein noch größerer Schock.
    »Weil ich dich wollte.« Er schaute mir direkt ins Gesicht. »Mehr, als ich jemals irgend etwas in meinem Leben gewollt habe«, fügte er leise hinzu.
    Ich starrte ihn an. Alles mögliche hatte ich erwartet, aber nicht das. Als er meine Verblüffung sah, fuhr er leichthin fort: »Ich habe meinen Vater einmal gefragt, wie man weiß, wann es die richtige Frau ist, und er hat geantwortet: ›Du merkst es daran, daß du keinen Zweifel hast.‹ Als ich im Dunkeln unter dem Baum an der Straße nach Leoch aufwachte und du mir auf der Brust saßest und mich beschimpft hast, daß ich zu Tode bluten würde, da hab’ ich mir gesagt: Jamie Fraser, du weißt zwar nicht, wie sie aussieht, und sie wiegt so viel wie ein gutes Zugpferd, aber das ist sie.«
    Ich ging auf ihn zu, aber er wich aus, und es sprudelte weiter aus ihm heraus. »Ich sagte mir: Sie hat dich schon zweimal zusammengeflickt,
mein Junge; so, wie das Leben unter den MacKenzies ist, kann es nichts schaden, eine Frau zu heiraten, die Wunden versorgen und Knochen einrenken kann. Und wenn ihre Berührung am Schlüsselbein schon so angenehm ist, wie wird das dann erst weiter unten sein …«
    Er sprang hinter einen Stuhl. »Natürlich habe ich mir auch gesagt, daß es einfach das Ergebnis von vier Monaten Mönchsleben sein konnte, aber dieser gemeinsame Ritt durch die Nacht …« - er seufzte theatralisch und verhinderte mit einer eleganten Bewegung, daß ich ihn am Ärmel zu fassen bekam -, »dieser Ritt, weißt du, mit diesem wunderbar breiten Hintern zwischen meinen Schenkeln …« - er duckte sich und wich erfolgreich meiner Hand aus, die auf sein linkes Ohr gezielt hatte -, »und dieser steinharte Schädel, der mir gegen die Brust schlug, da mußte ich mir einfach sagen …«
    Er lachte inzwischen so sehr, daß er kaum mehr Luft bekam. »Jamie …, sagte ich mir, sie ist zwar ein Sassenach-Weib … mit einer Zunge wie eine Natter …, aber bei einem solchen Hintern, was macht es dann schon, wenn sie ein Gesicht hat wie ein Schaf?«
    Ich stellte ihm ein Bein und landete mit beiden Knien auf seinem Magen, als er krachend zu Boden ging.
    »Du willst behaupten, du hättest mich aus Liebe geheiratet?« bohrte ich. Er zog die Augenbrauen hoch und rang nach Atem.
    »Habe ich … das… nicht gerade gesagt?«
    Er packte mich mit einer Hand, und mit der anderen bahnte er sich einen Weg unter meinen Rock, um mich gnadenlos in den Teil meiner Anatomie zu kneifen, den er gerade so gepriesen hatte.
    In diesem Augenblick segelte Jenny herein, die ihren Handarbeitskorb holen wollte, und betrachtete die Szene belustigt. »Und was hast du vor, Jamie, mein Junge?«
    »Ich will gerade meine Frau lieben«, stieß er kichernd hervor.
    »Dafür gäbe es bestimmt einen besseren Platz. Auf diesem Boden könntet ihr euch einen Splitter in den Hintern reißen.«
     
    Lallybroch war zwar ein friedlicher Ort, aber auch ein sehr geschäftiger. Jedermann schien gleich nach dem ersten Hahnenschrei auf den Beinen zu sein, und der ganze Betrieb summte und tickte bis nach Sonnenuntergang wie ein kompliziertes Uhrwerk. Dann kam ein Zahnrad nach dem anderen zum Stillstand und rollte in
die Dunkelheit davon, nur um an nächsten Morgen, wie von Zauberhand gelenkt, wieder an Ort und Stelle zu sein.
    Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind schienen für das Funktionieren des Ganzen so wesentlich zu sein, daß ich mir gar nicht vorstellen konnte, wie Lallybroch die Zeit ohne seinen Herrn und Meister hatte überstehen können. Jetzt wurde nicht nur

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