Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
mußte dies Gwyllyn, der Barde, sein. Auf ein Zeichen von Colum eilte ein Bedienter herbei, um dem Barden einen Stuhl zu bringen. Der setzte sich und ging nun daran, seine Harfe zu stimmen. Colum goß ein Glas Wein ein und schickte es Gwyllyn durch den Bedienten.
    »Gehm Se dem Mann am Klavier noch’n Bier, noch’n Bier«, sang ich despektierlich, aber leise, und fing einen sonderbaren Blick von Laoghaire auf. Das Mädchen saß unter einem Bildteppich, der sechs schielende Jagdhunde zeigte, die einen einzigen Hasen verfolgten.
    »Bißchen übertrieben, wie?« sagte ich flott und deutete auf den Teppich, während ich mich neben Laoghaire auf die Bank sinken ließ.
    »Oh. Ah … aye«, erwiderte das Mädchen vorsichtig und rückte ein kleines Stück von mir ab. Ich versuchte, sie ins Gespräch zu ziehen, aber sie antwortete überwiegend einsilbig, errötete und fuhr zusammen, wenn ich sie anredete, und so gab ich es bald auf und richtete meine Aufmerksamkeit auf die Szene am anderen Ende des Raumes.
    Als die Harfe zu seiner Zufriedenheit gestimmt war, zog Gwyllyn drei Flöten von verschiedener Größe aus seinem Umhang und legte sie griffbereit auf einen kleinen Tisch.
    Mir fiel plötzlich auf, daß Laoghaire mein Interesse an dem Barden und seinen Instrumenten nicht teilte. Sie wirkte etwas starr und spähte über meine Schulter hinweg zum unteren Eingang;
gleichzeitig lehnte sie sich in den Schatten unter dem Bildteppich, um nicht entdeckt zu werden.
    Ich folgte ihrem Blick und sah die hochgewachsene Gestalt von Jamie MacTavish, der soeben den Saal betrat.
    »Ah! Der ritterliche Held! Er hat’s dir angetan, nicht wahr?« fragte ich das Mädchen an meiner Seite. Sie schüttelte heftig den Kopf, doch die Röte, die ihre Wangen überzog, war Antwort genug.
    »Dann wollen wir mal sehen, was sich machen läßt, ja?« sagte ich und fand mich sehr großzügig. Ich erhob mich und winkte.
    Der junge Mann sah mich und bahnte sich lächelnd einen Weg durch die Menge. Ich wußte nicht, was zwischen ihm und Laoghaire auf dem Hof vorgefallen war, aber ich fand, daß er das Mädchen recht herzlich begrüßte, wenn auch etwas förmlich. Vor mir verneigte er sich etwas lockerer; nach all den notgedrungenen Vertraulichkeiten konnte er mich schwerlich wie eine Fremde behandeln.
    Ein paar Töne vom oberen Ende des Saales verkündeten, daß die Darbietung gleich beginnen würde, und wir nahmen eilig unsere Plätze ein. Jamie setzte sich zwischen Laoghaire und mich.
    Gwyllyn war wie gesagt schmächtig, er war unscheinbar und hatte mausgraue Haare, doch sobald er zu singen anfing, nahm man das nicht mehr wahr. Der Barde diente jetzt nur noch als eine Art Fixpunkt für die Augen während des nun folgenden Ohrenschmauses. Zuerst sang er ein schlichtes gälisches Lied, sehr sacht begleitet, so daß jede angerissene Saite mit ihrem Nachschwingen das Echo der Worte von Zeile zu Zeile zu tragen schien. Auch seine Stimme war trügerisch schlicht. Zunächst meinte man, es sei nicht viel dabei - ganz nett, aber ohne große Kraft. Und dann entdeckte man, daß ihr Klang geradewegs durch einen hindurchging; jede Silbe war kristallkar und hallte ergreifend in einem nach.
    Das Lied wurde mit freundlichem Beifall aufgenommen, und der Barde ließ ein neues folgen, diesmal, glaubte ich, ein walisisches. Für mich klang es wie ein melodiöses Gurgeln, doch die anderen konnten ihm offenbar folgen; zweifellos hatten sie es bereits öfter gehört.
    Während einer kurzen Pause, in der Gwyllyn sein Instrument stimmte, fragte ich Jamie leise: »Ist der Barde schon lange hier?«

    Dann erinnerte ich mich und sagte: »Aber das kannst du ja nicht wissen, oder? Ich hatte vergessen, daß du selbst neu auf der Burg bist.«
    »Ich war schon einmal hier«, antwortete Jamie. »Als ich sechzehn war, habe ich ein Jahr auf Leoch verbracht, und da war Gwyllyn auch hier. Colum mag seine Musik. Er bezahlt Gwyllyn gut, damit er bleibt. Muß er auch, denn der Waliser wäre jedem Burgherrn willkommen.«
    »Ich kann mich noch an dich erinnern.« Laoghaire meldete sich zu Wort, zwar errötend, aber fest entschlossen, sich am Gespräch zu beteiligen. Jamie drehte ihr seinen Kopf zu, um sie mit einzubeziehen, und lächelte ein wenig.
    »Ach ja? Da kannst du nicht älter als sieben oder acht gewesen sein. Ich glaube, ich habe damals nicht viel hergemacht, daß man sich jetzt an mich erinnern würde.« Jamie wandte sich wieder mir zu und fragte: »Kannst du Walisisch?«
    »Aber ich

Weitere Kostenlose Bücher