Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
sind tatsächlich für seine Familie vorgesehen, doch bisher konnten sie sich nicht dazu aufraffen, mal aufzutauchen. Daher ist Josie, wenn ihr das garantiert auch nicht bewusst ist, der erste Besuch, den er jemals beherbergt hat. Und Andrew hat nicht die Absicht, diesen besonderen Gast noch einmal gehen zu lassen.
Als sie den großen offenen Bereich des Erdgeschosses betreten, hält sie wieder den Atem an, was ihn zum Lächeln bringt. Ganz genau erinnert er sich daran, wie er zum ersten Mal an dieser Stelle stand. Der imposante Anblick ist zweifelsohne überwältigend: Glänzende dunkle Holzpaneele bedecken den Boden, die Wände sind in schlichtem Weiß gehalten, das Mobiliar besteht aus abgetönter Eiche. Durch die beiden Glaswände flutet während des gesamten Tages das Sonnenlicht und lässt den Raum optisch heller und weiträumiger erscheinen. Links von ihnen befindet sich in etlicher Entfernung der Wohnbereich. Neben einer ausladenden Sitzgarnitur sind dort der Fernseher und die Stereoanlage – perfekt eingepasst in das gediegene Ambiente, das der mondäne Kamin abrundet. An einigen Stellen ist der Boden mit flauschigen weißen kleinen Läufern bedeckt. Andrew sieht sonst nur diese industrielle Auslegeware, in seinem Haus hat er darauf verzichtet.
Rechts von ihnen erstreckt sich das Küchenareal: Ungefähr dreißig Quadratmeter, offen und mit allem bestückt, was in eine moderne Küche gehört. Anstatt eines Esstisches ließ er eine Bar installieren. In einer Kochinsel residieren Herd, Backofen und Arbeitsfläche.
Andrew bereitet Speisen gern zu, aber nicht häufig. Denn irgendwann ist ihm die Lust vergangen, sich allein zu bewirten. Für gewöhnlich isst er außerhalb, nur sein Frühstück nimmt er hier ein.
Mittig führt die große, im Stil um die Jahrhundertwende gehaltene weiträumige Treppe in die oberen Etagen. Drei Meter davon entfernt steht ein weißer Flügel. Schon seit Jahren spielt er nicht mehr, doch es passt hervorragend ins Gesamtbild.
Josie macht keine Anstalten, sich zu bewegen. Er beschließt, die Situation etwas aufzulockern. »Möchtest du erst einmal dein Zimmer sehen?«
Sie nickt nur. Bestimmt der Schock, was er ihr nicht verübeln kann. Wen immer Finch aufgetrieben hat, um ihr Appartement zu zerstören, der oder die Männer beherrschen ihre Arbeit. In diese Wohnung zumindest wird Josie nicht mehr zurückkehren.
»Komm«, sagt er lächelnd und zieht sie an der Hand die Treppe hinauf.
Die Unterkunft, die er für sie ausgewählt hat, liegt in der zweiten Etage und ist am weitesten von seinem Schlafzimmer entfernt. Nur für alle Fälle. Er hat nicht die Absicht, ihr zu frühzeitiger Ergrauung zu verhelfen. Jedes der Gästedomizile ist mit einem eigenen Bad und zwei separaten Räumen ausgestattet – dem Schlaf– und dem Wohnbereich.
Mit riesigen Augen sieht sie sich um. »Wow«, sagt sie schließlich, als sie den Fernseher wahrnimmt. »Das ist ... groß.«
Gleichmütig hebt er die Schultern. »Nichts Besonderes. Ich werde dich ein wenig allein lassen, damit du ... dich zurechtfinden kannst. Ist das in Ordnung?«
Sie nickt, ohne ihn weiter zu beachten. Ihr Blick schweift immer noch durch den Raum. Erst, als er die Tür schon fast geschlossen hat, wendet sie sich zu ihm um. »Andrew?«
»Ja?«
»Bist du dann ... unten?«
Er lächelt. »Ja, ich bereite uns ein kleines Dinner zu.«
»Gut.« Inzwischen erscheint sie bedeutend gelassener.
Angekommen in der Küche, inspiziert Andrew den Inhalt des Frosters. Er lässt ihn in regelmäßigen Abständen auffüllen, um vorbereitet zu sein, falls er ungeplant doch einmal etwas kochen will. Nach kurzem Zögern entscheidet er sich für Lachs. Leicht, mit einem frischen Salat, den er glücklicherweise noch im Kühlschrank findet. Dazu Dressing. Voilà! Ein schnelles und bekömmliches Essen. Zumindest, wenn Josie Fisch mag ...
Der ehemalige Meeresbewohner brät bereits in der Pfanne und Andrew wäscht gerade die rohe Gemüsebeilage, als er sie die Treppe herunterkommen hört. Unschlüssig verharrt sie an der Bar und benötigt eine Weile, bevor sie sich zu einer Bemerkung hinreißen lässt.
»Ich hätte nicht gedacht, dass du kochen kannst.«
Spöttisch sieht er auf. »Ich tue es gern, nur leider viel zu selten.«
»Darf ich helfen?«
»Nein, es ist beinahe fertig. Setz dich, Josie.«
»Danke«, sagt sie, während sie auf einen der Hocker klettert.
»Wofür?«
»Dass du mich bei dir übernachten lässt. Ich bin sozusagen derzeit
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