Feuerflügel: Roman (German Edition)

Schacht“, sagte Schatten.
    „Viele von meiner Art tun das. Diejenigen, die das Missfallen unseres Gottes erregt haben.“ Er senkte die Stimme bis fast zu einem Zischen, als hätte er Angst, belauscht zu werden. Schatten bekam eine Gänsehaut bei der Vorstellung, dass Zotz überall wäre und horchte.
    „Ich will mit euch zum BAUM kommen“, wiederholte die Kannibalen-Fledermaus.
    „Was ist, wenn sie nach ihm suchen!“, sagte Yorick zu den anderen. „Er kann nicht mit uns kommen. Es ist schlimmer, als den Leuchtflügel da drüben dabeizuhaben!“
    „Ich will nicht mit diesem Fleischfresser reisen“, spuckte Nemo.
    „Endlich stimmen wir in einer Angelegenheit überein“, sagte Yorick dankbar.
    Java seufzte. „Er hat ebenso viel Recht auf den BAUM wie wir.“
    „Was?“, fragte Schatten entsetzt.
    „Frieda Silberflügel hat es selbst gesagt. Der BAUM ist etwas, was Nocturna für alle Fledermäuse geschaffen hat, Vampyrum eingeschlossen. Wir können niemanden daran hindern, die Reise zu unternehmen.“ „Aber muss er sie unbedingt mit uns machen?“, jammerte Yorick.
    „Es hat keinen Sinn, darüber zu reden“, meinte Schatten ungeduldig. Auch ihn stieß die Vorstellung ab, dass dieser Kannibale ein Anrecht auf Nocturnas BAUM haben sollte. Im Augenblick war jedoch sein ganzer Körper eine Uhr geworden, jeder Herzschlag eine Erinnerung an verlorene Zeit auf seiner Suche nach Greif. Nichts war jetzt wichtiger, als seinen Sohn zu finden.
    „Ich trau ihm auch nicht“, sagte er, „aber wir haben keine Wahl. Wenn er uns folgen will, wird er das tun. Wir sollten einfach aufbrechen.“
    „Danke“, sagte der Kannibale. „Ich heiße Smog. Ihr werdet sehen, dass ihr vor mir keine Angst zu haben braucht. Ich kann dafür sorgen, dass wir einen freien Weg durch den Himmel haben.“
    Schatten knurrte nur. Was für ein Name war das überhaupt? Goth. Throbb. Smog. Wer hatte nur diesen Fledermäusen ihre Namen gegeben?
    Smog blickte vorsichtig durch die Höhlenöffnung hinaus und flog dann los. Schatten und die anderen folgten. Draußen, räusperte sich Yorick wichtigtuerisch. „Wenn alle nur einen Augenblick still sein könnten, während ich mich orientiere.“ Er kreiste über ihnen und murmelte vor sich hin. „Also, wo waren wir ... Ah ja, daran erinnere ich mich jetzt ... ja ... oder ging es da lang ... sehr schwierig, sehr schwierig ...“ Schatten blickte besorgt zu Java. „Hat sonst noch jemand die Klangkarte?“
    „Ich nicht“, antwortete Java. „Ich bin blind auf beiden Ohren. Meine ganze Art ist das. Wir haben kein Echo-Sehen. Aber gute Augen“, sagte sie und blinzelte. „Kann gut genug sehen bei Tag und bei Nacht. Als die Pilger in meine Oase gekommen sind, haben sie die Karte mit Worten beschrieben. Aber sie ist auf diese Weise nicht so klar, nehme ich an. Leichter zu vergessen, als wenn sie dir direkt in den Kopf gesungen wird. Ich hatte mich ehrlich gesagt verirrt, als Yorick mich gefunden hat, und ich war weit vom Kurs abgekommen. Er hat mir angeboten, mit ihm zu fliegen.“ Schatten blickte zu Yorick hinüber, überrascht über ein so freundliches Verhalten.
    „Und Nemo“, fuhr Java fort, „der hat die Karte nie gehabt. Er ist in einer großen Gruppe von Pilgern gereist, und alle außer ihm sind von den Vampyrum gefangen worden. Daher ist Yorick unser Führer. Bislang hat er uns auf dem richtigen Kurs geführt. Jedenfalls glaube ich das.“
    Besorgt beobachtete Schatten, wie Yorick herumflatterte, und fragte sich, ob er überhaupt eine Vorstellung von der richtigen Richtung hatte. Vielleicht sollte er seine Hilfe anbieten ...
    „Ich hab es!“, verkündete Yorick stolz und übernahm die Führung. „Hier lang!“ Wegen seines verkrüppelten Flügels flog er merkwürdig schief, aber er war geschickt genug dabei. Schatten flog erleichtert hinter ihm her. Auf seiner Linken schlug Java mit den Flügeln. Sie hielt reichlich Abstand, um niemanden mit ihren kräftigen, gelassenen Flügelschlägen zu treffen. Noch in dieser Entfernung fühlte Schatten, wie er von deren Turbulenzen hin- und hergestoßen wurde.
    „Vielleicht solltest du lieber voranfliegen“, sagte sie Schatten lächelnd, „ich erzeuge etwas Wind.“ Schatten nickte dankbar und kletterte in ruhigere Luft hinauf. Vorne flog Nemo neben Yorick. Schatten blickte nach hinten und sah dort Smog ein paar Flügelschläge zurück mithalten. Es passte ihm überhaupt nicht. Als er das letzte Mal mit Vampyrum gezogen war, hatte das kein gutes