Feuerflut
Getrocknetes Blut bedeckte in schmalen Streifen eine Seite seines Körpers.
„Oh, Gryf …“
Er hob den Kopf, als er ihre Stimme vernahm. Sie fühlte eine große Erleichterung.
Troi und Chuzo hielten inne, als Kylis sie erreichte.
„Die Echse hat es persönlich angeordnet“, sagte Troi bitter. Brückenkopf bot wenig Annehmlichkeiten, doch selten wurde jemand am letzten Tag seiner Schicht ausgepeitscht.
„Warum?“
„Ich weiß es nicht. Ich war zu weit entfernt. Was für einen Grund haben sie jemals? Jeden. Keinen.“
Kylis kämpfte ihren Ärger für den Moment hinunter. Sie stützte Gryf an Chuzos Stelle. „Vielen Dank“, sagte sie förmlich.
Troi blieb, wo er war. „Bringen wir ihn trotz allem hinauf“, sagte er in seiner barschen Art.
„Gryf? Wirst du es schaffen?“
Er legte seinen Arm um ihre Schulter. Gemeinsam folgten sie der ausgetretenen Fußspur. Als sie endlich den Kamm des Hügels erreichten, war die riesige Sonne untergegangen. Der Himmel war rosa und scharlachrot im Westen, die Vulkane im Osten glommen blutrot.
„Danke“, sagte Kylis erneut. Chuzo zögerte, doch Troi nickte und ging davon. Nach einem Moment folgte Chuzo ihm.
Gryfs Gewicht lastete schwer auf ihr, doch sie konnte ihn stützen. Sie versuchte, ihn zu den Zelten und zu dem kärglichen Vorrat an Medikamenten zu bringen, aber er sträubte sich schwach und lenkte sie in Richtung Wasserfall. Da er zuerst dorthin wollte, mußte er glauben, seine Wunden seien verunreinigt.
„Großer Gott“, flüsterte Kylis. Unbeholfen schleppten sie sich weiter. Sie wünschte, Jason hätte ihr Rufen gehört, denn gemeinsam hätten sie wesentlich rascher gehen können. Es war ihre Schuld, daß er nicht hier war. Allein konnte sie Gryf nicht halten, ohne ihm Schmerzen am Rücken zuzufügen.
Gryf lächelte kaum wahrnehmbar, teilte ihr auf diese Weise mit: Ich bin verletzt, aber ich bin stark.
Ja, dachte Kylis, stärker als Jason, stärker als ich. Wir werden überleben.
Sie gingen weiter.
„Kylis, Gryf!“
Gryf hielt inne. Widerstrebend ließ Kylis ihn gewähren. Jason rannte ihnen entgegen.
Gryfs Knie gaben nach. Kylis versuchte, ihn aus dem Schlamm herauszuziehen, weg von den Parasiten. Jason erreichte sie und half, Gryf zu stützen.
„Konntest du mich hören?“ fragte Kylis.
„Nein“, antwortete Jason. „Ich erwachte und kam nachsehen. Wo bringst du ihn hin?“
„Zum Überlaufrohr.“
Es war nicht nötig, Jason die Gefahren einer Infektion zu erklären. Mit beschwörenden Worten trug er Gryf zum Wasserfall.
Die Kühltürme der Dampfquellen erzeugten das einzig sichere Wasser, das die Gefangenen zum Baden benutzen konnten. Es sprudelte aus einer Leitung auf eine betonierte Plattform und von dort aus zum Boden, wo es eine schlammige Pfütze bildete und zum Waldrand hin abfloß. Das Wasser war zu heiß, um sich direkt unter die herabfließende Kaskade zu stellen. Jason blieb im knietiefen heißen Wasser stehen. Sie alle standen in der sprühenden Gischt.
Jason hielt Gryf gegen seinen Brustkorb gelehnt, während Kylis aus der hohlen Hand das heiße Wasser über seinen Rücken träufelte. Sie wusch ihn, so sanft sie konnte. Sie fand keine Parasiten und auch keine ihrer Eier. Das Wasser spülte Schmutz und Schweiß ab. Es hinterließ Jason hellrosa, Kylis kastanienbraun, und Gryfs Körper zeigte alle Farbschattierungen von Dunkelbraun bis Ocker.
Kylis verfluchte die Echse. Er wußte, er würde schlecht dastehen in den Augen des Tetrakomitees, wenn Gryf verletzt wurde oder sonstwie zu Schaden kam, etwa, indem er äußerlich unverletzt zurückkehrte, aber einen irreparablen Schaden an seinem Gehirn erlitten hatte. Doch noch schlimmer würde es für ihn werden, wenn es ihm nicht gelang, Gryf zur Rückkehr zu bewegen.
Gryfs Augenbrauen zitterten. Seine Augen waren blau, durchsetzt mit einigen unregelmäßigen schwarzen Flecken.
„Wie geht es dir?“
Er lächelte, doch in seinen Augen war die Erinnerung an die Schmerzen noch wach. Sie hatten seinen Geist angegriffen. Er wandte sich von ihr ab und ließ sich von Jason umdrehen. Er stolperte. Seine Knie konnten ihn nicht tragen; das schien ihn zu überraschen. Jason hielt ihn aufrecht, und Gryf nahm das letzte kleine Stück antiseptischer Seife aus Kylis’ Hand.
„Was war los?“ fragte sie.
Gryf drehte sie um. Zuerst war seine Berührung schmerzhaft, dann fühlte sie das Brennen der Seife in rohem Fleisch. Gryf zeigte ihr seine Hand, die mit einer Anzahl kleiner,
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