Feuerhimmel (German Edition)
erwartet, dich zu sehen.“
Sie zuckte die Schultern. „Ich laufe sehr gern. Ich verbringe so viel Zeit am Schreibtisch; das Laufen hält meinen Kreislauf in Schwung.“
„Meinen auch“, entgegnete er fast schroff. Sie sah zu ihm hinüber. Gabe schien ständig an Sex zu denken. Jetzt, nachdem sie ihn kennengelernt hatte, sah es so aus, als würde sie ebenfalls nichts anderes im Kopf haben.
Sie joggten eine Weile nebeneinanderher, ohne etwas zu sagen. Das Schweigen wurde zu ihrem Erstaunen nicht unangenehm, wie sie beim stetigen Laufen feststellte. Als ihre Muskeln ermüdeten, lief sie langsamer, und Gabe drosselte sein Tempo ebenfalls. Das schweißnasse T-Shirt klebte ihm an den kräftigen Schultern und dem muskulösen Brustkorb. Bei dem Anblick durchlief sie ein leichter Schauer.
Sie blieb stehen, beugte sich vor und legte die Hände auf die Knie, um nach Luft zu schnappen. „Ich muss zurück“, sagte sie. „Meine Arbeit wartet.“
„Ja, ich auch.“
Mattie vermutete, dass er die doppelte Strecke hätte laufen können, ohne außer Atem zu kommen. Aber auch auf ihn wartete die Arbeit.
„Du hast nicht zufällig deine Meinung wegen des Dinners geändert?“, erkundigte er sich.
Sie schüttelte den Kopf und hoffte, er würde ihr nicht ansehen, was sie tatsächlich empfand. Es hätte ihr sehr wohl gefallen,mit ihm essen zu gehen. Sie wollte noch mehr aufregende Küsse mit ihm erleben, wollte wissen, ob sie wieder das gleiche Gefühl in ihr erweckten wie gestern Abend.
„Darf ich dich mal was fragen?“
Misstrauisch sah sie ihn an. „Was?“
„Hast du vor allen Männern Angst oder nur vor mir?“
Mattie richtete sich gerade auf. „Ich habe keine Angst vor dir.“
„Ach tatsächlich? Na ja, dann fürchtest du dich vielleicht vor dir selbst.“
Sie wollte schon widersprechen, dann fragte sie sich, ob er vielleicht sogar recht hatte. Sie wollte sich ja tatsächlich mit ihm zum Dinner verabreden und konnte nicht verstehen, was sie davon abhielt.
„Die Einladung steht noch“, sagte er. „Wenn du sie annimmst, werde ich dich zu nichts drängen, was du nicht willst.“
Mattie verkniff sich eine Antwort. Gabe zuckte mit den Schultern. Er akzeptierte ihre unausgesprochene Ablehnung, war aber offensichtlich nicht froh darüber.
„Wir sehen uns“, sagte er.
Mattie sah ihm nach. Für einen Mann seiner Größe und Statur joggte er mit erstaunlicher Eleganz. Einen kurzen Moment musste sie den Drang unterdrücken, ihn zurückzurufen.
Aber sie war nun mal die, die sie war, und sie würde sich nicht ändern. Auch nicht für Gabriel Raines.
Als Gabe am späten Morgen vor den Greenwood-Apartments, dem Projekt neben dem Farmer’s Market, aus dem Pick-up stieg, klingelte sein Handy.
Er zog das Mobiltelefon aus der Tasche, klappte es auf und meldete sich. „Raines.“
„Gabe, hier ist Thomas Daily vom Dezernat für Brandstiftung. Ich dachte, Sie würden vielleicht gern wissen, dass wir die Anklage gegen Angel Ramirez fallen gelassen haben. An der Brandstelle wurden ein paar Terpentinkanister gefunden.
Einer meiner Männer hat mit Ihrem Vorarbeiter gesprochen. Der meinte, das sei nicht die Sorte, die Sie für gewöhnlich benutzen. Tatsächlich handelt es sich um eine Marke, die nicht überall verkauft wird. Wir haben die Spur bis zu einem hiesigen Haushaltswarenladen verfolgt. Der Mann, der die Kanister gekauft hat, war ein Weißer, kein Latino.“
„Haben Sie einen Verdächtigen?“
„Unglücklicherweise hat der Typ bar bezahlt. Die Beschreibung passt auf ungefähr hunderttausend Männer. Wir hatten gehofft, eine Skizze von einem Polizeizeichner anfertigen lassen zu können, aber der Verkäufer meinte, er hätte sich den Typ nicht genauer angesehen. Ich lasse Sie wissen, wenn wir ihn gefunden haben.“
„Vielen Dank.“ Gabe klappte sein Handy zusammen, erleichtert, dass Angel nichts mit dem Feuer zu tun hatte. Er konnte sich denken, wie froh Mattie darüber sein würde, aber er widerstand dem Impuls, sie sofort anzurufen und mit ihr darüber zu reden. Es war verrückt, einer Frau hinterherzulaufen, die nichts mit einem zu tun haben wollte. Immerhin war er ja kein Stalker. Wenn sie kein Interesse hatte, dann hatte sie eben kein Interesse.
Begleitet vom lauten Hämmern und Sägen, lief Gabe zu Sam hinüber, der sich gerade mit einem der Trockenmaurer unterhielt.
„Es gibt ein Problem in Apartment 27“, sagte Sam gerade. „Ihr müsst jemanden rüberschicken, damit er das in Ordnung
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