Feuerhimmel (German Edition)
befestigen, hörte sie ein vertrautes Klopfen an der Tür. Sie rannte durchs Wohnzimmer zur Tür, um ihre Freundin hereinzulassen. Tracy war groß, schlank und umwerfend. Ihr glattes blondes Haar fiel ihr bis auf die Schultern, ein paar helle Ponysträhnen bedeckten ihre Stirn.
Sie umarmte Mattie zur Begrüßung. „Siehst du, ich bin sogar pünktlich.“
„Ja, das bist du!“
Tracy warf schnell einen prüfenden Blick auf Matties sehr kurzes glänzendes silbernes Kleid. Was für ein Kontrast zu ihrer Alltagsgarderobe! „Du siehst fantastisch aus!“
Mattie hatte ihr Haar nach dem Waschen an der Luft trocknen lassen und trug es offen. Rote Locken umrahmten ihr Gesicht und fielen füllig über die Schultern.
Sie bedachte Tracy mit einem Lächeln. Ihre Freundin trug einen gelben Lederminirock mit passendem rückenfreien Top und dazu genau wie Mattie sehr hohe Absätze. „Du siehst selber ziemlich aufregend aus!“
Tracy strahlte. „Wir werden sie heute Abend alle umhauen!“
„Das hoffe ich doch! Ich bin jedenfalls in der richtigen Stimmung!“
Es waren die einzigen Male, dass Mattie sich erlaubte, diesen Teil ihrer Persönlichkeit auszuleben. Wenn sie einen heißen Discosong sang, gab es keine Zurückhaltung mehr. Dann trat die reservierte Karrierefrau Mattie Baker in den Hintergrund. Sie wurde zu einer Femme fatale, sexy und verführerisch, die eine Reihe von gebrochenen Herzen zurückließ.
Glücklicherweise wussten nur ihre engsten Freunde von dieser heimlichen Leidenschaft und nur einige wenige vertrauensvolle Kollegen im Büro. Auf keinen Fall war es in ihren Geschäftskreisen bekannt. Im Klub Rio verkehrten mehr Leute aus Arbeiterkreisen, die gut verdienenden Geschäftsleute hielten sich dort eher selten auf.
Was ihr die Freiheit verschaffte, mit aller Leidenschaft ihrem Laster zu frönen.
„Ich muss nur noch meine Tasche holen, dann können wir aufbrechen.“
„Ich fahre“, bot Tracy an. „Mein Wagen steht unten auf einem fremden Parkplatz, ich muss ihn also sowieso bewegen.“
Tracy war vor ein paar Jahren nach Dallas zurückgezogen, nachdem sie an der University of California in Los Angeles ihren Bachelor in Freien Künsten gemacht hatte. Aber anstatt ein Lehramt anzustreben wie geplant, hatte sie sich für eine Karriere im Immobiliengeschäft entschieden. Das passte zu ihrer offenen Persönlichkeit. Nach ein paar Jahren in diesem Job hatte sie inzwischen ein sehr gutes Einkommen.
Die Wirtschaft mochte vielleicht in einer Krise stecken, aber nach einer ersten Flaute hatte Tracy wieder Häuser verkauft. Sie war der Meinung, dass sich in der Zeit fallender Marktpreise und niedriger Zinsen eine Immobilieninvestition am meisten lohnte. Und sie konnte ihre Kunden davon überzeugen, dass sie recht hatte.
Tracy Spencer strahlte die Selbstsicherheit einer erfolgreichen Persönlichkeit aus, ein Image, das Tracy pflegte. Das war ihre Art, die schrecklichen Erinnerungen an ihre Kindheit im Zaum zu halten. Mattie glaubte, dass ihre Freundin mit dieser extrovertierten Art eine tiefe Unsicherheit verbarg, die aus ihrer Erfahrung mit häuslicher Gewalt als Kind herrührte.
Obwohl Tracy sich mit vielen Männern verabredete, war sie nie verheiratet gewesen oder hatte eine feste Beziehung gehabt. Da es bei ihnen beiden nie so richtig mit Männern zu klappen schien, schätzten sie sich glücklich, einander zu haben.
„Okay, dann komm!“ Tracy nahm Mattie beim Arm, als sie ins Wohnzimmer zurückkam, und schob sie zur Tür. „Hast du deine Tasche? Dann lassen wir jetzt die Puppen tanzen!“
Mattie lachte. Sie freute sich schon auf diesen einen Abend Ausgelassenheit, den sie sich in der Woche gönnte, und lief mit Tracy zu ihrem Wagen.
Gabe fuhr nach Hause, das Meeting war endlich beendet. Er hatte sich nach den stundenlangen Diskussionen um die Fürs und Widers von Sanierungsprojekten in der Innenstadt eine Erholungspause verdient. Im Apartment zog er Sportjackett und Hose aus und schlüpfte in ein Paar Jeans und ein Polohemd. Kurz darauf befand er sich auf dem Weg zum Hammerfield-Building, wo Sam auf ihn wartete. Inzwischen war er mehr als bereit für ein eiskaltes Bier.
Außerdem war er neugierig. Was wohl aus dem Gebäude nach der Sanierung geworden war? Das Hammerfield-Building stand schon seit hundert Jahren dort, und Gabe freute sich jedes Mal, wenn ein historischer Bau saniert und zu neuem Leben erweckt wurde.
Er hielt auf dem Parkplatz und ging auf das neu angestrichene dreistöckige
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