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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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ungepflegte
Fred Petermann vom Lokalradio.
    Gute
Frage, denkt Swensen. Muslime sollen einen Muslim umgebracht haben und wollen
mit der Tat andere Muslime in Verruf bringen. Überaus logisch!
    »Die
Handlungsweise von Terroristen werden wir Ihnen nicht erklären können!«, ertönt
die gepresste Stimme von Püchel. Sein Lächeln ist wie weggeblasen. Er sitzt mit
zusammengekniffenen Augen hinter dem Mikrofon und macht den Eindruck, als würde
er am liebsten alle Journalisten sofort aus dem Saal werfen lassen. »Die werden
schon einen Grund haben! Vielleicht sollte die Hand eventuelle Mitwisser
einschüchtern!«
    »Klingt
nicht gerade überzeugend«, kommentiert der Radiomann die Erklärung.
    »Wir
sind nicht dazu da, Ihnen überzeugende Argumente zu liefern!«, bellt Püchel den
Mann an. »Wir geben Ihnen nur unsere Ermittlungsergebnisse weiter. Im Fall von
Kemal Güldünya lauten die Fakten, der Ermordete war ein Al-Qaida -Kämpfer.
Seine Zelle wollte ein israelisches U-Boot in die Luft sprengen. Sie haben ein
Ferienhaus auf Eiderstedt gemietet und dort diesen Anschlag vorbereitet und
jemanden ermordet.«
    Swensen
merkt, dass er Kopfschmerzen bekommt. Die antrainierte buddhistische
Gelassenheit versagt langsam. Er beschließt, sich möglichst unauffällig aus dem
Saal abzusetzen. An der Ausgangstür spürt er eine Hand auf seiner Schulter. Er
fährt herum. Vor ihm steht Maria Teske. Sie trägt wie gewöhlich ihre rote
Lederjacke und hat ihr typisches Journalistinnenlächeln aufgesetzt.
    »Was
halten Sie von diesen merkwürdigen Ausführungen?«
    »Kein
Kommentar«, flüstert Swensen mit süffisanter Stimme. »Verstehen s ie das bitte nicht als persönliche
Äußerung zu dieser gesamten Veranstaltung.«
    »Gott
bewahre«, scherzt die Frau zurück. »Aber ganz im Ernst, Herr Swensen, haben Sie
etwas über das griechische Mädchen rausbekommen?«
    »Nein.«
    »Sie
haben den Tipp von mir«, drängelt die Journalistin.
    »Ich
hab nichts zu verheimlichen, Frau Teske, ehrlich. Ich wurde in der letzten
Woche beinahe zweimal in die Luft gesprengt. Glauben Sie mir, ich hatte in den
vergangenen Tagen echt andere Probleme!«
    »Okay,
Sie wissen, wie ich zu erreichen bin.«
     
    *
     
    Der Glasvorbau erinnert Swensen irgendwie an ein Gewächshaus. Er steht
unentschlossen am obersten Treppenabsatz und schaut auf das Restaurant Aphrodite herunter. Unkraut wächst aus den Ritzen der Betonstufen. Das Treppengeländer
muss vor kurzem gestrichen worden sein, es strahlt in einem satten Dunkelblau.
    Bestimmt
zwei Stunden war der Kommissar nach dem fluchtartigen Verlassen der
Pressekonferenz ziellos durch die Stadt spaziert. In den alten Gassen hinter
der Marienkirche kam er dabei am Club 69 vorbei, einem
Sado-Maso-Bordell. Vor knapp einem Jahr war er einmal dienstlich in den
anrüchigen Innenräumen gewesen. Er dachte kurz an die Prostituierte Lola Lalou,
die er damals verhört hatte, und fragte sich, ob sie wohl noch heute da drinnen
arbeitet. Er war bis zum Schlosspark weitergeschlendert, wo in jedem Frühling
die berühmte Krokusblüte stattfindet und tausende Besucher nach Husum lockt.
Der Park liegt in unmittelbarer Nähe der Straßenkreuzung, neben der das
griechische Restaurant steht. Swensen war plötzlich klar geworden, dass es ihn
nicht ohne Grund hierher gezogen hatte. Er hatte in der ganzen Zeit öfter mal
die breitschultrige Gestalt von Nicos Anthemos vor sich gesehen, seine kurzen,
schwarzen Haare, den gestutzten Schnauzer.
    Du
legst es offensichtlich darauf an, dir sofort den nächsten Ärger einzuhandeln,
spricht er in Gedanken zu sich. Dein vager Verdacht gegen diesen griechischen
Zyprioten ist reine Intuition, mein Lieber. Den teilt in der Inspektion ohnehin
niemand mit dir. Und Rebinger, dem wird das erst recht nicht schmecken, ganz zu
schweigen vom Chef.
     
    Der Kommissar umfasst das runde Treppengeländer, versucht durch die
spiegelnde Glasfront ins Innere zu schauen. Im Restaurant sind noch keine
Gäste. Er zögert einen Moment, schreitet dann entschieden die Treppe hinab und
betritt durch die Glastür das Restaurant. Der sonnendurchflutete Raum wird von
einem kitschigen Wandbild dominiert, weiße Häuser, blaues Meer, grüne
Fischerboote. Auf den Holztischen brennen Kerzen. Hinter dem breiten Tresen
steht der Vater des Mädchens und putzt mit einem Tuch über die blanke
Marmorplatte. Der muskulöse Mann erkennt den Kommissar sofort. Seine Stirn
wirft sich in Falten, die Körperhaltung drückt Abwehr

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