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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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gegeben. Um seiner Depression zu entgehen, hatte er sich spontan für
dieses kurze Kommando gemeldet.
    U-Boot
fahren ist eben nichts für feste Beziehungen. Wochenlang, manchmal monatelang
von Zuhause weg. Dazu der tägliche Knochenjob, vier Stunden schlafen, vier
Stunden Wache. Seit der Trennung ist er oft nach dem Dienst einfach nur müde
und verpennt. Dagegen steht das Gefühl der Unabhängigkeit einer U-Boot-Crew.
Sie muss autark entscheiden und trägt dadurch auch die meiste Verantwortung in
der Marine.
    Im
letzten Jahr erlebte er sogar das Abenteuer, das er sich immer erträumt hatte.
Sie waren auf große Fahrt über den Atlantik gegangen. Die U 24 durfte
bei einem Manöver der amerikanischen Navy dabei sein. Ihr Boot hatte sich vor
der Küste von Puerto Rico auf die Lauer gelegt und sich an das berühmteste
Schiff der Amerikaner, den Flugzeugträger USS Enterprise ,
herangepirscht. Die U 24 konnte unbemerkt so dicht an das Ziel herankommen,
dass ein sicherer Abschuss erfolgreich gewesen wäre. Durch das Periskop hatten
sie den Giganten mit der Wärmekamera fotografiert und per Funk die Position
durchgegeben. Die gesamte US-Marine war darüber völlig entsetzt gewesen. Keines
der Begleitschiffe im Verband hatte das deutsche U-Boot kommen hören. Schon vor
der Reise hatte Geserig sich für diesen Fall einen alten Song von Nancy
Sinatra auf sein Notebook geladen und ihn über das Unterwassertelefon an
die Crew auf der Enterprise gesendet.
     
    Bang bang, I shot you down /
    Bang bang, you hit the ground /
    Bang bang, that awful sound /
    Bang bang, I used to shoot you down.
     
    In diesem Moment ahnt Maat Geserig noch nicht, dass sein damaliger Scherz
am Ende dieser Reise eine ungeahnte Aktualität erfahren wird.

7
     
    Jeden Tag kurz vor elf Uhr füllt sich der kleine Raum des Chefredakteurs
der Husumer Rundschau bis auf den letzten Platz. Sechs Männer und vier
Frauen verteilen sich auf ihren mitgebrachten Stühlen. Es wird eng. Think
Big versucht unauffällig seinen Bauchansatz einzuziehen. Im Sitzen bugsiert
er seinen Drehstuhl mit den Füßen hinter dem Schreibtisch hervor, rudert dabei
mit den Armen in der Luft und streckt sein Kinn noch weiter nach vorn, als es
ohnehin schon vorsteht. Er hat keinen festgelegten Platz, doch alle wissen, wo
er seinen Stuhl hinfährt, ist der Mittelpunkt der Runde.
    »Der
Aufmacher von gestern war echt Dany-Sahne!«, eröffnet er mit honoriger Stimme
die Sitzung. »Erstklassige Arbeit liebe Kollegin Teske! Super, Maria!«
    Ein
zustimmendes Nicken schwappt wie eine La-Ola-Welle durch die Gruppe.
    »Wir
waren die erste Zeitung, die den Anthrax-Anschlag als Dummejungenstreich melden
konnte, noch bevor das offizielle Untersuchungsergebnis aus dem Labor vorlag.
Dazu hat die Zeitung einen entscheidenden Tipp an die Husumer Polizei
weitergeleitet, die daraufhin alle verantwortlichen Jugendlichen ermitteln
konnte. Wenn wir jeden Tag solche aktuellen Schlagzeilen abliefern würden,
bräuchten wir uns um unseren Lokalteil auch in Zukunft keine Sorgen zu machen.«
    »Ich
finde es schade, dass wir schon vor dem Erscheinen des Artikels der Polizei
alles gesteckt haben«, ertönt eine weibliche Stimme aus der hinteren linken
Ecke. Alle Köpfe fahren herum.
    »Oh,
die junge Dame hatte ich beinah vergessen! Kollegen, wir haben einen neuen
kritischen Geist unter uns!«, tönt Think Big übertrieben freundlich.
»Lotte Mikuteit! Ab heute Volontärin für die nächsten drei Monate! Zeigt ihr
alles, seid nett zu ihr!«
    Das
junge Mädchen lächelt beherzt gegen die neugierigen Blicke an, während sich das
ovale Gesicht mit leichter Röte überzieht.
    »Darf
ich fragen, was Sie schade daran finden, der Polizei eine Straftat zu melden?«,
bohrt der Chefredakteur mit süffisantem Unterton, wobei seine hochdruckbedingte
Röte im Gesicht die der Frau bei weitem übertrifft.
    »Diese
Nachricht hätte, exklusiv veröffentlicht, die Polizei mit einem Paukenschlag
aus ihrem Schlaf geweckt.«
    »Na,
Kollege Krämer, wie wäre es? Würden Sie die unerfahrene Kollegin ein wenig
unter ihre Fittiche nehmen? Erklären Sie ihr eindringlich, dass ein
Lokalredakteur kein Elefant im Porzellanladen sein sollte!«
    Lasst
wohlbeleibte Männer um mich sein, denkt Maria. Für sie führt Think Big sich auf wie ein römischer Imperator, der soeben eine Aufmüpfige den Löwen
vorgeworfen hat.
    Theodor
Bigdowski kippt mit der Lehne des Drehstuhls nach hinten. Er schweigt
demonstrativ, lässt eine wohlgesetzte Pause

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