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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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und wird Gerechtigkeit kaufen – und Ungerechtigkeit – täglich.
    Trotzdem kann ich Bondurant eigentlich keinen Vorwurf machen. Welcher Vater würde nicht alles in seiner Macht stehende tun, um sein Kind zurückzukriegen?« sagte sie mit düsterer Miene. »Ich hätte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen als Em krank wurde. Um ehrlich zu sein, ich glaube, ich hab es versucht«, beichtete sie mit einem mühsamen schiefen Grinsen. »Keiner hat angebissen. Hat meinen Glauben an das Böse erschüttert.«
    Ihr Schmerz war immer noch greifbar, und Quinn wollte sie in seine Arme raffen und sie einladen, ihn mit ihr zu teilen, wie in alten Zeiten.
    »Bondurants Geld hat den Tod seiner Tochter auch nicht verhindert«, sagte er. »Wenn das Jillians Leiche ist. Er ist davon überzeugt.«
    »Warum sollte er das glauben wollen?« fragte Kate, verwirrt von dieser Vorstellung. Sie hatte sich so heftig gegen die Nachricht von Emilys Tod gesperrt, daß sie selbst noch darauf bestanden hatte, es wäre nicht wahr, nachdem die Schwester sie in den Raum gebracht hatte, in dem die Leiche ihrer Tochter lag, und sie die kleine Hand berührt hatte, um selbst zu fühlen, daß da kein Puls, kein Atem mehr war.
    »Was für ein seltsamer Mann«, sagte sie. »Ich war überrascht, ihn heute abend bei der Versammlung zu sehen. Er hat sich bis jetzt doch so bedeckt gehalten.«
    Die beiläufige Bemerkung traf Quinn wie eine unsichtbare Faust. »Du hast Bondurant bei der Versammlung gesehen? Bist du sicher?«
    »Für mich sah er auf jeden Fall so aus«, sagte Kate. »Ich hab ihn auf dem Weg nach draußen gesehen. Ich fand es seltsam, daß er nicht bei seinem Lager war, aber er wollte offensichtlich keine Aufmerksamkeit erregen. Er trug Kleider wie das gemeine Volk, Parka und einen zerknitterten Hut, versuchte, anonym auszusehen, und hat sich durch den Hinterausgang abgesetzt.«
    Quinn runzelte die Stirn. »Irgendwie kriege ich den nicht in den Griff. Ich würde sagen, er verhält sich unkooperativ, andererseits ist er derjenige, der mich reingebracht hat, dann dreht er sich um und weigert sich, meine Fragen zu beantworten. Er ist ein Widerspruch nach dem anderen.
    Mein Gott, ich kann nicht glauben, daß ich ihn da nicht gesehen habe.«
    »Du hast nicht nach ihm gesucht«, sagte Kate beruhigend. »Du hast nach einem Mörder gesucht.«
    Und hab ich den auch übersehen? fragte sich Quinn und rieb fester gegen den plötzlichen sengenden Schmerz in seinem Magen an. Was hatte er sonst noch verpaßt?
    Irgendein unscheinbares Zeichen: einen Blick, ein Schielen, den Anflug eines Lächelns. Und wenn er es gesehen hätte, wäre dann Angie DiMarco jetzt in ihrem Bett im Phoenix? Logischerweise wohl nicht. Aber einen Killer wie diesen zu fangen, verlangte mehr als nur Logik.
    Es verlangte Instinkt, aber wie es schien, tastete er sich momentan im Dunkeln durch eine Schicht Watte.
    »Ich werde das Gefühl nicht los, daß seine Tochter der Schlüssel zu der ganzen Angelegenheit ist«, sagte er.
    »Falls sie das dritte Opfer ist. Smokey Joe ist bei diesem von seinem Muster abgewichen. Warum? Bei den ersten beiden hat er die Leichen verbrannt, aber nicht versucht, sie auf irgendeine andere Art und Weise unkenntlich zu machen. Bei Nummer drei vernichtet er ihre Fingerspitzen und ihre Fußsohlen. Er nimmt ihren Kopf mit. Er macht es so schwer wie möglich, sie zu identifizieren.«
    »Aber er hat ihren Führerschein hinterlassen.«
    »Warum beides tun?«
    »Vielleicht das erste als Teil der Folter«, schlug Kate vor. »Als Teil der Depersonalisierung. Er hat sie zu einem Niemand reduziert. Es ist ihm egal, ob wir wissen, wer sie ist, nachdem sie tot ist, also hinterläßt er den Führerschein als wolle er sagen: ›He, seht her, wen ich umgebracht habe.‹ Aber vielleicht wollte er, daß sein Opfer sich in den letzten paar Augenblicken ihres Lebens wie ein Niemand fühlte. Er ließ sie in dem Glauben sterben, daß keiner sie identifizieren könnte oder sich um ihre Leiche kümmern oder sie betrauern würde.«
    »Vielleicht«, sagte Quinn. »Und vielleicht ist diese extreme Depersonalisierung die Abweichung vom Muster, weil er Jillian kannte. Wenn wir zum Beispiel diesen Wachmann, der in Jillians Stadthaus lebte, als Täter entwickeln können, könnten wir überlegen, ob er die zwei Prostituierten als Übung getötet hat, seine Gefühle für Jillian auf sie projiziert hat. Aber das hat seine Bedürfnisse nicht befriedigt, also erledigt er Jillian, rastet aus und behält

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