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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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ganze gegessen habe.«
    »Stimmt genau.« Dóra lächelte. Sie öffnete die Dose und stellte sie auf den Bettrand, während Matthias zwei Stühle heranrückte. »Pass auf, dass du kein schlechtes Bonbon erwischst.«
    Jakob nahm Dóra beim Wort und wählte sorgfältig ein Bonbon aus. Dann murmelte er höflich, mit vollem Mund: »Vielen Dank.«
    »Nichts zu danken.« Matthias nahm ihm das leere Bonbonpapier ab und warf es in den Mülleimer beim Waschbecken. Dann setzte er sich. »Wie geht es dir denn?«
    »Schlecht. Es juckt, und ich kann mich nicht kratzen, weil überall Pflaster sind.«
    Dóra zeigte auf die Fernbedienung. »Kannst du mal leiser stellen oder ausschalten, solange wir hier sind? Dann können wir dich besser hören.« Die Schauspieler in dem Film hatten plötzlich angefangen zu singen, und man konnte Jakob kaum noch verstehen.
    Er schaute zum Fernseher und überlegte einen Moment. Schließlich reckte er sich nach der Fernbedienung und schaltete aus. »Ich hab den Film sowieso schon mal gesehen.«
    »Danke, das ist viel besser.« Dóra lächelte ihm zu. »Hat deine Mutter dich schon besucht?«
    »Ja, sie war eben hier.« Jakob nahm sich noch ein Bonbon. »Sie kommt später noch mal. Ich kann unser Haus von hier aus sehen, und sie sieht mich auch. Wir wohnen im dritten Stock, und wenn ich nicht zu Hause bin, muss Mama die ganzen Tüten rauftragen.« Er zeigte mit der verbundenen Hand zum Fenster.
    »Du warst bestimmt eine große Hilfe für sie.« Dóra schaute aus dem Fenster, wusste aber nicht, welches Haus er meinte. »Hoffentlich kannst du ihr bald wieder helfen. Aber zuerst musst du wieder gesund werden, und dann müssen noch ein paar andere Dinge geschehen, aber da wollen wir uns jetzt mal nicht den Kopf drüber zerbrechen.«
    »Nein.« Jakob schloss die Dose. »Wir können über andere Sachen reden, zum Beispiel über mein Auge.« Er legte die Hand auf seine verbundene Stirn.
    »Wie ist das eigentlich passiert? Willst du uns das erzählen?«, fragte Matthias und zeigte auf die Verletzungen.
    »Das war schlimm. Ich hab gegessen und dann auf einmal, einfach so … total schlimm.«
    Matthias nickte mitfühlend. »Hat er neben dir gesessen?«
    »Ja, er hat Fisch gegessen, und dann ist er plötzlich aufgestanden und … total schlimm.«
    »Du hast ihn also nicht geärgert, aus Spaß oder so?«, fragte Dóra.
    »Nee, ich hab meinen Fisch gegessen. Wir sollten Hafergrütze zum Nachtisch kriegen«, sagte er traurig. »Die hab ich nicht mehr bekommen.«
    »Du bekommst sie bestimmt noch.« Dóra schärfte sich ein, die Krankenschwester zu bitten, Jakob ein Schälchen Hafergrütze zu besorgen. »Hat er vorher schon mal versucht, dir weh zu tun? Haben die Mitarbeiter im Sogn ihn schon mal davon abgehalten?«
    »Nein, noch nie. Er war immer nett. Außer gestern. Vielleicht hat ihm der Fisch nicht geschmeckt.«
    »Ja, vielleicht. Hat er nichts gesagt, als er dich angegriffen hat?«
    Jakob starrte Matthias nachdenklich mit offenem Mund an. »Doch, aber das war so komisch.«
    »Weißt du noch, was es war?« Dóra beugte sich zu ihm, damit sie ihn auch wirklich richtig verstand.
    »Er hat gesagt, es wäre besser, wenn ich in Reykjavík bin. Ich weiß das noch, weil ich so froh war und sagen wollte, dass ich das auch finde, aber ich konnte nichts mehr sagen, weil … plötzlich hat alles so furchtbar weh getan, und ich hab überhaupt nichts mehr gesehen.«
    Dóra ging ein Zucken durch den Kopf, als sie sich den Angriff vorstellte, und musste Jakob bremsen, um das Bild von der Gabel im Auge zu vertreiben. »Lass uns doch über was Netteres reden. Du musst ja bestimmt auch noch mit der Polizei darüber sprechen.« Plötzlich fiel ihr das Gespräch mit Jósteinn wieder ein und sie unterbrach Jakob, der gerade etwas sagen wollte, erneut: »Hat er
besser
gesagt? Dass es besser wäre, wenn du in Reykjavík bist?«
    »Ja.« Jakob nickte so eifrig, dass seine Brille wieder ins Rutschen kam. »Das hat er gesagt.«
    Dóra versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Hat er sonst noch was gesagt?«
    »Ja, dass ich viel mit dir reden soll. Und dann hat er mir ins Auge gestochen und darin rumgestochert, und ich hab geschrien und nichts mehr gehört. Vielleicht hat er noch mehr gesagt.«
    Dóra bezweifelte es. Das, was Jósteinn gesagt hatte, erklärte den Angriff voll und ganz. Er war der Meinung, Dóras Nachforschungen wären leichter, wenn Jakob in ihrer Nähe war.
     
    Dóra erzählte Matthias erst von ihrem Verdacht, als

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