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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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einen speziell konstruierten Rollstuhl zu hieven und von einem Helfer spazieren fahren zu lassen. Aber solche Dienste wurden im Krankenhaus nicht angeboten, zumal die Frau schwer krank war und solche Ausflüge nicht ungefährlich für sie waren. Svava hätte sich gewünscht, dass das Zimmer gemütlicher wäre, aber das Mädchen würde ohnehin nicht lange bleiben, so dass sich der Aufwand nicht lohnte. Svavas Aufgabe war es, zu pflegen und zu heilen, und nicht, Innenarchitektin zu spielen.
    Als sie das Zimmer betrat, spürte sie sofort, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte. Der Geruch von Desinfektionsmittel, der normalerweise alles überdeckte, vermischte sich mit einem intensiven Körpergeruch. Svava trat ans Bett der jungen Frau und sah, dass ihre Stirn feucht war. Sie nahm den Waschlappen vom Nachttisch, wischte der Patientin die Stirn ab und kontrollierte dann, ob sie Fieber hatte, aber sie fühlte sich eher kühl an. Trotzdem stimmte etwas nicht, denn die Augen des Mädchens waren weit aufgerissen und huschten hin und her. Ihr Körper lag zwar reglos da, denn ihre Muskeln wurden nicht mehr vom Gehirn gesteuert, aber sie konnte trotzdem einen Krampf haben. Das EKG zeigte, dass ihr Puls schnell war, viel zu schnell, obwohl ihr Blutdruck normal wirkte. Anscheinend war sie innerlich aufgewühlt. Svava war zwar sehr erfahren, aber eine so stark behinderte Person, die sich nur mit den Augen verständigen konnte, hatte sie nur selten auf der Station.
    »Hast du schlecht geträumt?« Svava beugte sich über das Gesicht der jungen Frau und musterte ihre Augen. Sie hatte gelernt, dass einmal Blinzeln Ja und zweimal Blinzeln Nein bedeutete, oder war es umgekehrt? Das Mädchen blinzelte zweimal, und Svava beschloss, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag. »Hast du Durst?« Wieder blinzelte das Mädchen zweimal. »Bist du wach?« Die Frage war völlig unsinnig, aber notwendig, um die Richtigkeit der Antworten zu überprüfen. Das Mädchen blinzelte einmal. Immerhin. Das hatte Svava zwar jetzt herausgefunden, aber sie würden noch die ganze Nacht beschäftigt sein, wenn sie nicht die richtige Frage stellte.
    »Man kann auch die Karten nehmen.« Die Aushilfsschwester stand in der Türöffnung. »Ich habe schon auf Stationen mit stark behinderten Patienten gearbeitet, da habe ich gelernt, wie man mit ihnen kommunizieren kann. Es gibt auch ein Computerprogramm, das funktioniert wesentlich besser, aber so was hatte sie ja nicht dabei.« Ihr Blick wanderte von der Patientin zu Svava. »Damit kann ich auch gar nicht umgehen, aber mit diesen Karten, die hier irgendwo sein müssen, kenne ich mich ganz gut aus.«
    »Karten?« Davon hatte Svava noch gar nichts gehört.
    Die Aushilfe kam herein und schaute sich suchend um. Dann beugte sie sich zum Nachttisch und holte ein paar Plastikkarten aus der Schublade. Auf jeder Karte waren mehrere Felder mit Bildern oder Zeichen. Die Frau hielt der Patientin eine Karte vors Gesicht und zeigte auf etwas. Daraufhin blinzelte das Mädchen mit den Augen, schaute nach rechts und links und dirigierte die Frau dadurch zum richtigen Feld. Als sie eine Weile auf diese Weise miteinander kommuniziert und unzählige Male die Karte ausgetauscht hatten, schloss das Mädchen plötzlich beide Augen und öffnete sie nicht mehr. Erst jetzt traute sich Svava, etwas zu sagen. »Und? Ist was dabei rausgekommen?«
    Die Frau zuckte mit den Schultern und machte ein ratloses Gesicht. »Ich bin ja keine Expertin, und vielleicht habe ich sie auch falsch verstanden, aber das, was ich rausgehört habe, ist nicht gerade hilfreich.«
    »Was hat sie denn gesagt?«
    »Heiß. Feuer.« Die Frau schaute Svava entschuldigend an. »Oder so was Ähnliches.«
    »Heiß? Feuer?« Wenn das das Ergebnis war, hielt Svava nicht viel von diesen Karten. »Sie fühlt sich gar nicht heiß an, aber vielleicht sollten wir ihr eine dünnere Decke geben.« Sie strich über das Bein des gelähmten Mädchens, das sich auch eher kalt anfühlte. »Am besten informiere ich die Frühschicht, dass wir eine Logopädin brauchen, um mit ihr zu reden. Jemand, der sich richtig damit auskennt.« Svava betrachtete die Patientin, die jetzt zu schlafen schien. Da bemerkte sie, dass die junge Frau einen Kopfhörer im Ohr hatte, der zum Radio führte. Vorsichtig holte sie ihn heraus und hielt ihn an ihr eigenes Ohr. Ein Talksender – Svava kannte die Titelmelodie, die gerade ablief. »Wäre es nicht angenehmer für sie, etwas Leichteres zu hören? Damit

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