Feuerprinz
Lin waren im Wald von Isnal gewesen, und Lin hatte irgendetwas zu verbergen gehabt. »Rede weiter!«
Zufrieden warf sie den Kopf in den Nacken, sicher, nun seineAufmerksamkeit zu besitzen. Dann jedoch verzog sie ihren Mund zu einem verschlagenen Lächeln. »Ich rede nur mit Elven! Geh zu ihm und sag ihm, was ich dir gesagt habe.«
Braam holte mit der flachen Hand aus. Wie konnte die kleine Stechmücke es wagen, so mit ihm zu reden? Sie wich dem Schlag nicht aus, stattdessen hob sie trotzig ihren Kopf und sah ihn herausfordernd an. »Diesen Verrat aufzudecken wird dich in seiner Gunst steigen lassen. Aber ich will auch etwas von dem Wohlwollen des Prinzen für mich.«
Seine Hand verharrte in der Luft. Er glotzte sie an – zuerst ratlos … und dann wurde ihm klar, worum es Vay wirklich ging.
Dumme Weiber!
Lachend ließ er seine Hand sinken. »Du willst in sein Bett … seinen Schwanz zwischen deinen Schenkeln.«
Vay lief tiefrot an. Ein Zeichen für Braam, dass er genau richtig lag mit seiner Vermutung.
»Ich liebe ihn«, fuhr sie ihn mit vor Wut zitternden Lippen an, »seit dem ersten Tag, als ich ihn sah, habe ich Elven geliebt; im Gegensatz zu derjenigen, der er vertraut und der er seine Zuneigung schenkt! Aber was versteht ein Bauer schon von der Liebe?«
Braam spürte, wie seine Fäuste sich wie von selbst ballten. Sie ging zu weit – eindeutig!
»Wenn du mich schlägst, sage ich kein Wort«, zischte Vay schnell, als sie erkannte, dass er kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren.
Braam hielt sich zurück. »Wie du willst, kleine Stechmücke«, flüsterte er. »Dann sollst du bekommen, wonach es dich so sehr verlangt.«
»Geh hinter ihnen her und beobachte sie. Dann versteck dich bei deiner Sippe in der Unterstadt. Ich komme zu dir, sobald ich mehr weiß.« Lin sah den Männern hinterher, die sich wohl oder übeldazu bereit erklärt hatten, den Greif Jayamon zu Elven zu führen, während sie mit Jevana vor dem Stadttor zurückblieb.
»Was willst du nun tun?«, flüsterte die zweite Priesterin besorgt.
»Ich werde mit Ilana reden. Sie kann nicht einfach dulden, dass Elven den Greifen engilianische Frauen verspricht.« Insgeheim betete Lin dafür, dass diese Neuigkeit den Verstand ihrer Mutter zurück brachte.
Jevana war nicht überzeugt. »Wenn Elven jetzt bereit ist, sein wahres Gesicht zu offenbaren, wird er vielleicht noch zu ganz anderen Dingen fähig sein.«
»Keine Sorge! Er ist ja einstweilen mit Jayamon beschäftigt.« Lin fiel es schwer, den Namen der verhassten Kreatur auszusprechen. Sie versprach Jevana, dass sie auf sich achtgeben würde, und lief los. Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Ilana war eine Frau … sie musste einfach verstehen, worum es hier ging.
Lin machte einen großen Bogen um die Tempelstadt, damit sie Elven nicht über den Weg lief – obwohl sie außer Atem war, rannte sie den Palasthügel hinauf, ohne auch nur einmal anzuhalten. Besorgte Blicke folgten ihr, wohin sie auch kam. Bereits jetzt wussten die meisten, dass Greife in der Stadt waren. »Werden die Greife hier bleiben … in Engil?«, rief ihr eine junge Mutter zu, die ihren kleinen Sohn an der Hand hielt.
»Nein!«, antwortete Lin so überzeugt, wie es ihr möglich war. »Das werden Ilana und Tojar niemals zulassen … und ich auch nicht!«
Sie machte sich nicht die Mühe, ihre Sandalen auszuziehen, als sie den Palast betrat. »Wo ist meine Mutter?«, rief sie einer Dienerin im Laufen zu, die nur stumm auf eine verschlossene Tür wies.
In ihrem Räumen … wie immer. Seit Elven hier ist, verlassen meine Eltern ihre Räume kaum noch.
Der Diener ihrer Mutter ließsie ein. Ilana saß wie eine Puppe auf dem Empfangsstuhl. Sie war blass und wirkte geistesabwesend. In der Hand hielt sie einen Fächer aus Greifenfedern. Obwohl es bereits Mittag war, trug Ilana noch ihr Nachtgewand. Die Federn des Fächers, die sie anstarrte, waren ungewöhnlich lang und dunkel – Lin ahnte, dass sie von Dawon stammen mussten, dem dunklen Greif, der ihrer Mutter lange Zeit ein Freund gewesen war. Ilana reagierte kaum auf sie, als Lin vor sie trat. Trotzdem ließ sie sich nicht beirren. »Mutter, wir müssen etwas tun … Greife sind in Engil. Elven selbst hat sie gerufen.«
Ihre Mutter sah matt von ihrem Fächer auf. Der Blick, mit dem sie Lin ansah, grenzte an Stumpfsinn. Anscheinend war Ilana in ihre Tagträumereien und Erinnerungen vertieft. Langsam fuhr sie mit dem Finger über die Federn des Fächers. »Ich vermisse
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