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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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gleichgültig. Sie schritt im gleichen Tempo voran, merkte aber, wie ihr Zorn im Sommerwind verflog. Vielleicht war sie zu ungerecht zu dem Hasen. Weil sie nervös war und sich sorgte. Da fuhr man leichter aus der Haut als normalerweise.
    Der Hase, der immer langsamer geworden war, beschleunigte plötzlich seine Schritte und holte Maria ein.
    „Du, Maria!“, wisperte er aufgeregt. „Wer werden verfolgt!“
    Maria drehte sich um, doch sah nichts Verdächtiges. Da waren nur die Rosen, der Weg, Rasenflächen und das Schloss.
    „Was redest du? Ich sehe nichts!“
    „Weiter unten!“
    Maria senkte den Blick und kam allmählich zu der Überzeugung, dass sie der Hase nur foppte. Erneut flammte der Ärger in ihr auf.
    „Rackiné! Da ist niemand!“
    „Siehst du’s denn nicht!“, rief Rackiné. „Die Maus!“
    Entgeistert suchte Maria den Kiesweg ab und tatsächlich – da hockte eine winzige Maus mit sandfarbenem Fell und recht großen Ohren. Ansonsten gab es nichts Ungewöhnliches über diese Maus zu sagen.
    „Wir werden von einer Maus verfolgt? Bist du noch bei Trost? Nur weil eine Maus hier herumläuft?“
    „Sie läuft uns schon die ganze Zeit hinterher. Das ist bestimmt keine normale Maus! Hier gibt’s doch gar keine normalen Mäuse.“
    Maria dachte über diese Aussage nach. Es war nicht unrichtig, was der Hase sagte. Mäuse waren in dieser Welt normalerweise groß und trugen Kleidung. Was aber nicht heißen musste, dass es nicht auch normale Mäuse gab. Es gab ja schließlich auch normale Vögel, die sangen. Nur hatte Maria bisher noch nie eine echte, kleine Maus gesehen.
    „Sie sieht jedenfalls nicht gefährlich aus. Lass uns zurück zum Schloss gehen, dann werden wir ja sehen, ob sie uns immer noch verfolgt.“
    Das tat die Maus. Erst wartete sie und beobachtete aus sicherer Entfernung, wie Maria und Rackiné sich umdrehten und in die entgegengesetzte Richtung gingen. Dann huschte sie hinter den beiden her, immer darauf bedacht, ihnen nicht zu nahe zu kommen.
    „Na?“, fragte Rackiné.
    Maria schwieg und umrundete einen der Rosenbüsche, die die Treppe zum Eingang ins Schloss flankierten, und blieb überrascht und erschrocken stehen. Dort, wo die Treppe in einen großen Saal mit prachtvollen Lüstern führte, saß Gerald auf der obersten Stufe, den Kopf müde an den Türrahmen gelehnt und lächelte sie an.
    Maria war entsetzt und erfreut zugleich. Entsetzt, weil er fast krank aussah vor Erschöpfung, und erfreut, weil er heile zurückgekehrt war aus der toten Welt und wie immer ein Bild abgab, das sie noch stundenlang hätte bestaunen können. Sie wollte fragen, warum er schon zurück war, doch er öffnete zuerst den Mund und fragte:
    „Ihr wisst schon, dass ihr von einer Maus verfolgt werdet?“
    Maria drehte sich nach der Maus um, obwohl sie doch wusste, dass sie da war. Dabei streifte ihr Blick Rackiné, der sie sehr triumphierend ansah.
    „Na?“, fragte er jetzt zum zweiten Mal, doch Maria reagierte wieder nicht.
    Grohann kam durch den Saal marschiert, in Begleitung von Lisandra und Haul, und stellte sich neben Gerald in den Türrahmen. Er beobachtete die Maus ungefähr drei Minuten lang, ohne etwas zu sagen oder zu tun, und dann plötzlich streckte er eine Hand aus und machte etwas, das Maria kaum erkennen konnte, denn es steckte eine gehörige Portion Magikalie darin.
    Ein Jammerschrei erklang, als werde jemand von zehn Seiten gleichzeitig in alle Richtungen gezerrt, und so sah es auch aus, als sich die Maus in einen Menschen verwandelte. Spaß machte das bestimmt nicht und der Mensch in der zerrissenen Kleidung, der zum Vorschein kam, nahm sofort eine gebückte Haltung ein und verbarg seinen Kopf zwischen den Armen, als könnte er sich auf diese Weise verbergen.
    „Orwill?“, fragte Grohann und stieg die Treppe hinab in den Garten.
    Er ging an Maria und Rackiné vorbei und blieb in einigem Abstand vor dem bedauernswerten Menschen stehen, der nun vorsichtig die Arme hob, um zu sehen, wer ihn da beim Namen rief.
    „Grohann!“, rief der Mann namens Orwill in grenzenloser Erleichterung und ließ die Arme sinken. „Wie kommst du denn hierher?“
    „Deine Anwesenheit ist wesentlich erstaunlicher, Orwill. Aber ich freue mich, dich zu sehen.“
    „Und ich erst!“
    Der Mann sah mitgenommen aus: verwahrlost, eingeschüchtert, von Ängsten gejagt, ausgehungert und mit einer Qual im Blick, die darauf schließen ließ, dass es ihm dort, wo er herkam, nicht gut ergangen war. Jetzt fing er fast zu

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