Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
dass er mit meiner Hilfe die Zeichen von Tann neu kodieren kann – und ich dann endlich frei bin. Ich will sie nicht mehr hüten, die Zeichen von Tann. Verteufeltes Zeug!“
„Dem Wunsch kann ich nachkommen“, sagte Grohann. „Wir haben die goldenen Zeichen gefunden.“
„Wirklich?“, fragte Orwill und strahlte.
„Wir müssen sie noch ausprobieren. Aber alles spricht dafür, dass es die echten sind.“
„Ich will nichts mehr damit zu tun haben!“, rief Orwill. „Ich will vom Geheimdienst einen neuen Namen und neue Papiere und irgendwo ein Häuschen und eine Rente für einen gemütlichen Lebensabend! Ich bin fertig mit der Politik und den Staatsfeinden. Ich will nur meine Ruhe!“
Lisandra stupste Gerald an und flüsterte in sein Ohr:
„Was für ein Politiker ist er?“
„Irgendwas mit Landschaftsverschönerung. Kein sehr wichtiges Ministerium.“
„Was macht eigentlich das Gespenst hier?“, fragte Orwill. „Sind wir jetzt mit Fortinbrack verbündet?“
Haul hob die Augenbrauen und Grohann wendete schleunigst die Tonmelodie an, mit der er Menschen so vortrefflich von ihren Sorgen und Fragen abzulenken vermochte.
„Ein Informant“, sagte er mit tiefer, beruhigender Stimme. „Nichts, worum du dich kümmern müsstest, Orwill. Ich veranlasse nun alles Nötige und bringe dich schnellstmöglich an einen sicheren Ort. Keine Sorge, du kannst alles hinter dir lassen!“
Orwill nickte zufrieden und erleichtert.
„Danke, Grohann. Guter Mann. Ich hab’s ja schon immer gesagt.“
Kapitel 19: Kleine Wölfe
Scarletts Laune war an diesem Morgen ohnehin schon nicht die beste und rutschte ganz und gar in den Keller, als Grohann ihr den Zutritt zur Spiegelwelt verweigerte.
„Nimm es nicht persönlich, Scarlett“, sagte er zu ihr, „aber mit Cruda-Energie sollten wir in der Spiegelwelt vorsichtig sein.“
Scarlett musste mit ansehen, wie Gerald hinter dem Spiegel des Trophäensaals verschwand, ebenso wie Rackiné, Maria, Lisandra und Haul. Es machte sie wütend und sie starrte auf die unruhige Spiegelfläche, bis diese sich glättete und Scarlett mit einem Spiegelbild bestrafte, das ihr sehr missfiel. Sie sah so böse aus, wenn sie wütend war! Das mochte sie überhaupt nicht. Sie wandte sich vom Spiegel ab und nahm sich vor, das Beste aus diesem miesen, schrecklichen Morgen herauszuholen.
„Was wirst du heute machen?“, fragte sie Thuna, die neben ihr stand.
„Lars im Garten helfen.“
„Wirklich?“ Scarlett verzog angewidert das Gesicht.
„Er gibt sich viel Mühe in letzter Zeit“, sagte Thuna entschuldigend. „Ich denke, ich sollte ihm verzeihen!“
„Lars meinte ich gar nicht“, erklärte Scarlett. „Ich meinte die Gartenarbeit. Wer macht so was denn freiwillig ?“
Thuna lachte.
„Oh, Scarlett!“, rief sie. „Gerade hast du dich wie Hylda angehört!“
Scarletts Augen wurden groß und sahen jetzt besonders furchteinflößend aus.
„Wie Hylda? Danke, das rettet meinen Tag!“
Thuna zeigte sich wenig zerknirscht.
„Komm, Scarlett. Die Sonne scheint, wir haben immer noch Sommerferien und Gerald wird seine Sache gut machen und heile zurückkommen. Es gibt keinen Grund, so griesgrämig zu sein!“
Damit hatte die vernünftige Thuna natürlich recht. Doch vernünftige Einsichten und spontane Gefühlswallungen passen selten zusammen.
„Dann wühl mal schön in der nassen Matsche und grüß die ekligen Regenwürmer von mir!“, sagte Scarlett und versuchte dabei, nicht wie Hylda zu klingen.
„Mache ich“, sagte Thuna lachend und verabschiedete sich.
Als Thuna fort war, schickte Scarlett eine Woge von böser Energie gegen die Zimmerdecke des Trophäensaals, woraufhin alle Spinnen, Fledermäuse und Käfer, die sich dort verkrochen hatten, erschrocken herunterfielen und sich gerade noch mit ihren Flügeln oder selbst gesponnen Fäden retten konnten, bevor sie auf den Saalboden knallten. Ein Wolke Staub entlud sich außerdem und Scarlett setzte einen drauf, indem sie den Staub zu einem kleinen Staubmonster versammelte, das böse buhend durch die Gänge von Sumpfloch tobte, bis es vermutlich irgendwann wieder in seine Bestandteile zerfallen würde.
Zufälligerweise begegnete das Staubmonster Hanns, der gerade vom Haupthaus Richtung Küche gehen wollte, da er das offizielle Frühstück wie immer hatte ausfallen lassen und jetzt hungrig war. In seiner typischen Art und Weise, mit der er alle arglosen Menschen für sich zu gewinnen vermochte, hatte
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