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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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üben und sich nach Möglichkeit überhaupt nicht unangreifbar machen, um wieder zu Kräften zu kommen. Gerald hatte protestiert, doch im Grunde wusste er, dass es vernünftig war. Einen Tag nach seinem letzten Ausflug in die tote Welt hatte er einen fiebrigen Anfall bekommen. Der war rasch verflogen, doch seither fühlte er sich ein bisschen schlapp und müde. Er war also zum Nichtstun verurteilt und das brachte ihn auf Ideen.
    Eine dieser Ideen tat er Maria kund, als sie für Estephaga Briefe falteten, in Umschläge steckten, adressierten und mit dem Sumpfloch-Siegel versahen. Sie hatten die Wahl gehabt – Trischa hüten oder die umfangreiche Post erledigen. Die Wahl war ihnen nicht schwer gefallen, denn Trischa hatte sich am Tag zuvor den Magen verdorben, indem sie den Zuckerguss-Brunnen mit Tortenfüllung, den ihr Hauptmann Stein aus Tolois mitgebracht hatte, in einem Rutsch aufgegessen hatte. Trotz aller gut gemeinten und fast panischen Warnungen der Personen, die Zeugen dieser Zuckerguss-Brunnen-Tortenschlacht gewesen waren.
    Das Unheil folgte wie erwartet: In der Nacht spuckte Trischa den ganzen Zuckerguss-Brunnen wieder aus und Estephaga verbrachte viele qualvolle Stunden mit dem schreienden, übel gelaunten und unglücklichen Kind in der Krankenstation. Am nächsten Morgen putzte Estephaga Hauptmann Stein im Hungersaal vor versammelter Runde herunter. Hauptmann Stein entschuldigte sich viele Male und war so demütig, dass es Estephaga keinen Spaß mehr machte, sie für die schreckliche Nacht büßen zu lassen.
    Sie? Ja, Hauptmann Stein war eine Frau. Sie war eine überaus sympathische, angenehme Erscheinung, der man eine Karriere beim Militär auf den ersten Blick gar nicht zutraute, vor allem, wenn sie in Zivil unterwegs war, was sie aus Gründen der Tarnung in letzter Zeit häufiger war. Ihr lag Trischas Wohl sehr am Herzen, weswegen sie dem Kind auch diese Torte mitgebracht hatte, und nun, da die Torte mehr Schaden als Segen angerichtet hatte, war Hauptmann Stein untröstlich.
    „Sie können es wiedergutmachen und heute Morgen Trischa hüten!“, erklärte Estephaga gnädig. „Ich muss eine Menge Post auf den Weg bringen, ich habe beim besten Willen keine Zeit für das Kind!“
    „Es tut mir leid, aber ich werde heute Nachmittag in Tolois erwartet“, sagte Hauptmann Stein.
    Bei jeder anderen Person hätte man das für eine faule Ausrede gehalten, doch Hauptmann Stein war zu gut für faule Ausreden. Sie musste wirklich nach Tolois und selbst Estephaga musste einsehen, dass Hauptmann Steins Geschäfte sicher wichtiger und weltbewegender waren als die Post von Sumpfloch.
    Als sich diese Entwicklung der Dinge abzeichnete, leerte sich der Hungersaal sehr schnell. Scarlett musste dringend zu Golding, Berry hatte etwas in Gürkel zu erledigen, Thuna war mit Lars im Garten verabredet und Rackiné war es angeblich auch, was Thuna sehr verwunderte.
    „Bist du sicher, Rackiné? Du redest doch nie mit Lars!“
    „Ganz sicher!“, rief der Hase. „Komm, wir müssen uns beeilen!“
    Lisandra glänzte an diesem Morgen durch Abwesenheit, da sie ihr Frühstück mit Ihrer Hoheit und seinem Leibwächter einzunehmen gedachte, zu späterer Stunde. Sie konnte nämlich gerade tun und lassen, was sie wollte – also auch ausschlafen – da Viego Vandalez verreist war und sie somit keinen Unterricht bei ihm hatte. Viego war zusammen mit Ritter Gangwolf aufgebrochen, um wenigstens ein paar der Türen, die Grohann bedenklich fand, aufzusuchen und zu verschließen.
    Blieben nur noch Gerald und Maria, auf die sich Estephaga stürzen konnte, nachdem alle anderen den Hungersaal fluchtartig verlassen hatten. Sie waren einfach zu langsam gewesen oder zu gutmütig. Oder eine Mischung von beidem, wie Gerald entschied, als es zu spät war.
    „Ihr habt die Wahl! Ihr macht die Post oder hütet Trischa!“
     
    Hier saßen sie nun also im gespenstisch leeren Sekretariat der Schule und beschrifteten einen Brief nach dem anderen mit den merkwürdigsten Adressen.
    „ Tail Toffi, Hinter den Mazonen, Laden für Wanderer und Feldforscher, Brief bitte unbedingt an einem Werktag mit ungeradem Datum bei Doktor Uhl Senior abgeben!, Provinz Lamba, 3323359 Süd-Amuylett “
    Maria verglich die von ihr geschriebene Adresse dreimal mit der Adresse auf der Karteikarte, aus lauter Furcht, dass sie etwas Falsches schreiben könnte und der Brief an den netten Krokodiljungen Tail ihretwegen im Nirgendwo landete, doch die Adresse war korrekt. Maria

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