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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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er sich in den Zimmern der Spiegelwelt geborgen, ganz gleich, in welchem. Das Schloss, das ihn in der Nacht quälte, war leer. Keine Maria, keine Tierchen in Uniformen, kein Leben.
    Es klopfte.
    „Ja?“, fragte Gerald.
    Maria steckte den Kopf zur Tür herein.
    „Grohann möchte wissen, wie weit du mit dem Nachdenken gekommen bist!“
    Gerald setzte sich auf und merkte, wie benommen er war. Er schaute Maria schuldbewusst an.
    „Ich fürchte, ich habe geschlafen … ohne es zu merken.“
    Maria lachte.
    „Dann hattest du es nötig.“
    „Wie lange ist es her, dass du meine Lieblingstasse hast fallen lassen?“
    „Zwei Stunden!“
    „Oh!“
    Maria kam herein und setzte sich Gerald gegenüber auf eine Sessellehne.
    „Es ist gut, dass du geschlafen hast. Du hast vorhin furchtbar ausgesehen. Jetzt ist es besser!“
    „Aber ich habe nicht nachgedacht. Ich weiß immer noch nicht, was ich besser machen könnte als gestern.“
    Er schaute Maria an. Vielleicht wartete er auf eine Erwiderung, die nicht kam, oder er war noch zu verschlafen, um etwas anderes zu tun. Jedenfalls stellte er mal wieder fest, dass der Vorfall im Kabinett, die vorübergehende Verschmelzung mit Maria, etwas verändert hatte.
    Ihre Augen, deren unergründliche Farbe ihn immer wieder beschäftigte und faszinierte, waren nun keine Mauer mehr, hinter die er nicht blicken konnte. Er war auf der anderen Seite gewesen, er wusste, wie es hinter Marias Augen aussah. Da er von ihr keine Einladung erhalten hatte, sich in ihrem Innenleben mal so richtig gründlich umzusehen, war es ihm sehr unangenehm, dass er sie mehr oder weniger mit Gewalt dazu gezwungen hatte und sie nun von innen kannte. Sie hatte keine Wahl gehabt.
    Zum Glück schien ihr das nichts auszumachen. Das lag sicher auch daran, dass sie sehr großes Vertrauen zu ihm hatte, das hatte er gemerkt, in diesen merkwürdigen, verwirrenden Momenten der aufgehobenen Grenzen. Ihr großes Vertrauen hatte er sich kaum verdient, das konnte man nun wirklich nicht behaupten, aber er besaß es komischerweise und er war fest entschlossen, sich dessen in Zukunft als würdig zu erweisen.
    Ihm war außerdem klar, dass sie ihn genauso von innen kennengelernt hatte wie er sie. Natürlich wusste sie nicht, was er dachte, genauso wenig, wie er ihre Gedanken kannte. Aber er musste davon ausgehen, dass sie sein wahres Ich genauso deutlich empfunden hatte wie er das ihre. Dass sein wahres Ich ihr Vertrauen einflößte, war durchaus schmeichelhaft. Im Grunde, das dachte er jetzt auch wieder, war alles in bester Ordnung mit ihnen beiden. So in Ordnung, dass er manchmal das Bedürfnis hatte, es ihr zu sagen. Er hätte sagen können:
    „Weißt du was, Maria? Wenn ich in deine Augen schaue, die sich nie entscheiden können, welche Farbe sie haben wollen, dann weiß ich ganz genau, dass ich es irgendwann bis in die Panzerstadt schaffen werde. Ich werde die Wunde der toten Welt finden, ich werde sie schließen und heile wieder zurückkommen. Ich habe keinen blassen Schimmer, warum das ausgerechnet in deinen Augen geschrieben steht, aber wenn ich es sehe, glaube ich daran, und das kann ich gerade gut gebrauchen.“
    Aber es wäre zu albern gewesen, ihr so etwas wirklich zu sagen, und es hätte die fragwürdige Nähe zwischen ihnen nur noch peinlicher gemacht.
    Darum sagte er etwas anderes. Nämlich:
    „Wo hat der nette Hamster eigentlich deinen Pantolzahn geparkt?“
    „Im Kabinett. Er hängt quer über zwei Nägeln an der Wand.“
    „Wie lieblich.“
    „Ich weiß auch nicht, was er sich dabei gedacht hat.“
    Grohann kam ins Zimmer und fragte allen Ernstes, ob Gerald seinen Ausflug in die tote Welt für heute ausfallen lassen wollte!
    „Du könntest den ganzen Tag lang nachdenken und dich mal erholen!“
    „Kommt überhaupt nicht infrage!“, widersprach Gerald. „Ich gehe jetzt und hoffe, dass mir unterwegs was einfällt.“
    „Wie du meinst“, sagte Grohann.
     
    Es war einer der Tage, an denen Gerald lange ausblieb. Es war heiß, selbst in der Spiegelwelt waren die Temperaturen auf eine Höhe angestiegen, die fast nicht mehr angenehm war. Lisandra machte nach drei Stunden Treppenhaus-Patrouille eine Pause, indem sie sich zu Grohann gesellte, der die ganze Zeit an der Tür zur toten Welt ausharrte, um Gerald jederzeit in Empfang nehmen zu können.
    Lisandra ließ sich an der gegenüberliegenden Wand hinabrutschen, bis sie auf dem Boden saß, und fing an zu reden. Dafür war sie noch fit genug.
    „Sagen Sie mal,

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