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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Umständen war es zermürbend, die ganze Zeit auf der Stelle zu treten, obwohl er doch jeden Tag alles versuchte und abends erschöpft ins Bett fiel, um schlecht zu schlafen. Selten hatte Gerald so unruhig geschlafen wie in diesen Tagen und jede Nacht verfolgte ihn der gleiche Traum.
    Er irrte in diesem Traum durch Marias Spiegelwelt und war auf der Suche. Er durchquerte eine Flügeltür nach der anderen, Raum um Raum, ohne jemals irgendwo anzukommen. Er wusste nicht mal genau, wonach er suchte. Er wusste nur, er musste etwas finden. Etwas, ohne dass er verloren wäre. Es war immer Nacht und die Räume, die er durchschritt, waren ihm größtenteils unbekannt. Manchmal fragte er sich in seinem Traum, warum er allein war. Warum er die ganze Zeit niemanden traf und niemand ihm helfen konnte.
    Meistens aber dachte er gar nichts. Er ging und ging und ging, bis er aufwachte, schweißgebadet und mit dem Gefühl, keine Sekunde richtig geschlafen zu haben. Wenn er aufwachte, wusste er, es gab eine Lösung! Es gab etwas, das er finden könnte – dass er unbedingt finden musste – und dann würde alles gut werden! Aber weder im wachen noch im schlafenden Zustand kam er dem richtigen Ort, der richtigen Stelle oder dem richtigen Gefühl nahe genug, um auch nur zu erahnen, was es war.
    Natürlich war es kein Wunder, dass er diese Träume träumte. Die tote Welt hinterließ Spuren und drückte ihm aufs Gemüt. Es war auch nicht viel mit ihm anzufangen in diesen Wochen, doch zum Glück war Scarlett auf ihre eigene Weise sehr beschäftigt und beklagte sich daher nicht, dass er so wenig Zeit hatte und seine Laune nicht die allerbeste war.
    Im Gegensatz zu Gerald machte Scarlett riesige Fortschritte. Sie ging nur noch selten in den Keller zu Golding, um seine Verzauberung zu entknoten, denn mittlerweile hatte sie so viele ihrer eigenen Kräfte freigesetzt, dass sie ihre liebe Mühe hatte, damit zurechtzukommen. Sie übte mit Feuereifer und entlud täglich überschüssige böse Energie. Nach und nach fand sie eine innere Ordnung, die es ihr erlaubte, mit der neuen Macht kontrolliert umzugehen. Hanns half ihr dabei und so manches Mal, wenn Gerald die beiden beobachtete, musste er an Berrys Worte denken:
    „Weißt du nicht, wie Mädchen ticken? Sie wollen einen Typen bewundern!“
    Hanns war sicherlich bewundernswert. Es war beeindruckend, wie er Scarlett genau die Ratschläge gab, die sie gerade brauchte, wie schnell er sich verwandelte oder fünf Zauber gleichzeitig ausführte, so unauffällig, dass man es kaum sah. Er erklärte ihr geduldig, wie sie ihre Technik verfeinern könnte oder mit kleinen Zaubern eine beträchtliche Wirkung erzielte. Dabei hatte Hanns nie etwas Großspuriges an sich. Er war die Bescheidenheit in Person und tatsächlich fragte sich Gerald bei solchen Gelegenheiten, ob wirklich keine Gefahr bestand, dass Scarlett, die als Kind sehr an Hanns gehangen hatte, doch noch ihre wahre Liebe für den Herrscher von Fortinbrack entdeckte.
    Bisher tat sie es nicht. Mit glühenden Wangen und leuchtend grünen Augen erzählte sie Gerald jeden Abend, was sie wieder alles gelernt und ausprobiert hatte.
    „Und wie lief es bei dir?“, fragte sie dann irgendwann.
    „Reden wir nicht drüber.“
    „Ich hoffe, du bist bald erfolgreich“, zog sie ihn auf. „Ich erinnere mich nur zu gut an deine bemerkenswerten Prinzipien! Ich kann es mir nämlich auch nicht leisten, mich mit einem Versager in der Öffentlichkeit blicken zu lassen!“
    „Sehr viel Öffentlichkeit haben wir ja gerade nicht. Die einzige Person, die kommt und geht, ist Hauptmann Stein. Allmählich komme ich mir eingesperrt vor.“
    Scarlett fuhr ihm tröstend übers Haar.
    „Das liegt daran, dass du nicht vorankommst. Aber du wirst sehen, irgendwann platzt der Knoten! So wie bei mir.“
    „Es ist kein Knoten“, sagte er nachdenklich. „Es ist etwas anderes.“
    An dieses Gespräch musste Gerald jetzt denken, nachdem er die Scherben aufgelesen hatte und sich auf den Diwan gelegt hatte, auf dem er sich normalerweise ausruhte, wenn er besonders erschöpft aus der toten Welt zurückkam.
    Es ist etwas anderes, hatte er zu Scarlett gesagt. Aber was?
    Seine Gedanken wanderten fort von seinen Problemen. Er war müde, weil er seit Tagen schlecht schlief. Was suchte er bloß, wenn er durch die nächtlichen Räume von Marias Schloss irrte? Wohin wollte er? Was gab es dort zu finden? Es war ja auch nicht Marias freundliches Schloss, durch das er lief. Tagsüber fühlte

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