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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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sich vorsichtig in ihrer Gegenwart. Er hielt es für möglich, dass sie ihn trotz allem wahrnehmen konnten, obwohl er unsichtbar und unangreifbar war. Wer ohne Luft in einer leblosen, schwarzen Öde überlebte, musste über andere Sinne verfügen als die gewöhnlichen Geschöpfe. Farben, Gerüche, Töne – all das gab es hier nicht. Sie mussten mit ihren träumenden Augen nach etwas anderem Ausschau halten und niemand konnte Gerald garantieren, dass er das, was sie sahen, unbemerkt durchqueren könnte.
    Er erreichte die große Treppe mit ihren gigantischen Ausmaßen und den weitläufigen, riesigen Platz, zu dem sie hinabführte. In der Mitte des Platzes breitete sich das Becken aus, in dem einmal ein See gewesen sein musste. Er stieg in das Becken hinab und näherte sich der Stelle, an der er seine Suche das letzte Mal hatte abbrechen müssen: Dort, wo der Boden des Beckens brüchig und eingestürzt war, konnte er hinabblicken in ein Labyrinth aus alten Mauern, die ihre Farbe noch nicht ganz verloren hatten.
    Er sprang in die Tiefe, um sich dort umzusehen. Die drei Räume, in die das Zwielicht dieser Welt fiel, waren leer. Türen führten in dunklere Räume und Gänge, die sich in lichtloser Schwärze verloren. Gerald würde nichts anderes übrig bleiben, als ein Teil der Mauern zu werden und sich in absoluter Dunkelheit in das Labyrinth hineinzubewegen. In der Hoffnung, dass er auf etwas stieß, das ihn klüger machte. Etwas, das er weder sehen, hören noch fühlen konnte.
    Gerald war dennoch zuversichtlich. Denn wie schon beim letzten Mal vernahm er die Gegenwart von Geraldines Seele an diesem Ort viel deutlicher als an jedem anderen Ort der toten Welt. Alleine die Tatsache, dass sie dort unten Zuflucht gesucht hatte, ließ Gerald glauben, dass ihm in den verlassenen, schwarzen Fluren nichts Böses widerfahren konnte.
    Als er begann, die alten Mauern zu durchdringen, belohnten sie ihn mit einem Gefühl von Geschmack und Lebendigkeit. Diese Mauern waren nicht tot wie alles andere. Sie hatten sich Eigenschaften bewahrt, einen Charakter, etwas spürbar Eigenes, und darin unterschieden sie sich von all den anderen Mauern, Straßen und Gebäuden der Panzerstadt, ebenso wie vom Himmel und der Erde der toten Welt
    Während er durch unzählige Mauern wanderte, vertraute Gerald blind dem geräuschlosen Widerhall von Geraldines Seele. Er spürte, dass sie hier unten war und ließ sich von ihrer Anwesenheit tiefer und tiefer führen, von einem Raum in den nächsten, treppab, treppauf durch das Labyrinth, über dem die Panzerstadt erbaut worden war.
    Eine Mauer, die sich dicker und massiver anfühlte als alle bisherigen, stoppte ihn. Er überlegte noch, ob es den Kraftaufwand lohnte, sie zu durchqueren, da vernahm er ein Geräusch. Ein echtes Geräusch in einer toten Welt! Es klang, als ob ein Deckel auf einem Topf klapperte, in dem Wasser kochte. Ganz leise, doch unüberhörbar, da es sonst vollkommen still war an diesem Ort.
    Er musste nachsehen, woher das Geräusch kam, obwohl ihm nach dieser Mauer nicht mehr viel Kraft bleiben würde. Kurz schauen und umkehren – etwas anderes konnte er nicht tun. Er bewegte sich also durch diese dichte, massive, schwer zu durchdringende Wand und kam zu seiner großen Überraschung in ein Zimmer, in dem Licht brannte!
    Es war eine Öllampe. Ihr Glasschirm war dunkel angelaufen und der rostige Behälter, auf dem das Glas steckte, musste einmal grün gewesen sein. Man konnte es kaum noch erkennen, doch alleine das schummrige Licht und die Ahnung von Farbe ließen diesen Ort in der toten Welt wie eine Oase erscheinen, eine Schatzkammer, ein verstecktes, verborgenes Kleinod.
    Die Lampe stand auf einem Tisch, der so alt aussah, als müsste er bei der geringsten Berührung morsch in sich zusammenfallen. Ein Lehnstuhl neben dem Tisch war mit einer gehäkelten Decke gepolstert, der man die rosa Streifen, die sie mal gehabt haben musste, noch ansah. Das Geräusch, das Gerald für einen Deckel auf einem Topf gehalten hatte, stammte von einem Rohr, das wie unter hohem Druck zitterte und ständig gegen seine Einfassung schlug, mit der es an der Wand befestigt war. Es erinnerte Gerald an die Heizungsrohre in Sumpfloch, die im Winter auch gerne klapperten und pfiffen. Hier unten war es sicher kalt – aber wer war an diesem Ort lebendig genug, um Lampen anzuzünden und zu frieren?
    Die gruselige Antwort auf diese Frage erwartete Gerald im nächsten Zimmer. Hier lag etwas auf einem Bett, das er auf den

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