Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
aufwiegt.“
Gerald fiel auf, dass Hanns kaum noch stotterte. Scarlett sagte immer, dass er mit Stottern aufhörte, wenn er sich wohlfühlte. Offensichtlich fühlte sich Hanns sehr wohl dabei, wenn er Gerald ärgerte.
„Und das bedeutet was?“, fragte Gerald.
„Na, du bekommst den Zahn und ich bekomme Maria!“
Gerald wäre fast sein eingelegtes Gemüse im Hals stecken geblieben. Er hustete, trank ein paar Schlucke Namgrovia-Saft (wo hatte Hanns den eigentlich her?) und erholte sich langsam von dem Gehörten.
„Du bekommst Maria?“
„Ja, warum nicht?“
„Wofür? Gehörst du jetzt zu den Schurken, die Schlüssel aus uns machen wollen?“
„Nein, sicher nicht. Ich habe genug Macht, um zu wissen, dass das was Anstrengendes ist. Mehr will ich gar nicht haben.“
„Was willst du dann mit Maria?“
„Wie ich schon sagte: Es geht dich nichts an, du hast ja Scarlett.“
Gerald musste ein sehr schockiertes Gesicht gemacht haben, denn Hanns brach in fröhliches Gelächter aus und sagte:
„Ins Schwarze getroffen! Gerald Winter, du kannst sie nicht alle haben! Du musst dich schon entscheiden. Ich gebe dir auch Maria, aber dann möchte ich Scarlett zurückhaben!“
„Weißt du überhaupt, was du da redest?“
„Ja!“, rief Hanns, immer noch lachend. „Ich habe sehr viel Spaß. Aber es ist gemein, schließlich hast du einiges durchgemacht. Also gut. Mach dir keine Sorgen, ich habe das alles nicht ernst gemeint. Außer der einen Sache. Ich bleibe dabei, dass ich ins Schwarze getroffen habe! Hier, willst du die Zeitung? Ich bin durch damit!“
Hanns stand auf und hielt Gerald den Quarzburger Boten hin. Gerald hatte nicht vor, Zeitung zu lesen, aber er nahm sie trotzdem.
„Denkst du im Ernst, ich wäre hinter Maria her, obwohl ich mit Scarlett zusammen bin?“
„Ich denke, dass du versuchst, ihr den Kopf zu verdrehen. Vielleicht nicht absichtlich. Und ich sehe, dass du dir einbildest, dass du sie besonders gut kennst. Als wäre sie dein persönlicher Besitz. Das solltest du besser lassen. Auch Scarlett zuliebe.“
So sagte es der Herrscher von Fortinbrack und verließ die Küche. Gerald blieb ratlos zurück. Er hatte mit einer Abreibung gerechnet. Aber nicht mit so einer.
Kapitel 28: Wilde Erdbeeren
Was Hanns über den Seerosenteich gesagt hatte, bewahrheitete sich. Das Wasser stieg jeden Tag ein wenig an, bis es die leere Einfassung wieder füllte, doch das Wasser hatte nun die gleiche warme Temperatur wie das der Sümpfe und auch eine entsprechende Farbe. Die Gärtner versenkten daraufhin schwimmende Körbe mit rosarot blühenden Seerosen im Teich, doch so hübsch die auch aussahen, sie hatten mit den seltenen, in ganz Amuylett berühmten Seerosen, deren Blätter nachts blau geleuchtet hatten, so gar nichts mehr gemein. Was zur Folge hatte, dass Gerald bei den untröstlichen Gärtnern nach wie vor sehr unbeliebt war und daran würde sich so schnell auch nichts mehr ändern.
Perpetulja wurde vom Ministerium mitgeteilt, dass ihr Gesuch, Gerald von der Schule zu verweisen, abgelehnt worden war. Ohne Begründung, was die Schildkröte (die übrigens immer noch blau leuchtete, wenn auch nur schwach) sehr erboste. Der Not-Regierung verkaufte Grohann die Befreiung Torcks als strategische Notwendigkeit, indem er Marias Bedeutung für Amuyletts Zukunft so aufbauschte und ausschmückte, dass ihm selbst ganz schlecht dabei wurde, wie er Gerald später erzählte. Er habe ihnen vor Augen geführt, dass Maria die Entsprechung zu Otemplos sei, dem göttlichen Titan des paradiesischen Anbeginns, und was wäre Amuylett, wenn es diesen legendären und in tausend Geschichten gerühmten genialen Schöpfer nicht gegeben hätte?
Die Not-Regierung hielt Maria nach dieser Rede für ein mit göttlichen Kräften ausgestattetes und höchst verehrungswürdiges Wunderwesen und nickte Torcks Befreiung ab, denn es war ja nun mal unvermeidbar gewesen. Zumal sich der Gefangene sowieso irgendwann befreit hätte, wie Grohann behauptete, und da sei es doch besser, man lasse ihn eigenhändig frei und stimme ihn damit milde.
Dass Grohann mit der Besiedlung der neuen Welt vorangekommen war, machte ihn noch glaubwürdiger. Jetzt, da man in der neuen Welt atmen konnte, schien es nur noch ein winziger Schritt bis zu deren Besiedlung zu sein. Dass dem in Wirklichkeit nicht so war, spielte Grohann für den Moment herunter. Er würde den Regierenden später noch beibringen, dass es da drüben Riesenschwärme von Lieblosen gab und er
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