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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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wie es das andere fünfte Erdenkind getan hatte. Sie würde bestimmt an diesen Tag denken und an jede Einzelheit, die ihr Haul erzählt hatte, und sie würde den Schmerz, den sie dabei empfunden hatte, noch einmal durchleben. Doch gleichzeitig, während sie das täte, würde ihr klar werden, dass sie heute, hier und jetzt glücklich gewesen war. Viel glücklicher, als es ihr in diesem Moment bewusst war.
    Ähnliche Gedanken überfielen Gerald, wenn er Thuna dabei beobachtete, wie sie im Garten die kleinen, zarten Pflanzen streichelte, die sie zu Beginn des Sommers ausgesät hatte und die mittlerweile zu hübschen Büschen mit zitronengelben Blüten herangewachsen waren. Wie das fünfte Erdenkind in der toten Welt liebte auch Thuna jedes Blatt, jeden Sonnenstrahl, jeden Tropfen und jeden Erdenkrümel, der ihr begegnete. Das fünfte Erdenkind hatte all diese Dinge verloren, doch als es schließlich starb, hatte es sich in seine Liebe verwandelt und es würde in jedem Wassertropfen, der vom Himmel fiel, und in jedem Grashalm, der in der neuen Welt wuchs, wiederauferstehen. Das war eine schöne Vorstellung, aber da sie vom Tod handelte, machte sie Gerald auch schwermütig.
    Er dachte auch sehr oft an die Seele seiner Tante Geraldine, die sich am Feuer des fünften Erdenkindes gewärmt und an seinen Geschichten erfreut hatte. Nun war niemand mehr dort, der sich um Geraldines Seele kümmerte, und deswegen war es wichtig, möglichst bald in die andere Welt zurückzukehren, um der einsamen Seele Gesellschaft zu leisten.
    Als Gerald seinem Patenonkel Viego Vandalez davon erzählte, dass Geraldines Seele in der Nähe des fünften Erdenkindes eine Zuflucht und ein Zuhause gefunden hatte, konnte dieser nichts dazu sagen. Er war zu bewegt und zu traurig, um auch nur ein Wort herauszubringen, doch daran, wie er die Hände auf dem Tisch faltete und seine schwarzen Augen an Geraldines Bild an der Wand heftete, konnte Gerald sehen, dass Viego Hoffnung schöpfte. Hoffnung, seine Liebe wiederzufinden und bei ihr zu sein. Wenn es nur möglich wäre, ihr regelmäßig ein Feuer anzuzünden und ihr etwas zu erzählen, wäre das schon mehr als genug.
    Eine weitere Herausforderung in diesen Tagen war das schlechte Wetter. Es regnete ständig und die Temperaturen kühlten stark ab, als sei dieser Sommer endgültig vorbei. Das goldene Licht, das täglich die Festung durchströmt hatte, fehlte Gerald. Es war, als sei ein Zauber erloschen, ebenso wie das Leuchten des Seerosenteichs für immer verschwunden war. Er vermisste die Tage vor der Schlacht und vor Torcks Befreiung und wusste aber gar nicht so genau, warum er dieser Zeit so hinterhertrauerte. Als hätte er in diesen Tagen des vergangenen Sommers etwas gehabt, das ihm nun abhandengekommen war.
     
    Vielleicht hing es damit zusammen, dass ihm die Worte von Hanns immer noch im Kopf herumspukten. Er wusste nicht, ob Hanns recht gehabt hatte mit dem, was er ihm vorgeworfen hatte, aber er hielt es doch für notwendig, sich zu bremsen, wenn er Maria begegnete. Wann immer er sie in der Krankenstation besuchte, in der sie immer noch lag, weil sie zu schwach war, um aufzustehen, bemühte er sich, keinen allzu gewinnenden Eindruck auf sie zu machen. Sobald er das Gefühl hatte, dass er es womöglich darauf anlegte, von ihr gemocht zu werden, legte er den Rückwärtsgang ein und wurde schweigsam.
    Maria entging das nicht und irgendwann sprach sie ihn darauf an.
    „Hat sich eigentlich etwas verändert dadurch, dass du meinetwegen Torck befreien musstest? An unserer Freundschaft?“
    „Nein, ganz bestimmt nicht!“, sagte er.
    „Warum bist du dann so anders?“
    „Bin ich das?“
    „Ja. Es kommt mir so vor, als magst du mich nicht mehr so.“
    „Das ist Unsinn!“
    „Mir fällt aber kein anderer Grund ein. Du merkst es vielleicht nicht, aber ich merke es.“
    Das konnte Gerald nicht so stehen lassen.
    „Falls etwas anders ist, kannst du dich bei Hanns dafür bedanken“, erklärte er. „Er hat gesagt, ich soll dir nicht den Kopf verdrehen, also gebe ich mir Mühe, es nicht zu tun.“
    „Findet Hanns, dass ich so aussehe, als würde ich mir den Kopf verdrehen lassen?“
    „Darüber hat er nichts gesagt.“
    „Ich lasse mir nicht den Kopf verdrehen!“
    „Den Eindruck habe ich auch, aber er fand, dass ich zu nett zu dir bin. Nicht selbstlos nett, sondern besitzergreifend nett.“
    „Könntest du bitte wieder besitzergreifend nett sein? Wenn du mich anschweigst und keine Witze mehr machst

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