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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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schon immer hässlich gefunden.
    „Hallo, Lulu!“, sagte Maria schließlich und ergriff die Hand des kleinen Mädchens mit beiden Händen. „Wie großartig du unsere Sprache sprechen kannst!“
    Das war etwas übertrieben. Mit den Artikeln hatte Lulu so ihre Schwierigkeiten und viele Wörter sprach sie falsch aus. Sie hatte eigentlich nicht gesagt: „Die Mode von Amuylett gefällt mir“, sondern: „Das Moden von Amuletta gefallt mich“. Doch für eine Achtjährige waren ihre Sprachkenntnisse durchaus beachtlich.
    Als sie die Wohnungstür erreichten, stand dort eine blasse, schmale Frau mit dunklen Haaren. Sie sah aus, als wäre sie gerade aus einem verworrenen Traum erwacht. Sie trug eine Jeans und ein ausgeleiertes T-Shirt, das ihr von der einen Schulter rutschte. Als Gerald bei ihr ankam, umarmte sie ihn und gab einen gedehnten Seufzer von sich.
    „Ach, Gerald“, sagte sie und ließ ihn lange nicht mehr los.
    Erst als Lulu ungeduldig wurde, wandte sie sich ab und kehrte in die verdunkelte Wohnung zurück, ohne Maria zu beachten. Gerald öffnete erst mal alle Rollläden und Vorhänge, sodass der Sonnenschein die vollgestopfte und völlig unaufgeräumte Zweizimmerwohnung in helles Licht tauchen konnte. Dann führte er Maria in die Küche, in der es eine gemütliche Sitzecke gab. Geralds Mutter hatte schon vier Tassen auf den Tisch gestellt. Die Tassen waren alles andere als sauber. Gerald nahm sie wortlos und spülte sie im Spülbecken ab.
    „Das ist übrigens Maria“, erklärt er seiner Mutter. „Maria, das ist Lisa, meine Mutter.“
    Maria reichte Geralds Mutter die Hand, und diese ergriff sie vorsichtig und flüchtig.
    „Hallo, Maria. Bist du Geralds Freundin?“
    „Nein, Mama“, rief Lulu. „Scarlett ist Geralds Freundin! Scarlett hat schwarze Haare!“
    „Und wer ist Maria?“
    „Mama, das hab ich dir doch alles schon tausendmal erzählt!“, rief Lulu aufgebracht.
    „Sie ist eine sehr gute Freundin von mir“, sagte Gerald von der Spüle aus.
    Maria konnte ungefähr erahnen, worum es gerade ging. Nun stellte ihr Gerald eine blaue Tasse vor die Nase.
    „Schöne Haarspangen“, sagte Geralds Mutter. „Sieht aus wie Jugendstil.“
    Da Maria es nicht verstand und Lisa trotz ihrer Verwirrtheit ahnte, dass Maria eine weitere Erklärung benötigte, tippte sie mit dem Zeigefinger auf eine von Marias Schmetterlings-Haarspangen und lächelte dazu. In diesem Moment war es, als wirble ein magikalischer Wind all die Schatten fort, die das Gesicht von Geralds Mutter so traurig machten. Im Augenblick ihres Lächelns sah sie hübsch und glücklich aus. Maria erwiderte das Lächeln. Irgendwie wusste sie, was mit dieser Frau passiert war. Sie verstand, dass Geralds Mutter eine Verirrte war. Sie hatte sich eines Tages in ihren Träumen verloren und den Heimweg nicht mehr gefunden.

Kapitel 12: Ausnahmezustände
     
    Die Sonne schien an diesem Morgen, als wäre nichts gewesen, und Viego Vandalez verhielt sich ganz genauso. Er stand neben Lisandra, kaum dass sie ihren letzten Bissen vom Frühstück hinuntergeschluckt hatte, und wollte sie doch tatsächlich zum Unterricht abkommandieren!
    „In Tolois brennt es und ich soll jetzt Schulbücher lesen?“, fragte Lisandra. „Das, was ich gestern gelernt habe, ist ja nicht mal mehr aktuell!“
    „Ach ja? Was genau ist nicht mehr aktuell?“
    „Na, zum Beispiel ist Kirma von Fischlapp jetzt tot.“
    „Siehst du, jetzt weißt du wenigstens, wer das ist. Und du, Scarlett, kommst auch gleich mit. Wenn du schon mal hier bist, kannst du deine Zeit auch nutzen!“
    Scarlett war ebenso überrascht wie Lisandra. Sie hatte nicht vorgehabt, den Rest ihrer Sommerferien mit Lernen zu verbringen. An diesem Morgen sowieso nicht, denn sie wollte mit Gerald zusammen sein, den sie lange genug vermisst hatte.
    „Heute lieber nicht“, sagte sie.
    „Lieber nicht?“, wiederholte Viego Vandalez in einem scharfen Ton. „Das war keine Bitte, Scarlett! Du hast gehört, was Grohann gesagt hat. Wir können jederzeit angegriffen werden und dann möchte ich, dass du weißt, wie man sich verwandelt!“
    Scarlett horchte auf. Das warf natürlich ein anderes Licht auf die Dinge! Die Verwandlung in ein Tier, die Hanns so mühelos beherrschte, wollte sie schon lange lernen. Trotzdem war der Zeitpunkt schlecht. Gerald würde nicht viele Vormittage für sie Zeit haben.
    „Ich wollte heute mit Gerald üben“, sagte sie. „Grohann hat ihm doch aufgetragen, seine Unangreifbarkeit zu

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