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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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passieren würde. Deswegen müssen sie bleiben, wo sie sind.“
    „Das heißt, Scarlett wird deine Mutter und deine Schwester nie kennenlernen?“
    „Ja, leider. Dabei ist Lulu furchtbar neugierig auf sie. Ich habe ihr so viel von ihr erzählt!“
    Maria nickte teilnahmsvoll und sah wieder aus dem Fenster. Sie näherten sich dem Münchner Hauptbahnhof und das fand sie sehr interessant. All die Gleise, Stromleitungen und Züge. Die Leute standen auf und drängten sich vor den Zugtüren. Obwohl das hier alles so außergewöhnlich war, sahen sie eher gelangweilt aus.
    „Sie gehen zur Arbeit“, erklärte Gerald. „Das machen den meisten keinen Spaß.“
    Sie stiegen als Letzte aus und auf dem Weg zur U-Bahn-Station sah sich Gerald gezwungen, Marias Hand zu ergreifen, damit sie im Gewusel der Menschen nicht verloren ging oder ständig angerempelt wurde. Sie war so mit Herumschauen beschäftigt, dass sie in den Menschenströmen ein unkalkulierbares Hindernis darstellte und von Gerald abgedrängt wurde, sobald er nicht auf sie aufpasste. Als er sie an der Hand hielt, klappte es besser.
    Bei einer Pause in einem Stehcafé, in dem er für sich und Maria Croissants kaufte, schrieb er ihr seine Adresse auf einen Zettel, den sie, falls sie sich heute oder an einem anderen Tag verirrte, den Leuten unter die Nase halten konnte, damit sie ihr den Weg zeigten.
     
    Gerald hatte auch gut daran getan, Maria auf sein Wohnviertel vorzubereiten, denn der Anblick der Wohnblocks ernüchterte sie nach einer U-Bahn-Fahrt, die sie toll und aufregend gefunden hatte, sehr. Sie starrte an dem Haus empor, auf dessen Eingang Gerald zusteuerte, und schüttelte den Kopf.
    „Warum bauen sie keine hübscheren Häuser?“
    „Weil hübschere Häuser zu teuer sind.“
    „Aber die Häuser von armen Leuten in Amuylett sind schöner!“
    „Dafür haben die Häuser von armen Leuten in Amuylett keine Zentralheizung und kein warmes Wasser, keine Kochplatten, keine Fernseher, keine Kühlschränke, keine Kaffeemaschinen und keine Staubsauger!“
    „Staubsauger?“, wiederholte Maria. „Ist das wichtig?“
    Gerald hatte keinen Schlüssel dabei. Er drückte auf einen der unzähligen Klingelknöpfe und plötzlich erklang eine Mädchenstimme aus dem Nichts.
    „Ja, hallo?“
    „Ich bin’s, Süße!“, rief Gerald in den Lautsprecher.
    Ein lautes, glückliches Quietschen war die Antwort und die Tür neben den Klingeln, die bis dahin verschlossen gewesen war, surrte und öffnete sich, als Gerald dagegendrückte. Mit einem Aufzug fuhren sie in den fünften Stock und von da ging es in einen Flur mit vielen Türen, der von einem kalten, hässlichen Licht erleuchtet wurde.
    „Jetzt weiß ich, warum du das Treppenhaus in der Spiegelwelt nicht so schlimm findest“, sagte Maria.
    Gerald lachte. Er wollte etwas antworten, doch da ging eine der vielen Türen auf und ein Mädchen mit Pferdeschwanz und im Schlafanzug kam über den Gang gerannt und umarmte Gerald wie wild, als sie ihn erreichte. Er hob sie hoch, drückte sie an sich und drehte sich mit ihr im Kreis herum. Wieder quietschte sie vor Vergnügen.
    „Wie toll, dass du kommst! Ich hab Ferien – was machen wir heute?“
    Sie blinzelte über Geralds Schulter und entdeckte Maria.
    „Hey, wer ist das?“
    „Das ist Maria.“
    „Oh, Maria!“
    Lulu wusste Bescheid, wer Maria war. Schließlich ließ sie sich von Gerald jede Einzelheit aus Amuylett erzählen. Maria verstand kein Wort von dem, was Lulu und Gerald sagten. Sie lächelte, doch sie wirkte eingeschüchtert. Das war die Gelegenheit für Lulu, mit ihren Sprachkenntnissen zu glänzen. Seit einigen Jahren übte sie nämlich mit Gerald die Sprache von Amuylett. Ursprünglich, weil sie gehofft hatte, mit ihm einmal dorthin reisen zu können. Diese Hoffnung hatte sich in Luft aufgelöst, aber die Sprache übte sie trotzdem weiter, weil es ihr Spaß machte, sich mit Gerald auf diese Weise zu unterhalten.
    „Hallo, Maria!“, rief sie also in der Sprache von Amuylett. „Wie schön, dich kennenzulernen!“
    Gerald setzte Lulu auf dem Boden ab, woraufhin Lulu zu Maria ging, um ihr die Hand zu schütteln.
    „Du siehst toll aus“, sagte Lulu. „Die Mode von Amuylett gefällt mir!“
    Gerald sah Maria an, dass sie fieberhaft überlegte, wie sie das Kompliment erwidern könnte, doch der Schlafanzug von Lulu machte es ihr nicht gerade leicht. Er war zu klein, hatte mehrere Löcher, war ausgewaschen und die rosa Elfen, die ihn schmückten, hatte Gerald

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