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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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standen nur da und beschenkten Lisandra mit ihrer bösartigen Aufmerksamkeit.
    Lisandra verharrte in Ratlosigkeit, bis sie über sich ein leises Rascheln in den Bäumen hörte. Normalerweise hätte sie gedacht, dass es von einem Wildhörnchen oder einem Vogel herrührte, doch in diesem Fall war sie ganz sicher, dass gleich etwas aus dem Baum fallen würde. Etwas, das sie überwältigen würde, wehrlos, wie sie war.
    Und dann kam es. Es landete vor Lisandra im Gras und überwältigte sie, ohne sie auch nur zu berühren. Es war Haul! Er stand leibhaftig vor ihr, verrußt und zerzaust, die Kleidung zerrissen, ein Arm notdürftig verbunden, und richtete seine silbrigen Augen auf sie, was stets dazu führte, dass sie innerlich wie eine Fackel aufloderte.
    „Du kannst wohl Hilfe gebrauchen“, sagte er.
    „Wenn du dich mit Ghulen auskennst, wäre das fantastisch!“
    „Ich habe im Ghul-Krieg von Kramm gekämpft, vor fünfzig Jahren.“
    „Super! Und wie habt ihr sie zur Strecke gebracht?“
    „Wen, die Ghule?“, fragte er belustigt. „Du bist auf dem Holzweg, Lockenköpfchen, die Ghule gehörten natürlich zu uns!“
    „Na, toll.“
    „Lissi, die beiden sehen nicht so aus, als wollten sie dich gleich fressen!“
    Lisandra fiel es schwer, ihren Blick von Haul loszureißen, schließlich hatte sie ihn seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Aber wenn er schon so etwas Erfreuliches sagte, wollte sie es doch wenigstens überprüfen. Daher wandte sie sich den Ghulen zu und stellte fest, dass sie immer noch an der gleichen Stelle standen. Abwartend.
    „Was wollen sie?“
    Haul streckte eine Hand in Richtung des einen Ghuls aus, immer weiter, bis sie im Ghul-Schatten verschwand.
    „Mach mir das nie nach!“, warnte er Lisandra. „Wenn man kein Gespenst ist, bekommt es einem schlecht!“
    Sie wollte ihm schon erzählen, dass sie viel mehr als eine Hand in einen Ghul hineingesteckt hatte, doch er schien gerade zu lauschen oder nachzufühlen, was in dem Ghul vor sich ging, daher störte sie ihn lieber nicht. Er sah überrascht aus, als er die Hand wieder aus dem Ghul-Schatten herauszog.
    „Sie verwechseln dich mit jemandem“, sagte er. „Sie halten dich für ihren Ghul-Fürsten und warten darauf, dass du sie zu ihrem Herrn zurückbringst. Zu einem Tigermenschen, wenn ich die Bilder richtig interpretiere ...“
    Lisandra starrte Haul an. Er starrte zurück und wenn sie nicht so erschüttert gewesen wäre, hätte sein Anblick ihr Denken komplett zum Erliegen gebracht. Doch sie war erschüttert, denn offensichtlich hatte sie mal wieder ihren Tod überlebt. Das wäre dann ein Tod mehr auf ihrem Weg zum Monstertum. Sie fragte sich, wie viele Leben ihr noch blieben, bevor sie ein seelenloses Ungeheuer werden würde, so wie Torck.
    „Ich muss etwas von dem Ghul geschluckt haben, in dem ich drin war“, erklärte sie. „Wahrscheinlich wollte er mich aussaugen und weil er an die Falsche geraten ist, habe ich einen Teil von ihm aufgesaugt. Anders kann ich mir das nicht erklären.“
    „Du warst in einem Ghul?“
    „Ich musste Rackiné rausholen.“
    „Oh, Lissi. Wie oft hast du dich töten lassen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?“
    „Nur dieses eine Mal! Ich schwör’s!“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Das tut so gut, dich zu sehen!“, sagte er. „Wirklich gut!“
    Die Ghule interessierten Lisandra nun überhaupt nicht mehr. Sollten sie auf ihren Fürsten warten, bis sie schwarz wurden (noch schwärzer als sie es ohnehin schon waren), sie hatte jetzt Wichtigeres zu tun. Sie musste Haul küssen. Ihn küssen und dabei vergessen, wer sie war, so wie immer, wenn dieses phänomenale Feuer über sie kam, das nur dieses eine Gespenst in ihr auszulösen vermochte.

Kapitel 14: Welten entfernt
     
    Es dauerte eine Woche, bis Ritter Gangwolf auf der Fußmatte stand, um Gerald und Maria abzuholen. Grohann hatte ihn losgeschickt, nachdem der erste Ghul entwaffnet worden war. Seine Theorie, dass sich Maria und Gerald sehr wahrscheinlich nicht in der Gewalt von Dorn befanden, beruhigte Ritter Gangwolf sehr. Er versprach, hinter jeder Tür, die er jemals geöffnet hatte, nach den beiden zu suchen, und das alles natürlich in der gebotenen Eile.
    Was tatsächlich an Eile geboten war, das legte Ritter Gangwolf allerdings sehr großzügig aus. Nachdem er Sumpfloch und Grohanns Grimm glücklich entronnen war, machte er mit Legionär erst mal einen Abstecher in den bösen Wald zu dem abgelegenen und tief verborgenen Ort, an dem

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