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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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nicht mehr.
    Trotz dieser Vernachlässigung dauerte es mehrere Jahre, bis die Firma beinahe bankrott war. Doch ihr Ruf war immer noch tadellos, und die Arbeiter hielten treu zu ihrem Unternehmen. Ein gutes weiteres Jahrzehnt Missmanagement hinterließ jedoch gravierende Spuren. Daher hatte Ben Maxwell als eine seiner ersten bedeutenden Maßnahmen als Hauptgeschäftsführer von Campbell Industries beschlossen, Campbell Crystal abzustoßen und als Einzelfirma zu verkaufen.
    Über diesen beabsichtigten Verkauf von Campbell Crystal unterhielten Roger und Dianna sich beim Dessert. »Was hältst du von Bens Entscheidung, solch einen wichtigen Teil des Familienerbes aufzugeben?«, fragte Dianna.
    »Sie ist richtig«, antwortete Roger, ohne zu zögern. »Natürlich gäbe es zahlreiche Gründe, an Campbell Crystal festzuhalten. Aber alle sind sentimentaler oder persönlicher Art. Und in der heutigen Geschäftswelt ist für Sentimentalität kein Platz.«
    Dianna hatte keine Lust, mit Roger zu streiten. Trotzdem kostete es sie einige Anstrengung, jetzt nicht alle Argumente anzuführen, die gegen einen Verkauf von Campbell Crystal sprachen. Offensichtlich hatte Roger ebenso wenig Interesse an der Firma wie sein Vater. Seine Kenntnisse über die Kronleuchter- und Lampenindustrie waren ziemlich oberflächlich, und er besaß praktisch kein Gespür für die feinere Welt der hochwertigen dekorativen Glaskunst. Dianna war sich nicht sicher, ob er den Unterschied zwischen graviertem, handgeschliffenem und geblasenem Glas überhaupt kannte. Und sie bezweifelte, dass er je in der Nähe eines Glaskolbens gewesen war oder einem Glasbläser bei der Arbeit zugeschaut hatte. So gern sie einen besseren Einblick in Campbell Crystal bekommen hätte, es war sinnlos, Roger nach Einzelheiten zu fragen.
    Deshalb widerstand sie dem Bedürfnis, sich näher zu erkundigen, und brachte das Gespräch auf ein neues Thema. »Wie gefällt dir die Zusammenarbeit mit Ben Maxwell?«
    »Er ist ein anspruchsvoller Vorgesetzter, aber vernünftig und immer bereit, sich den Standpunkt eines anderen anzuhören.« Spöttisch zog er die Nase kraus. »Was selbstverständlich nicht heißt, dass er meine Meinung übernimmt. Ich bin zwar der Sohn des Chefs. Aber so weit es Ben betrifft, betrachtet er mich höchstens als besseren Laufburschen.«
    »Stört dich das?«
    »Eigentlich nicht.« Roger schob den Schaum auf seinem Cappuccino beiseite. »Als Ben vor sechs Jahren in die Firma eintrat, war sie ziemlich aus dem Ruder gelaufen. Mein Vater hatte überall in der Welt neue Projekte begonnen, doch plötzlich packte ihn die Politik. Um es offen zu sagen: Er kümmerte sich nicht genug um das Geschäft! Ben rettete den Laden. Wir verdanken es ihm, dass es uns heute so gut geht. Ich kann schon dadurch eine ganze Menge von ihm lernen, indem ich ihm einfach zuhöre und ihn bei der Arbeit beobachte.«
    Trotz Rogers Lobeshymne spürte Dianna einen gewissen Vorbehalt in seinen Worten. Sie wusste nicht recht, ob Roger nur zögerte, sich einer Frau anzuvertrauen, die eine Betrügerin sein konnte, oder ob sich echte Zweifel über Bens Fähigkeiten hinter seinem Lob verbargen.
    Roger gab ihr keine Gelegenheit, der Sache auf den Grund zu gehen. Äußerst geschickt für einen jungen Mann, der gerade erst seinen dreiundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte, brachte er das Tischgespräch auf unverfänglichere Themen und war offensichtlich ebenso wie Dianna darauf bedacht, die Unterhaltung von jeder Gefahr abzuwenden, sobald sie in rauere Gewässer abzudriften drohte.
    Und es gibt eine Menge Untiefen und Klippen zu umschiffen, dachte Dianna kläglich, während sie unter dem Vordach warteten, dass Rogers BMW-Cabrio vom Parkwächter gebracht wurde. Trotzdem hatten sie das dreigängige Menü schadlos überstanden und sogar die ersten Schritte zu einer echten Freundschaft unternommen. Darüber war sie froh. Sehr froh sogar.
    »Endlich wird es kühler«, sagte Roger, als sie über den Highway in nördlicher Richtung nach Hause fuhren. »Soll ich das Dach öffnen, oder ist dir die Klimaanlage lieber?«
    »Ein offenes Verdeck wäre herrlich. Ja, mach es auf.«
    Roger fuhr an den Straßenrand, löste zwei Riegel und drückte auf einen Knopf. Das Dach hob und faltete sich automatisch. »Im Handschuhfach liegt sicher ein Kopftuch«, meinte er und sprach lauter, damit sie ihn durch den Straßenlärm verstehen konnte.
    »Nein, danke. Meine Frisur ist absolut pflegeleicht«, antwortete Dianna. Die kühle

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