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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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dazu, sich hier vollkommen frei zu bewegen.
    Gegen die Hauswand gelehnt blieb Mila sitzen, obwohl es noch zu frisch dafür war und die Kälte der Nacht durch ihre Jeans drang. Lucian? Ohne nachzudenken, hatte sie nach dem Amulett gegriffen und seinen Namen gesagt. Jetzt verwünschte sie sich für diese Schwäche. Der Tote vom Strand, er sieht aus, als wäre er auch eines von Lady Margarets Opfern. Man muss ihr das Handwerk legen.
    Keine Sorge, das werden wir tun.
    Ihre Erleichterung war nahezu greifbar. Er hatte sie nicht verlassen! Ich weiß nicht, ob ich ihr unter die Augen treten kann, ohne mich zu verraten.
    Du schaffst das, Dornröschen , wehte seine Stimme wie eine Sommerbrise durch ihren Kopf.
    Ob es die Wärme war, die darin mitklang, oder er ihr auf unerklärliche Weise etwas von seiner Energie schenkte, Mila wusste es nicht. Möglicherweise hatte sie einfach nur jemanden gebraucht, der an sie glaubte. Wie auch immer, der Schwächeanfall war vorüber, und sie wappnete sich innerlich für die Begegnung, indem sie sich darauf konzentrierte, ihre mit Rosen berankte Schutzmauer noch höher und unüberwindlicher erscheinen zu lassen.
    Tadellos! , lobte Lucian, und seine Präsenz zog sich aus ihrem Bewusstsein zurück.
    »Mila?« Besorgt beugte sich Janet zu ihr herab. »Alles in Ordnung? Der Polizist sagt, dass Ihnen schlecht geworden ist.«
    Vorsichtig stand sie auf, trank einen Schluck aus dem Glas, das die Haushälterin ihr reichte, und griff dankbar nach dem Stock aus Ebenholz, den sie ihr entgegenhielt. »Wow, der sieht aber elegant aus.« Aufmerksam betrachtete sie den silbernen Griff, der einen Adler darstellte.
    Irritiert sah Janet sie an. »Mr. Shaley sagt, es sei ihrer.«
    »O ja, natürlich. Ich finde ihn nur jedes Mal wieder so schön …«
    Woher hatte Lucian gewusst, dass sie ihren Stock vergessen würde? Mila gab es auf, eine Erklärung zu finden, und sagte stattdessen: »Ich habe Blumen an der kaputten Treppe zum Strand gesehen. Ist dort jemand verunglückt?« Sie dachte an den Tag, als Boris sie daran gehindert hatte, dort hinabzusteigen. Er hatte einen Strauß Rosen in der Hand gehalten, was ihr damals zwar merkwürdig vorgekommen war, worüber sie jedoch nach der ohnehin etwas wunderlichen Begegnung mit dem Stallmeister nicht weiter nachgedacht hatte. Nun aber schien ihr jede Information im Zusammenhang mit Stanmore wichtig.
    »Das wissen Sie nicht? Lady Vivienne ist dort abgestürzt. Boris ist überzeugt davon, dass jemand nachgeholfen hat, aber die Polizei wollte ihm nicht glauben. Die Blumen sind von ihm, er hat Lady Vivienne sehr verehrt. Wir mochten sie alle gern, sie hatte für jeden ein freundliches Wort. Ihm hat sie damals mit den Papieren geholfen, damit er hierbleiben konnte.«
    Betroffen sagte Mila: »Das wusste ich nicht.«
    »Eine echte Lady, die ihrer sozialen Verantwortung gerecht wird. Mit Stil und Geschmack.« Janet machte eine vage Handbewegung zum Haus.
    »So etwas findet man bestimmt nicht mehr häufig«, sagte Mila.
    Ihre Blicke trafen sich, und beide erkannten das tiefe Einverständnis, das sie verband. »Das ist leider wahr. Kommen Sie, ich helfe Ihnen ins Haus, ihre Chefin wartet schon.«
    »Der Wächter hat sie sicher nach Hause gebracht. Darf ich fragen, warum du ihm diese Arbeit überlässt?«, fragte Quaid.
    Es war eines der seltenen Gespräche, bei denen Lucian und er sich nicht um Konventionen scherten.
    »Weil sie ihm vertraut.«
    »Und uns nicht?«
    »Nein.« Lucian dachte an den Streit. Er verstand nicht, warum sie sein Geschenk so vehement abgelehnt hatte. Es war doch offensichtlich, dass sie luftige Höhen mochte. Was lag da näher als ein Apartment in einem so spektakulären Gebäude wie The Shard? Auch wenn er es niemals ausgesprochen hätte, die Aussicht darauf, über den Wolken zu residieren, hatte ihn letztlich dazu bewogen, den Bau durch viele Kanäle zu finanzieren. Es gab höhere Häuser und beeindruckendere Aussichten, aber für die britische Hauptstadt hatte er schon immer eine Schwäche gehabt.
    »Die Kleine ist gar nicht so dumm, wenn sie sich auf ihre Instinkte verlässt, obwohl du ihr dermaßen den Kopf verdreht hast.«
    »Habe ich?« Diese Frage stellte er sich ernsthaft. Was fühlte Mila wirklich für ihn? Magische Wesen oder nicht, entweder die Frauen hatten einen Heidenrespekt vor seiner Position im Machtgefüge der Unterwelt, oder sie versprachen sich einen Vorteil davon, mit ihm ins Bett zu gehen. Natürlich, nicht eine hatte sich jemals

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