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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Janet und der Butler Jeeves besaßen eine kleine Wohnung auf dieser Etage. Mila gefiel es, dass sie offenbar ordentlich untergebracht waren. Lady Margaret erweckte nicht den Eindruck, als sorgte sie sich besonders um das Wohlergehen ihrer Angestellten. Neben diesen Wohnungen gab es eine Reihe Zimmer sowie ein Bad, jedenfalls hatte sie das gehört. Wahrscheinlich für das mitreisende Personal wichtiger Hausgäste. Außerdem wohnte Anthony hier.
    Mit dem Schlüssel, den Janet ihr anvertraut hatte, öffnete sie seine Tür und verharrte. »Alle Achtung!« Sie hatte ein schlichtes Zimmer erwartet und für Anthony auf ein eigenes Bad gehofft, aber dass er dieses elegant und wertvoll eingerichtete Apartment bewohnte, von dem aus man einen herrlichen Blick in den Garten und weit übers Land genoss, damit hatte sie nicht gerechnet.
    Neugierig ging sie zu den Terrassenfenstern und stellte fest, dass er sogar einen Balkon besaß. Winzig, aber von unten nicht einzusehen, mit zwei Stühlen, einem Tisch und ein paar Pflanzen, war es sehr gemütlich. Hier kann man es aushalten! , dachte sie. Und falls es mal wieder brennt, gibt es sogar eine Feuertreppe.
    Der begehbare Kleiderschrank war auch nicht übel, von so etwas konnte sie nur träumen. Rasch griff sie nach einem weißen Hemd, von dem sie annahm, dass Anthony es nicht so schnell vermissen würde. Im Hinausgehen streifte sie versehentlich einen Anzug. Die Jacke glitt zu Boden. Als sie wieder ordentlich auf dem Bügel hing, fiel Mila ein eiförmiges, mit schwarzem Samt bezogenes Kästchen auf, das dabei herausgerutscht sein musste. Fast hatte sie es schon zurückgesteckt, als die Neugier sie übermannte.
    Welche Frau wollte nicht wissen, was sich in einem Schmuck-Etui im Design des bekanntesten Bond- Street -Juweliers befindet, wenn es ihr direkt vor die Füße plumpste? Noch dazu im Kleiderschrank ihres Freundes?
    Es ist ja nicht so, als hätte ich danach gesucht. Ihr Gewissen war dennoch strikt dagegen, doch die Finger drückten wie von selbst den kleinen Knopf an der Vorderseite, und der Deckel sprang auf.
    »Nein!« Schnell hielt sie sich mit der freien Hand den Mund zu, um nicht laut loszuschreien.
    In der Hand hielt sie einen Ring von mindestens drei Karat. Der Diamant schimmerte zart rosa und war offensichtlich von lupenreiner Qualität. Behutsam nahm Mila ihn heraus und schob ihn auf ihren Finger. Er passte wie angegossen. Draußen knarrte eine Diele. Hastig zog sie den Ring wieder ab und legte ihn in sein samtenes Bett. Mit leichtem Bedauern schloss Mila die Box und steckte sie in die Innentasche der Jacke zurück, aus der sie gefallen sein musste. In Windeseile tauschte sie ihr schmutziges T-Shirt gegen das vorbildlich gebügelte Hemd, das allerdings so groß war, dass sie es in der Taille zusammenknoten musste. Danach sah sie durch den schmalen Türspalt. Nichts. Mit schlechtem Gewissen verließ sie das Zimmer.
    Während sie die Treppe hinunterrannte, machte Mila auf dem ersten Absatz einen Luftsprung. Anthony will mich heiraten! Er will mich wirklich heiraten!
    Auf dem dritten blieb sie stehen. Nein, das konnte nicht sein. Bisher waren sie doch nur Freunde. Nicht viel mehr jedenfalls, dafür hatte sie mit ihrer spröden Reaktion auf Anthonys Zärtlichkeiten gesorgt, sobald er mehr begehrte als einen Kuss.
    Irgendetwas stimmte nicht. Zweifellos bekam er ein großzügiges Gehalt, aber bestimmt nicht genug, um eine solche Kostbarkeit zu kaufen. Soweit sie wusste, stammte er auch aus keiner wohlhabenden Familie. Selbst wenn der Viscount sein Pate war, wie er ihr im Vertrauen erzählt hatte, hieß das noch nichts. Viel wahrscheinlicher schien ihr, dass er diesen wertvollen Ring in dessen Namen für Lady Margaret besorgt hatte. Aber warum steckte er in seiner Jackentasche, anstatt sicher im Safe zu liegen?
    Den restlichen Weg zur Terrasse legte sie langsamer zurück. Hoffentlich, dachte sie, bringt er sich damit nicht in Schwierigkeiten! Zum Glück war Janet nicht in Sicht, und als sie nach dem Essen auftauchte, um das Geschirr abzuräumen, hatte sich Mila längst wieder im Griff. Was würde Florence dazu sagen?
    Um sich abzulenken, machte sie sich an die ungeliebte Arbeit, zu der sie sich am Vormittag nicht hatte aufraffen können. Erst ordnete sie die Stoffmuster und Zeichnungen, danach befasste sie sich mit der Buchhaltung. Während sie Belege prüfte, kam der Malermeister, um sich ins Wochenende zu verabschieden. Später klopfte Janet an die Bürotür.
    Sie servierte

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