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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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demütig ihr Urteil. Es fiel ihm nicht leicht, den Blick von den elegant geformten Fingern loszureißen, die ihre schmale Taille auf geradezu unbekümmerte Weise betonten. Erstaunlicher aber fand er die Erkenntnis, dass ihm ihre Antwort mehr bedeutete, als er jemals freiwillig zugegeben hätte.
    Ohne etwas davon zu ahnen, lachte sie herausfordernd und sagte schließlich: »Doch, ganz passabel, würde ich sagen!« Geschickt tänzelte sie davon, als er nach ihr greifen wollte. »Was rede ich da? Als müsste man deinem Ego noch Futter geben!«
    »Peter hat sich Sorgen um dich gemacht.« Lucian beschloss, den Flirt abzubrechen, bevor er außer Kontrolle geriet. »Deshalb dachte ich, es wäre eine gute Idee, mich mit seinem Einverständnis selbst bei deiner Chefin vorzustellen. Damit bist du aus der Verantwortung raus.«
    »Das ist nett von dir, danke!«
    Am liebsten hätte er sie geschüttelt und gefragt, wer ihr Lehrer gewesen war, dass sie nicht einmal die wichtigste Regel der magischen Welt kannte. »Sag das nicht! Hörst du? Niemals!«
    Es war lange her, dass er so die Contenance verloren hatte, doch er weigerte sich, jetzt darüber nachzudenken, was das bedeutete. Stattdessen sagte er mit ruhigerer Stimme: »Mit jedem Dank gibst du ein Stück von dir aus der Hand. Überlege gut, wem du dieses wertvolle Pfand anvertraust.«
    Sichtlich erschrocken schwieg sie einen Augenblick, bevor sie leise sagte: »Genau die gleichen Worte hat mein Vater auch immer verwendet. Ich hatte es vergessen.« Dann drehte sie sich um und lief zum Haus zurück.
    Lucian folgte ihr nicht. Er besaß viele Fähigkeiten. Jemandem Trost zu spenden gehörte nicht dazu.

8
    D ie Handwerker packten gerade zusammen. Schnell wischte sich Mila mit dem Ärmel übers Gesicht, bevor sie zu ihnen ging. Der Malermeister kam ihr entgegen.
    »So schlimm?«, fragte er leise.
    »Etwas Privates.« Sie nahm die Schultern zurück und hob das Kinn. »Es gibt Neuigkeiten: Castles & Landscapes will über Stanmore House schreiben, auch über die neuesten Verschönerungen .«
    »Oha!« Mehr musste er nicht sagen, um ihr sein Mitgefühl auszusprechen.
    »Der Redakteur macht einen vernünftigen Eindruck. Ich glaube nicht, dass er uns Schwierigkeiten bereiten wird.«
    Peter druckte bestimmt keinen negativen Bericht ab oder schadete ihr auf anderem Wege.
    »Dann ist es gut. Sie melden sich, sobald Sie uns wieder brauchen?«
    »Auf jeden Fall. Und Mr. Jones … danke!«, sagte sie schließlich ungeachtet Lucians eindringlicher Warnung, die sie so sehr aufgewühlt hatte. Sterblichen werde ich ja wohl kaum ein Stück meiner Seele übereignen, bloß weil ich höflich bin.
    In ihrem Büro fand sie einen Umschlag, der gegen die Schreibtischlampe gelehnt und nicht zu übersehen war. Anthony hatte, das verrieten die hastig hingekritzelten Zeilen, die Nachricht offenbar in Eile verfasst.
    Er sei mit Maggy zu dem kleinen Privatflughafen gefahren, der sich ganz in der Nähe befand. Dort sollte er sie beim Kauf einer Cessna beraten. Anschließend werde er nach London reisen und im Anschluss einige Tage mit Lord Hubert in Brüssel verbringen. Den versprochenen Wochenendausflug müssten sie leider verschieben. Quasi als Entschuldigung ließ er Papiere und Schlüssel seines vollgetankten Sportwagens zurück.
    »Sei mir nicht böse, Moppelchen«, schrieb er. »Ich bringe dir auch eine große Schachtel belgischer Schokolade mit.«
    Erbost knüllte sie die Nachricht zusammen und warf sie in den Papierkorb.
    Weil sie sich während der kurzen Fahrt ins Cottage immer noch über das Moppelchen ärgerte, streckte Mila dem Rückspiegel, der als Ersatz für Anthony herhalten musste, die Zunge raus. Hatte sie Florence gegenüber nicht behauptet, es machte ihr nichts aus? Grüne Augen blitzten sie über den Rand ihrer Sonnenbrille an, und schließlich musste sie über sich selbst lachen. Doch es blieb ihr in der Kehle stecken, als von links ein schwarzer SUV herangerast kam. Er hupte einmal und bog, ohne sich um die Vollbremsung zu kümmern, die Mila geistesgegenwärtig hinlegte, vor ihr in den Weg ein.
    »Idiot!«, schrie sie und folgte ihm. Als sie ihr Gästehaus fast erreicht hatte, wurde sie Zeugin, wie der Wagen durch den Kies schlitterte und auf einen Zaun zurutschte, bevor er gefährlich nahe davor zum Stehen kam.
    »Wer zum Teufel …?« Mitten im Satz verstummte sie und beobachtet sprachlos, wie die Beifahrertür aufgestoßen wurde und Florence heraussprang. Noch zittrig von diesem Schreck,

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