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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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stieg Mila deutlich langsamer aus und ließ sich von ihrer Freundin umarmen.
    »Sag nichts! Du kennst doch Sebastian. Er fährt schrecklich, aber er hat die göttlichsten Antiquitäten der Welt, und ich habe ein Vorkaufsrecht!«
    »Sofern du bei der nächsten Fahrt mit dem Leben davonkommst.«
    »Bitte! Er ist ansonsten wirklich in Ordnung.«
    Diesen Tonfall kannte Mila. Florence interessierte sich garantiert nicht nur für seine alten Möbel. Wollte sie ihre Affäre mit Sebastian etwa wieder zum Leben erwecken? Der Mann war auf eine schnöselige Art durchaus attraktiv, fand Mila, die ihn heute zum ersten Mal persönlich traf. Gehört hatte sie allerdings schon so allerhand von ihm.
    »Später wirst du mir alles erzählen«, verlangte sie und wischte rasch ihre Hände an den Jeans ab, um ihn zu begrüßen.
    Als sie in Sebastians zerknirschtes Gesicht sah, fiel es ihr nicht mehr ganz so schwer, den Wunsch ihrer Freundin zu erfüllen. »Schnittiger Fahrstil«, sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen, während Florence sie einander vorstellte.
    Stolz, als hätte sie ihm ein ehrliches Kompliment gemacht, sah er sie an. »Tut mir leid! Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Hier laufen Hühner und manchmal auch Schafe herum«, sagte Mila.
    Er winkte ab. »Nicht schlimm, unseren Pächtern muss ich ständig irgendwelches Viehzeug ersetzen.«
    »Kommt herein!«, rief Florence, die inzwischen die Haustür aufgeschlossen hatte.
    Mila behielt für sich, dass ihre Sorge den Tieren galt und nicht ihm.
    Diese Gedanken wurden abrupt von Motorgeräuschen unterbrochen, und Sekunden später hielten nacheinander drei weitere Wagen vor dem Cottage. Nicht einmal mehrere ihrer vollständige Jahreseinkommen hätten ausgereicht, um sich wenigstens einen davon leisten zu können.
    Die Türen sprangen auf, laute Musik durchschnitt die ländliche Stille, bis ein Song nach dem anderen verklang, während das Gelächter und Geschnatter der Neuankömmlinge anhielt.
    »Hat jemand Willy gesehen?«
    »Da kommt er.« Ein offenes Cabriolet fuhr vor und quetschte sich in die letzte freie Lücke.
    »’tschuldigung, hab die Abzweigung verpasst«, murmelte der Rothaarige hinter dem Steuer und kletterte über den Kofferraum hinaus, als er sah, dass kein Platz mehr war, um die Tür zu öffnen.
    »Und wo ist das Meer?« Diese Frage kam von der Brünetten, der er galant aus dem Wagen half.
    Sie sah aus, als befände sie sich mitten in einem Burberry Fotoshooting. Heller Trenchcoat, ein seidenes Kopftuch zum Schutz gegen den Wind, große Sonnenbrille und Beine, die so lang waren, dass sich Mila unwillkürlich fragte, wie die Frau eine längere Fahrt in diesem kleinen Sportwagen überstanden hatte. Tatsächlich war sie das Gesicht des Jahres dieser britischen Modefirma, und ihr Begleiter ließ seine kostbare Eroberung keine Sekunde aus den Augen.
    Auch andere kamen Mila bekannt vor – es waren ehemalige Schulfreunde von Florence darunter sowie ihr Cousin Henry, der irgendwo zwischen Platz zehn und zwanzig der britischen Thronfolge rangierte und sich benahm, als wäre es nur noch eine Frage weniger Wochen, bis alle anderen Anwärter den Weg für ihn frei gemacht hätten.
    Mit anderen Worten: Es drängten genau die Leute mit Körben voller Leckereien in ihr kleines Cottage, deren Gesellschaft Mila am allerwenigsten ertragen mochte – und das nicht nur heute.
    »Ich habe sie nicht davon abhalten können«, sagte Florence direkt neben ihr. Sie zuckte mit der Schulter. »Es ist so eine Art Solidaritätskundgebung für Sebi, schätze ich.«
    »Sprichst du von mir?« Sebastian tauchte neben ihnen auf. » Nebukadnezar braucht Eis. Und Salz. Haben wir so etwas?«, wandte er sich an Mila.
    »In der Küche, falls eure Freunde es nicht schon in ihre Cocktails gekippt haben.«
    »Liebelein, sei doch nicht so streng mit uns!« Lachend ging er ins Haus. In ihr Haus. Jedenfalls für den Moment.
    Es war ihr gleich, ob der Mann sie für spießig oder ungehobelt hielt. Durch besonders höfliches Verhalten hatte er sich bisher auch noch nicht hervorgetan. Sein Gesicht kam ihr bekannt vor, und plötzlich fiel es ihr wieder ein. Er war nicht nur Florence’ Bettgefährte, wenn ihr mal danach war , wie sie es formulierte. Es war der Sebastian, der kürzlich Schlagzeilen gemacht hatte, weil in seiner Wohnung eine junge Frau gestorben war. Die Gäste hatten munter weitergefeiert, angeblich ohne etwas zu bemerken. Die Putzfrau fand das Mädchen am nächsten Tag, während der

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