Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
braucht dich jetzt mehr als jeden anderen auf der Welt.«
    »Hast du denn keine Angst, nach allem, was ich dir gerade erzählt habe?«
    Ohne die Frage zu beantworten, zog sie Papier und Bleistift aus der Tasche, beides steckte noch vom Nachmittag darin, und schrieb ihm ihre Telefonnummer auf. »Bitte ruf mich an, sobald es deinem Bruder besser geht und er dir sagen kann, was passiert ist. Sollten sich daraus Fragen ergeben, werde ich sehen, ob ich etwas herausfinden kann.« Warum es ihr so wichtig war, ihm Hoffnung zu geben, konnte sie nicht sagen. Dennoch sah Mila ihn eindringlich an und hoffte, ihre Magie reichte aus, um Ben zu überzeugen. »Komm nicht wieder hierher, versprichst du mir das?«
    »Du weißt etwas.«
    »Unsinn, was soll ich schon wissen? Und jetzt lass uns zurückgehen, bevor die anderen auf dumme Gedanken kommen.« Noch einmal wünschte sie, dass er ihrem Rat folgen würde, und tatsächlich kehrte Ben widerspruchslos mit ihr zurück.
    Als sie das Cottage erreichten, befand sich alles im Aufbruch. Die Sonnenschirme waren verschwunden, der Esstisch stand an seinem Platz, als hätte er nie einen Ausflug auf die Terrasse gemacht, und in der Küche sah sie die Reste des Büfetts. Während Florence ihre Besucher an der Haustür verabschiedete, schob Mila einen ziemlich angeschlagenen Ben am Geräteschuppen vorbei ums Haus. Bevor er für alle sichtbar den Vorplatz betrat, küsste sie ihn auf die Wange. »Pass gut auf dich auf!«
    Damit gab sie ihm einen Schubs, und ehe er sich von der Überraschung erholen konnte, hatte sie sich vor seinen Blicken in der Dunkelheit verborgen. Bald darauf beobachtete sie mit Genugtuung, wie er den Kopf schüttelte und etwas zu erklären schien, als zwei seiner Freunde zu ihm ins Auto steigen wollten. Dann fuhr er allein los, und die beiden suchten sich andere Mitfahrgelegenheiten.
    Im Cottage wartete bereits Milas nächstes Problem: Florence. Gemeinsam räumten sie auf und spülten das wenige Geschirr, das von den Partygästen benutzt worden war.
    »Eine dermaßen gut organisierte Bottle Party habe ich noch nie erlebt. Diese Form der Heimsuchung ist ausgesprochen gastgeberfreundlich, findest du nicht?«, fragte Mila, um eine Art Friedensangebot zu machen. Am Ende hatte sie sich trotz allem recht gut unterhalten, und fürs Wochenende einzukaufen brauchten sie nun auch nicht mehr.
    Doch Florence antwortete auch auf ihre weiteren Versuche nur einsilbig, und schließlich gab sie es auf. Sie stritten sich selten, aber es war offensichtlich, dass nun kein guter Zeitpunkt war, davon zu erzählen, dass Castles & Landscapes einen Artikel über Stanmore House plante. Sie würde Lucian vorwarnen müssen, damit er nicht verriet, wie es dazu gekommen war … und Peter ebenfalls.
    Endlich strahlte die Küche wie neu. Florence murmelte ein knappes »Nacht!« und verschwand nach kurzem Aufenthalt im Bad in ihrem Zimmer.
    Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es noch nicht zu spät war, um Anthony anzurufen. Sie rang nur kurz mit sich, zog ihre Laufschuhe an und joggte los. Wie gut das tat! Am Leuchtturm setzte sie sich auf den Felsen, der mittlerweile zu so etwas wie ihrem Privatsitz geworden war, und wählte seine Nummer.
    »Mila, ist etwas passiert?« Beim Klang seiner Stimme, die sie manchmal an ihren Vater erinnerte, musste sie zweimal heftig blinzeln, um die Tränen zurückzuhalten.
    »Es ist alles in Ordnung, ich wollte nur hören, ob du gut in London angekommen bist.«
    Anstatt beruhigt zu sein, fragte er besorgt: »Dich bedrückt doch irgendetwas. Komm, sag, was ist los?«
    »Warum musst du denn schon wieder verreisen?«, platzte es aus ihr heraus, obwohl es eigentlich nicht das war, was sie bekümmerte. Sie fühlte sich mitunter einfach einsam, und wenn Anthony nicht gerade versuchte, sie zu küssen, löste seine selbstverständliche Nähe ein Gefühl von Geborgenheit aus.
    Sein Lachen klang erleichtert, und wenn womöglich ein Hauch von Selbstzufriedenheit darin mitschwang, so konnte sie es ihm kaum übelnehmen. Schließlich war er der Einzige, mit dem sie fast alle Sorgen besprach. Es war nicht das erste Mal, dass sie darüber nachdachte, warum sie sich ausgerechnet am Telefon so gut verstanden, ihr in letzter Zeit in seiner Nähe manchmal jedoch regelrecht unbehaglich zumute war. Auch heute kam sie zu keinem befriedigenden Ergebnis.
    »Die Reisen gehören zu meinem Job. Das weißt du doch.«
    Der nachsichtige Tonfall störte sie ausnahmsweise einmal nicht, und sie erzählte

Weitere Kostenlose Bücher