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Feuersteins Ersatzbuch

Feuersteins Ersatzbuch

Titel: Feuersteins Ersatzbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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(siehe W wie WILLY).

    W — WILLY
    der Moschusochse, musste sterben, weil er die Flugzeuge so liebte. Seine natürliche Heimat war Nordgrönland, aber als nach ein paar besonders strengen Wintern die Tiere dort massenhaft verhungerten, wurde er mit einer kleinen Herde nach Westgrönland geflogen und dort ausgewildert. Die Herde fand das prima und vermehrte sich von 27 auf heute 3 500 Tiere, aber Willy schlich sich immer wieder zum Flugplatz Kangerlussuaq zurück, wo er angekommen war, und stellte sich auf die Landebahn. Da er damit die Weltsicherheit gefährdete — Kangerlussuaq war damals US-Basis — , brachte man ihn per Hubschrauber ein paar Kilometer in die Berge, doch am nächsten Tag war er wieder da. Daraufhin flog man ihn 200 Kilometer ins Nichts, und diesmal dauerte es ein paar Wochen. Dann stand Willy wieder auf der Landebahn und wartete auf Bomber und Jagdflugzeuge. Da erschoss man ihn. Im Flughafen-Museum können Sie immer noch sein Bild sehen.

    X-XMAS
    ist Anlass für Dauerzank. Gesichert ist, dass der Weihnachtsmann übers Jahr in Grönland lebt, aber wo genau, darüber wird heftig gestritten. Ummannaq gilt als Favorit, weil in dieser Sache schon mal das dänische Fernsehen vor Ort war. Der riesige Originalschlitten von Santa Claus steht allerdings unübersehbar am Flughafen von Ilulissat. Das beweist gar nichts, sagen die Leute von Thule. Weihnachtsmänner leben grundsätzlich in der Hauptstadt, heißt es in Nuuk. Aber was soll’s. Hauptsache, er bringt uns braven Kindern Geschenke. Egal woher.

    Y
    - gibt’s nicht im Grönländischen. Auch keine Ameisen, obwohl die sonst überall vorkommen — im Permafrost-Boden haben sie ebenso viel Chancen wie bei uns in der Tiefkühltruhe. Iglus gibt’s auch keine, die kommen nur in Alaska vor, sagen die Grönländer. (In Alaska, wo es nie Iglus gegeben hat, sagte man mir: Iglus gibt’s nur in Grönland.)

    Z — ZAPPENDUSTER
    wird es eigentlich nie. Schon Anfang Mai verschwindet die Sonne nördlich des Polarkreises nur noch für wenige Stunden, dazwischen herrscht eine blau-violette Dämmerung. Man kann Untergang und Aufgang der Sonne vom gleichen Fenster aus beobachten, und vom 15. Mai bis Ende Juli scheint sie in der Diskobucht 24 Stunden lang. Im Dezember und Januar, wenn sie ganz verschwunden ist, leuchten Sterne und Polarlichter um die Wette. Überhaupt, dieses wahnsinnige Licht. Gut, dass wir schon bei Z sind, sonst werde ich noch ganz weich und romantisch...

SCHOTTLAND

Rumpelstilzchen lebt

    Zu Ihrer groben Orientierung: Von Grönland nach Schottland ist es nicht viel weiter als von Hamburg nach Athen, aber die andere Richtung.
    Wenn man mich fragt, wie mir Schottland gefällt, gerate ich ins Schwärmen: Großartig, wunderbar, toll, dort möchte ich leben, und so weiter. Wenn man aber nachhakt und wissen will, warum ich so begeistert bin, komme ich ins Schleudern und weiche aus.
    In einem Buch kann man nicht ausweichen, denn da steht ja alles schriftlich, wodurch der Leser die Möglichkeit hat, an einer unbefriedigenden Stelle innezuhalten, das Ganze noch einmal zu lesen und so lange nicht umzublättern, bis er zufrieden ist. Als Autor steht man also enorm unter Druck. Erst elektronische Bücher werden Abhilfe schaffen: Ich werde sie so programmieren, dass sich jeder meiner Sätze, zu dem ein Leser zurückkehrt, um ihn ein zweites Mal zu lesen, in diesem Augenblick von selber löscht.
    Warum also bin ich von Schottland so begeistert? In der Einzelwertung schneidet es nicht so toll ab: Der Kilt ist ein unangenehmes und peinliches Kleidungsstück, der Dudelsack klingt schrecklicher als die Stimme von Marcel Reich-Ranicki, und schottischer Malt-Whisky zählt für mich sowieso nicht zu den Getränken, sondern zu den Beiz- und Lösungsmitteln. Bleibt noch das Ungeheuer vom Loch Ness, aber ich habe ja schon Wolpers und brauche kein zweites.
    Das Wetter ist es auch nicht. Zwar lautet die Regel: »Wenn dir in Schottland das Wetter nicht passt, warte eine Minute, und es ändert sich.« Stimmt, aber meistens wird es dann noch schlechter. Obwohl wir beim Drehen unglaubliches Glück hatten: Da schien zehn Tage hintereinander die Sonne. Das kommt nur alle zehn Jahre vor, sagten mir Einheimische, die natürlich übertreiben, um Schottland für Touristen attraktiver zu machen. In Wirklichkeit kommt das wahrscheinlich nur alle tausend Jahre vor, aber das kann ich nicht bezeugen, denn so oft war ich noch nicht dort.
    Ebensowenig sind es die Menschen. In den

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