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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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Kamera weg, um in der Bauchhöhle herumzuwühlen. »Das weiß ich noch nicht. Es ist eine Verbrennung – was sonst? Aber ich weiß nicht, wo sie anfängt und wie tief sie geht.«
    Anya biss sich auf die Lippe und dachte daran, was Gallus über die blaue Flamme gesagt hatte, die aus dem Bauch des Wachmanns hervorgezüngelt war. Blaue Flammen deuteten auf große Hitze hin. Nach Anyas Erfahrung traten sie üblicherweise bei der Verbrennung von Erdgas und Butan auf. Eine blaue Flamme konnte aber auch ein Nebeneffekt bei der Verbrennung bestimmter Elemente wie Kupfer, Arsen oder Blei sein. Aber diese Elemente waren im menschlichen Körper nicht ausreichend vorhanden, um eine farbige Flamme hervorzubringen … ganz zu schweigen davon, wie schwer es wäre, frisches Fleisch überhaupt in Brand zu stecken.
    Ginas Finger verschwanden in geschwärzten Eingeweiden. Flocken weißer Asche hatten sich einen Weg durch die Organe gebahnt. Die Gerichtsmedizinerin schüttelte den Kopf. »Diese Verbrennung geht weit durch den Körper durch, beinahe bis zur Wirbelsäule.«
    »Was heißt das?«
    »Entweder, jemand hat ihm brennende Feuerwerkskörper in den Arsch geschoben, oder er ist, dem Anschein nach, von innen nach außen verbrannt.«
    Anya schrubbte sich die Hände in der Damentoilette der Gerichtsmedizin, begierig, auch noch das letzte bisschen Blut von ihrer Haut zu entfernen. Der Geruch des Todes schien durch die Latexhandschuhe und ihren OP-Kittel zu dringen. Wann immer sie den Kopf wandte, konnte sie den Gestank von Verbranntem und von den Fäulnisbakterien in den Eingeweiden an ihrem Haar riechen.
    Zu ihrem Füßen lag der Molchkoffer auf den grünen Fliesen. Die Hitze der Eier an ihren Beinen fühlte sich beruhigend an. Sparky war davongetrottet, um den Händetrockner zu untersuchen. Es war einer von der Sorte, die durch Bewegung aktiviert wurden, und er vergnügte sich damit, den brausenden Motor in Gang zu setzen, indem er sich streckte und mit den Kiemenwedeln unter dem Sensor flatterte. Er sah aus wie ein Hund, der aus einem Autofenster schaute, die Augen halb geschlossen, hielt er die Nase in den heißen Wind.
    Anyas Telefon tschirpte. Sie schüttelte sich das Wasser von den Händen und fischte es aus der Tasche. »Kalinczyk.«
    »Marsh hier. Wo zum Teufel sind Sie?«
    »In der Gerichtsmedizin.«
    »Was haben Sie verdammt noch mal auf der Arbeit zu suchen? Ich hab gehört, Ihr Haus ist abgebrannt.«
    Anya schloss die Augen und bemühte sich, das Zittern ihrer Stimme unter Kontrolle zu bringen. »Äh … Captain, es ist wahrscheinlich besser zu arbeiten.«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung wurde sanfter. »Hören Sie, es tut mir leid, Kalinczyk. Wann wollen Sie vorbeikommen, um rauszuholen, was noch zu retten ist?«
    Sie schluckte. Sie war noch nicht bereit, an den Ort des Brandes zurückzukehren. Nicht jetzt. Nicht in nächster Zeit. »Äh, Captain … ich gehe bald hin. Es ist nur …« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich kann es nur nicht jetzt.«
    Am anderen Ende trat eine Pause ein. Marsh war kein großer Tröster vor dem Herrn. »Äh … in Ordnung. Tun Sie, was Sie tun müssen. Und geben Sie mir Bescheid, wenn Sie irgendwas brauchen. Können Sie irgendwo unterkommen? Ich stelle Ihnen einen Hotelgutschein aus …«
    »Ich wohne bei einer Freundin, Captain. Das ist kein Problem.«
    »Gut. Melden Sie sich.« Marsh beendete das Gespräch ziemlich unbeholfen.
    Anya starrte schniefend ihr Ebenbild in dem polierten Metallspiegel an.
    Und etwas starrte aus Augen zurück, die nicht die ihren waren.
    Anya packte den Molchkoffer und hastete zurück. Sie reckte dem Geist im Spiegel die Hand entgegen und schirmte die Babytasche mit dem Körper ab. Sparky huschte heran, stellte sich zwischen ihr und dem Waschbecken auf die Hinterbeine und fauchte wie eine Kobra.
    »Komm bloß nicht näher«, knurrte Anya.
    Der Geist trat mit erhobenen Händen aus dem Glas. Anya erkannte die blonde Punkerfrisur und die schwarzen Emoklamotten. »Ich bin’s nur. Charon.«
    Anya ließ die Hände nicht sinken. »Mir egal, und wenn du Jesus Christus persönlich bist. Wenn du näher kommst, vernichte ich deinen Spektralarsch.«
    Charon zuckte mit den Schultern. »Ich bin nur hier, um zu reden.«
    Sparky ließ sich wieder zu Boden sinken, doch sein Schwanz peitschte noch immer nervös hin und her.
    »Ich höre«, sagte Anya, regte sich darüber hinaus aber nicht.
    »Stört es dich, wenn ich rauche?« Charon zeigte auf seine Manteltasche.
    Anya

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