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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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schlug mit aller Kraft gegen die Unterseite von Apophis’ Maul. Doch das Ungeheuer blieb unbeeindruckt und kam immer näher.
    Alles in ihr schrie danach, zu ihm zu gelangen – wie auch immer – und ihm zur Seite zu stehen. Erneut riss sie ihre Seele von sich los, aber Osiris sah sie ernst an und erklärte: „Das sollst du nicht tun. Er muss sich selbst beweisen, dass er dazu geworden ist, wozu er bestimmt ist. Du darfst dich da nicht einmischen.“ Nach einer Pause fügte er hinzu: „Du könntest es auch gar nicht.“
    Bryns Seele schnellte mit einer Wucht zurück, dass sie ins Straucheln geriet. Keuchend stemmte sie die Handflächen an die Wand, um ihr Gleichgewicht zu halten. Dann verfolgte sie das Geschehen auf dem imaginären Bildschirm vor ihr weiter.
    Mit einer unfassbar schnellen Bewegung schlug die Schlange zu. Dennoch fand Lokan die Zeit, sich wegzuducken und auf die Seite zu rollen, als der gewaltige Rachen zuklappte und das Boot in zwei Teile zerlegte. Den Teil, den er zu fassen bekommen hatte, zerschmetterte Apophis mit einer Kopfbewegung an der Felswand und wandte sich dann dem anderen zu, an dem Lokan sich festhielt. Das Paddel war verloren.
    Bryn wagte nicht zu atmen. Sie sah, wie langsam auch der verbliebene Teil des Boots versank. Das Heck richtete sich nochkurz auf, dann war nichts mehr davon zu sehen. Und mit ihm war auch Lokan von der Bildfläche verschwunden.
    Lokan tauchte unter das Bruchstück des Rumpfes, das ihm vom Boot geblieben war, und benutzte es als eine Art Schild. Apophis drehte und wendete sich, um die Tiefen des Flusses nach ihm abzusuchen.
    Reizend. Isis hätte ihn ruhig vor der Begegnung mit diesem Ungeheuer warnen können. Aber vielleicht war gerade das der springende Punkt. Keine Vorwarnung, keine Gelegenheit, sich darauf einzustellen. Es musste eine Art Test sein, der ihn auf die Probe stellte, ob er würdig war, mit der aufgehenden Sonne ans Licht zu treten.
    Lokans Lungen brannten, das Herz hämmerte in seiner Brust. Aber er hielt sich weiter unter dem Trümmerstück des Boots verborgen.
    Apophis’ mächtiger Rumpf glitt an ihm vorbei, dann kam der Schwanz, dann war die Riesenschlange fürs Erste verschwunden. Lokan wusste, dass er nicht viel Zeit hatte, bevor Apophis umkehrte, um weiter nach ihm zu suchen.
    Lokan brauchte einen Plan, und zwar sofort. Er hatte schon Bryn verloren. Es durfte nicht sein, dass Dana beider Eltern beraubt wurde. Aber er war unbewaffnet. Um dieses ekelhafte Vieh zu besiegen, bräuchte es eine ganze Armee.
    Eine Armee. Verdammt. Genau.
    Er erinnerte sich an das Spalier der Seelen und an die Ruderer, die ihm gesagt hatten, sie seien für ihn da. Seinetwegen . So stand es geschrieben.
    Wie oft im Laufe der Jahrhunderte hatte ihm sein Vater gepredigt, dass ein wahrer Führer nur derjenige sein kann, der die Dinge in die Hand nimmt und andere führt . Er war bei einem Meister dieser Kunst in die Schule gegangen. Jetzt war es an der Zeit zu zeigen, dass er seine Lektion gelernt hatte.
    Mit kräftigen Beinschlägen arbeitete Lokan sich an die Oberfläche. Sobald er den Kopf über Wasser hatte, füllte er seineLunge mit Luft, dann brüllte er mit ganzer Kraft: „Ich rufe auf die Seelen der Toten. Ich rufe herbei die Seelen des Duat. Höret. Die Kraft dieser Worte ist mir gegeben. Flinker als der Windhund, schneller als der Schatten. Ich rufe die Seelen des Duat zu mir .“
    Das Wasser brodelte und kochte, als er Apophis wieder auf sich zukommen sah. Seine roten Augen leuchteten ihm entgegen.
    „Zu mir!“, schrie Lokan.
    Rings um ihn herum wogten die Fluten und schossen Fontänen in die Luft. Die Ufer waren plötzlich in blaues Licht getaucht. Die Seelen der Toten hatten den Ruf gehört und waren angetreten. Sie schwangen magische Netze, um Lokans Kraft mit den Kräften des Duat zu vereinen und Apophis’ Wüten in die Schranken zu weisen.
    Apophis bleckte die rasiermesserscharfen Giftzähne und schnellte mit aufgesperrtem Rachen vor. Lokan erwischte einen der beiden Fangzähne und klammerte sich daran. Als der Dämon in Schlangengestalt sich hoch aus dem Wasser aufrichtete, wurde Lokan mit emporgetragen. Das Ungeheuer schleuderte den Kopf hin und her, um ihn loszuwerden, sodass Lokan Mühe hatte, sich festzuhalten.
    „Kraft der Macht meines Wortes: Kommt zu mir!“, rief Lokan laut.
    Seine Hände waren feucht, und Apophis’ Gift machte den Halt glitschig und unsicher. Die Anstrengung brachte Lokans Puls zum Rasen. Er konnte kaum etwas anderes

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