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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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hören als das rauschende Blut in seinen Ohren.
    Je länger Apophis sich schüttelte, desto prekärer wurde Lokans Lage. Er hing hoch über dem Wasser und fand immer weniger Halt. Wie verzweifelt er sich auch festhielt, er rutschte doch immer tiefer, bis es kein Halten mehr gab und er in hohem Bogen gegen die Felswand geschleudert wurde. Lokan spürte einen stechenden Schmerz in seinem linken Handgelenk.
    Er ließ sich auf einen Felsvorsprung gleiten und stöhnte auf,als er auf seiner verletzten Hand landete. Er sah, wie die Hand schlaff, kraft- und nutzlos an ihm herunterhing. Knochensplitter hatten das Fleisch durchbohrt und waren nach außen gedrungen. Und über ihm drohte Apophis.
    Mit einem unmenschlichen Schrei raffte er sich auf und konzentrierte sich, als er wieder auf den Füßen stand, auf den entscheidenden, den tödlichen Schlag. Er war entschlossen, dem finsteren Dämon den Garaus zu machen. Seine ganze Wut und den Schmerz über den Verlust von Bryn legte er in dieses Bestreben hinein. Je mehr er seine Kräfte konzentrierte, desto stärker leuchtete das blaue Licht von den Ufern, an denen die toten Seelen versammelt waren und ihre geistige Kraft mit seiner verbanden.
    Mit noch etwas unsicheren Schritten trat Lokan an den Rand des Vorsprungs. Die Köpfe unter ihm hoben sich. Alle Blicke richteten sich erwartungsvoll, ja, geradezu ehrfurchtsvoll auf ihn. Lokan mobilisierte alle Reserven, die er noch hatte. Seine Gedanken formten die Feuerbänder, mit denen er früher die Schwarzen Seelen fesselte, bevor er sie zu Sutekh brachte. Tatsächlich erschienen die Feuerbänder vor ihm und verwoben sich kraft seiner Gedanken zu einem Netz. Die Blicke seiner Seelenarmee richteten sich nun auf Apophis. Die Menge reckte die Hände in die Luft, zwischen denen sich ein Gespinst wie aus Glühfäden bildete. Immer dichter und fester wurde das magische Netz aus Licht, und so schafften es Lokan und seine Seelenarmee gemeinsam, Apophis fernzuhalten.
    Erschöpft ließ Lokan den Kopf sinken und versuchte, zu Atem zu kommen. Das Licht verschwand. Um ihn herum wurde es wieder dunkel, und Lokan war allein in der Höhle.
    Aber dann lag der Weg ins Freie plötzlich offen vor ihm.
    Kein Boot dieses Mal, sondern Kheper, der Skarabäus, das Gefährt der Sonne.
    Blutend und zerschlagen kletterte Lokan von seinem Felsvorsprung hinunter und die Felswand hinab. Unter Mühen und Schmerzen kämpfte er sich Zentimeter für Zentimeter abwärts,wobei er die verletzte Hand an die Brust gepresst hielt. Endlich unten bestieg er den goldenen Rücken des heiligen Käfers und ließ sich von ihm ans Tageslicht tragen. Seinen Schmerz und seine Trauer schleppte er mit sich dorthin.
    Sein Herz aber blieb im Dunkel des Totenreichs zurück.

22. KAPITEL
    Von meinem Vater wurde das Übel als Schicksal über euch verhängt. Sünden habt ihr begangen und Gräuel in die Große Halle getragen. Eure verderbten Leiber sollen in Stücke geschlagen werden, und eure Seelen sollen aufhören zu sein, und niemals wieder sollt ihr Ra erblicken .
nach dem Ägyptischen Pfortenbuch

    L okan warf dem Portier die Schlüssel zu und ging vorn um den Porsche herum. Die Sonne schien ihm warm auf den Rücken, und er nahm sich eine Sekunde Zeit, ihr das Gesicht zuzukehren. So dumm war er nicht, dass er dieses Geschenk nicht zu würdigen wusste. Das zurückgewonnene Leben.
    Es hatte länger gedauert, als ihm lieb war, hierherzukommen. Den Ort, an dem er ans Tageslicht zurückgekehrt war, hatte er sich nicht aussuchen können. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er direkt bei Dana vor der Tür landen sollen. Als Nächstes hätte er dann seine Brüder aufgesucht und seine Verstärkung angeboten.
    Aber natürlich verlief nichts nach Plan. Blutig und zerschunden und mit nichts weiter bekleidet als einer abgewetzten Khakihose war er mitten im beschissenen Mittelmeer abgesetzt worden. Seine Akkus waren so leer gewesen, dass das Portal, das er mit letzter Kraft geöffnet hatte, ihn gerade noch ans Festland bringen konnte. Dabei hatte es ihn überrascht, dass er das überhaupt zustande bekommen hatte, bedenkt man, dass er sich in den letzten Monaten – von dem einen Menü abgesehen, das Boone ihm serviert hatte – von nichts weiter ernährt hatte als von ein paar Energieriegeln und einer Handvoll Bonbons. Er war am absoluten Nullpunkt gewesen.
    Dennoch fühlte er sich … Es war schwer zu beschreiben. Seine ganzen Verletzungen waren in kürzester Zeit geheilt. Selbst das

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