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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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verstummte für einen Moment. „Lange nicht gesehen, Lokan Krayl.“
    „Ich habe mir doch gleich gedacht, dass mich die Sache von damals noch mal einholt.“ Lokans Lippen verzogen sich zu einem süffisanten Lächeln. Drei Kinder hatte er gerettet. Jetzt waren daraus drei Erwachsene geworden. Und mehr als das: drei Supernaturals. Er fragte sich, wie das Nachspiel seiner Rettungstat wohl aussehen sollte. „Du hast mich doch sicher nicht hierher gebracht, um mit mir über vergangene Zeiten zu plaudern. Was willst du von mir?“
    Boone hob abwehrend die Hände. „Warum bist du so misstrauisch?“
    „Das ergibt sich ganz von allein. Wer einmal ein Messer im Rücken hatte, sieht jeden skeptisch an, der mit einem Dolch in der Gegend herumläuft.“
    „Du nimmst ja kein Blatt vor den Mund. Ich habe sagen hören, du seist der geborene Diplomat, ein Mann des Ausgleichs, ein geduldiger Vermittler. Habe ich mich da verhört?“
    Diese Bemerkung war ein Schuss vor den Bug. Lokan ging im Geiste noch einmal sein Gespräch mit Boone durch und musste feststellen, dass er früher in der Tat anders reagiert hätte. Er hattesich verändert. Und das nicht zu seinem Vorteil. Er war impulsiv geworden und ließ sich in Worten und Taten von Ärger und Frustration leiten. Lokan riss sich zusammen und zwang sich dazu, in Ruhe abzuwarten, was Boone als Nächstes vorhatte.
    „Du glaubst, dass ich noch etwas anderes will, als mich bloß dafür zu revanchieren, dass du mir und meinen Brüdern das Leben gerettet hast?“, fragte Boone. „Denn das hast du. Heute mögen wir nicht mehr zu den Sterblichen gehören. Aber damals als Kinder waren wir es.“
    Lokan wusste, dass das stimmte. Es war bei ihm nicht anders gewesen. Auch er war sterblich gewesen, solange er ein Kind war, und hatte seine übernatürlichen Kräfte erst gewonnen, als er erwachsen wurde. Trotzdem traute er dem Frieden mit Boone Falconer nicht ganz.
    „Ich habe mich immer gefragt, warum du mir geholfen hast“, sagte Boone.
    „Dann weißt du ja auch, warum ich mich jetzt wundere, hier zu sein. Ja, ich glaube wirklich, dass noch etwas dahintersteckt. Ich kenne keinen Supernatural, der etwas tut, ohne seinen eigenen Vorteil dabei im Auge zu haben.“
    „Was für einen Vorteil hattest du, als du uns gerettet hast?“
    „Lass uns nicht über mich reden“, wandte Lokan ein. „Sprechen wir über dich. Ich kaufe dir diese Nummer mit der puren Dankbarkeit nicht ab. Warum hast du mich hierhergeholt, Boone?“
    „Das will ich dir gerne sagen. Aber wir gehen hinein.“
    Zum Teufel, warum nicht? So viele andere Möglichkeiten hatte Lokan ja nicht.
    Also folgte er Boone. Sie gingen einen langen Korridor entlang und landeten in einer großen Bar. Alles vom Feinsten: dunkle Farben, gedämpftes Licht, eine Art Exklusivclub innerhalb des Clubs. Es gab drei Barkeeper, und in einigen Nischen saßen in tiefen Ledersesseln ein paar Gäste. Aber Boone hielt sich hier nicht auf. Er durchschritt den Raum mit Lokan im Gefolge, und beide bogen sie in einen weiteren Korridor ein. Andessen Ende stießen sie auf eine mit Leder verkleidete Doppeltür, die sich automatisch öffnete. Lokan hatte einen Fahrstuhl erwartet. Stattdessen gab es gleich dahinter eine weitere Doppeltür aus Edelstahl. Boone nannte seinen Namen und beugte sich ein Stück vor, um einen Retina-Scan abnehmen zu lassen. Darauf glitt lautlos auch diese Tür auseinander.
    Lokan blieb stehen. Er spürte magische Kräfte, die von dem schimmernden Stahl auszugehen schienen.
    „Was ist?“, fragte Boone über die Schulter hinweg. „Ich dachte, das mit deiner Paranoia hätten wir schon erledigt.“
    „Paranoia ist mein zweiter Vorname.“ Lokan lächelte ein wenig gezwungen. „Ich überlegte nur, dass dieser Schließmechanismus auf deine Retina und deine Stimme abgestimmt ist.“
    „Und?“
    „Wie kann ich sicher sein, dass ich herauskomme, wenn ich es will?“
    Einen Moment lang sah Boone ihn mit gerunzelter Stirn an, dann lachte er auf. „Du denkst, hinter dir schnappt die Tür zu und du sitzt in der Falle?“
    „Ich muss zugeben, der Gedanke ist mir gekommen.“
    „Hör zu. Ich habe den Mechanismus für mich betätigt, damit ich passieren kann. Du kannst herein und heraus, wann immer du willst. Diese Türen stellen für dich kein Hindernis dar, ganz gleich, ob sie offen oder geschlossen sind. Für dich gelten andere Regeln, mein Freund.“
    „Ich habe draußen schon versucht, ein paar Schritte wegzugehen, aber weit bin ich

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