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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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sich erst einen Augenblick besinnen, bevor ihm einfiel, dass sie in ihrer ersten Nacht ihre Brüder einmal erwähnt hatte. Sie hatte erzählt, dass sie drei Brüder habe. Aber in den sieben Jahren, in denen sie um Danas willen zusammen waren, war nie wieder ein Wort über sie gefallen. Auch Dana hatte nichts von irgendwelchen Onkeln erzählt, sodass Lokan zu der Annahme gekommen war, dass das Mädchen ihnen nie begegnet war. Ebenso wenig wie seinen Brüdern, denn er hatte streng darauf geachtet, dass niemand etwas von der Existenz seiner Tochter erfuhr.
    Aber warum hatte Bryn sie so vor ihren Geschwistern abgeschirmt?
    „War es für Dana denn okay, dass sie zu wildfremden Leuten kommt?“
    Er hatte ins Schwarze getroffen. Bryns Zusammenzucken verriet es ihm. Aber rasch hatte sie sich wieder im Griff und sagte: „Von Jack war sie sofort angetan. Er hat ihr Flopsy wiedergebracht, und sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd.“ Bryn schluckte und wurde ernst. „Tatsächlich hatte ich keine andere Wahl, Lokan. Es gab keine andere Möglichkeit.“
    „Es gibt immer eine andere Möglichkeit.“ Er schüttelte den Kopf. „Sie schaffen das nicht. Bei ihnen ist sie nicht sicher.“
    Ihre Züge verhärteten sich. „Sie tun verdammt noch mal ihr Bestes. Und sie sind besser dazu in der Lage als jeder sonst, den ich kenne.“
    „Und die Nummer, die ich dir gegeben habe, die von den Isistöchtern?“
    „Sie haben mir Dana zurückgebracht, als sie von denLeuten der Setnakht-Sekte geholt worden war.“ Bryn war so angespannt, dass sie am ganzen Leib zitterte. „Wie auch immer, es ist nun einmal so, Lokan. Dana ist bei meinen Brüdern, und es hat keinen Zweck, jetzt noch darüber zu diskutieren, was besser gewesen wäre. Ich kann nicht zurückgehen und es rückgängig machen. Und um die Wahrheit zu sagen, würde ich es auch nicht tun. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Tochter bei meinen Brüdern am besten aufgehoben ist.“
    Es kam ihm vor, als stände eine Fremde ihm gegenüber. Sie klang so fest und kühl und sicher in dem, was sie sagte. Sie klang kein bisschen nach Bryn. Dann stutzte er. In seinem Kopf begann es zu arbeiten. Wie kam sie überhaupt hierher? „Bryn, was zum Teufel hast du hier zu suchen?“
    Sie sah ihn mit erhobenen Brauen an. Nun gut, so hätte er das vielleicht nicht sagen sollen, aber nun war es heraus.
    „Ich werde es dir erklären, versprochen. Wir werden unterwegs eine Menge Zeit zum Reden haben“, sagte sie.
    „Unterwegs wohin?“
    „Ich habe auch ein paar Fragen an dich. Aber nicht jetzt. Jetzt müssen wir uns auf den Weg machen.“
    „Und Dana?“
    „Sie ist in Sicherheit. Ich schwöre es dir. Du musst mir das schon glauben.“
    „In Sicherheit? Bryn, du hast keine Ahnung, was da hinter ihr her ist.“ Sutekh. Ein Gott, skrupellos genug, um seinen eigenen Sohn bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen und ihn anschließend in Stücke zu hauen. Das bewies zur Genüge, dass vor ihm auch seine Enkelin nicht sicher war. Dass Bryn davon nichts ahnte, daran hatte Lokan selbst Schuld, schließlich hatte er sie nicht eingeweiht. „Es gibt keinen sicheren Ort für sie.“
    „Es gibt einen. Wenigstens eine Zeit lang. So lange, bis du zurück bist.“ Sie streckte ihre Hand aus, aber anstatt ihm beruhigend über den Arm zu streichen, ballte sie sie zur Faust und ließ sie wieder sinken. „Alles … okay mit dir?“
    Er musste fast darüber lachen, dass ihr, die sonst um Wortenie verlegen war, nichts anderes einfiel. „Ja“, sagte er und nahm sich endlich Zeit, sie in Ruhe anzusehen.
    Irgendwie war ihr Anblick Balsam für seine Wunden, und er wusste nicht einmal, warum das so war. Er sah sie mit einem Teller voll mit Keksen und einem Glas Milch vor sich. Im Geiste hörte er das helle Lachen seiner Tochter. In ihm breitete sich ein Gefühl von Wärme aus – und von Liebe. Aber der Gedanke daran war ihm unangenehm. Oder lag dieses ungute Gefühl einfach daran, dass sich Bryns plötzliche Unruhe auf ihn übertrug? Sie blickte nervös und besorgt um sich, als ob sie etwas Bestimmtes erwartete, etwas, das ihm das Gefühl gab, dass sie am liebsten von hier verschwinden würde.
    „Ich dachte, du wärst tot“, sagte sie und schaute angestrengt in alle Richtungen, nur nicht zu ihm.
    Ja, ich war tot. Und in gewisser Weise bin ich das noch immer. Aber ich werde einen Weg finden, das rückgängig zu machen .
    Als sie ihn dann wieder ansah, schwammen Tränen in ihren Augen. Er hätte ihr gern die Tränen

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