Feuersuende
Hände flach auf die Brust und spürte wieder das Pochen seines Herzens. Seine Lippen forderten ihre Lust heraus und weckten zärtliche Gefühle in ihrem Herzen. Eine Euphorie kam in ihr auf, dass sie seinen kräftigen Körper fühlen konnte, dass er da war, real, dass sie ihn berühren konnte und er sie berührte – beinahe wie in jener ersten, so lang zurückliegenden Nacht.
Nein, sie durfte dem Verlangen nicht nachgeben. Sie würde daran zerbrechen. Es war einfacher, Distanz zu wahren. Sie hatte schon so viele Fehler begangen. Diesen wollte sie nicht auch noch begehen. Aber sie wusste, dass das nicht das war, was sie wirklich im Innersten fühlte.
Nach einer Weile ließ er von ihr ab und lehnte nur sanft seine Stirn an ihren Kopf. Sie waren beide ein wenig außer Atemgeraten. Auch Bryn konnte das nicht ganz verbergen, obwohl sie sich sonst bemühte, sich nichts von dem Tumult der Emotionen anmerken zu lassen, der in ihr tobte.
Lokan hob den Kopf und sah sie aus seinen blaugrauen Augen an. Die gleichen Augen wie die seiner Tochter. Sein Haar war ein wenig länger geworden, und um die Augen herum zeigten sich einige Falten, die vorher nicht da waren. In den sieben Jahren, die sie sich jetzt kannten, war er kein bisschen gealtert, und sein Aussehen war unverändert geblieben. Jetzt sah er zwar auch nicht älter aus, wirkte aber … härter, markanter, fast ein bisschen ausgemergelt.
Ganz in Gedanken strich sie ihm sanft über die Wange. Sie schauten sich in die Augen. Dann gab Bryn einen leisen Seufzer von sich und ließ die Hand sinken.
„Boone meinte, du sähest grauenhaft aus“, sagte sie, während sie sich wieder hinter ihren Schutzwall zurückzog.
„Boone“, wiederholte Lokan. „Dann bist du also der Führer.“ Er schüttelte den Kopf und lachte ungläubig auf. „Du bist ein Supernatural, und ich Idiot hatte keine Ahnung davon. Das ist ja wohl nicht zu glauben.“
„So ist es aber.“ Sie konnte ihm seine Reaktion nicht verdenken.
„Die ganze Zeit war mir, als erinnerte mich Boone an jemanden. Aber ich habe geglaubt, dass ich spinne. Und Boone ist …?“
„Mein ältester Bruder.“
Lokans Gesicht verriet mit keiner Miene, was er dachte. „Und bei ihm ist Dana jetzt?“
„Bei ihm und Jack und Cahn.“
„… deinen anderen Brüdern?“
Bryn nickte.
„Und wie zum Teufel wollen sie für Danas Sicherheit sorgen?“
„Mit den gleichen Mitteln, mit denen es ihnen gelungen ist, dich nach Las Vegas zu bringen. Sie bündeln ihre Kräfte undschaffen für Dana einen Raum außerhalb der Oberweltdimensionen, so einen wie den, in dem du dich befunden hast. Niemand gelangt dort hinein oder heraus.“
Lokan schwieg eine Weile, dann meinte er: „Das ist ein Käfig, Bryn.“
Wer wusste das besser als sie? Sie hatte den größten Teil ihres Lebens in so einem Käfig verbracht.
„Trotzdem ist es der einzige Ort, auf den Sutekh keinen Zugriff hat. Solange du nicht zurück bist, ist es ihr Schutz.“
Lokan stieß ein freudloses Lachen aus. „Und wenn ich zurück bin, was dann?“
„Dann übernimmst du Danas Schutz.“
„So wie ich mich selbst geschützt habe?“ Sein Tonfall war bitterster Sarkasmus.
Bryn war bestürzt, ihn so zu hören. Das klang gar nicht nach ihm, nicht nach dem Lokan, den sie kannte. „Ich weiß, dass du dich für Dana geopfert hast“, sagte sie dann. „Boone hat es mir erzählt.“
„So? Boone scheint ja über eine Menge Sachen gut Bescheid zu wissen. Was hat er noch erzählt?“
„Dass du dich hast töten lassen, damit sie verschont bleibt. Dass dein Vater einen Eid geschworen hat, sie am Leben zu lassen, wenn du deines dafür gibst, und dass er ihr dann nichts tun würde.“
Er legte ihr die Hände auf die Schultern. „Auf die Eide meines Vaters kannst du scheißen.“ Rasch zog er die Hände wieder zurück, als hätte er sich an ihr verbrannt.
„Immerhin konnte Roxy Tam unsere Tochter retten und heil und gesund zu mir zurückbringen.“
„Aber auch nur, weil Sutekh da noch keine Verwendung für sie hatte. Da noch nicht. Mach dir nichts vor, Bryn. In dem Moment, in dem Sutekh meint, dass Dana ihm von Nutzen sein könnte, wird er versuchen, sie sich zu holen. Er wird sie für seine Zwecke missbrauchen und auch töten, ob sie nun seine Enkeltochter ist oder nicht.“
Das war ihr auch klar. Deshalb hatte sie auch ihre Entscheidungen getroffen, nachdem sie sich mit Jack unterhalten hatte. Dana bei ihren Brüdern zurückzulassen war ihr so schwergefallen wie
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